Ständig in Eile – aber mit Weile

HAAG. Norbert Schemer ist ein Urgestein der Kommunalpolitik. Am kommenden Freitag erhält der Haager Ortsvorsteher die "Große Ehrung" der Gemeinde Morbach.

Norbert Schemer ist ein viel beschäftigter Mann, der aber, wenn's drauf ankommt, bereitwillig etwas von seiner Zeit abknapst. Inzwischen hält der Haager Ortsvorsteher dieses Tempo seit 31 Jahren, wofür ihn die Gemeinde Morbach am 20. Mai mit der "Großen Ehrung" ausgezeichnet. Eine verdiente Ehre angesichts der Leistung, Ehrenämter, Dorf und Familie so lange unter einen Hut zu bringen. Wie er das schafft, dafür hat der 67-Jährige ein kleines Geheimrezept: "Man darf das alles nicht zu ernst nehmen, dann klappt's besser." Arbeit hat er reichlich, wenn er zwischen Sitzungen, Verwaltung, Mehrzweckhalle und Verwaltungsgericht pendelt. Dennoch kommt auch die Familie nicht zu kurz. Die Enkel Jana (12) und Julian (15) kommen mehrmals die Woche zu den Großeltern essen und Laura-Sophie (8), die im selben Haus wohnt, ohnehin täglich. "Sicher, da hat man jeden Tag zu tun", sagt Schemer, sichtlich glücklich über diese Art der Vollbeschäftigung. Mit Ehefrau Regina hat er daher eine klare Arbeitsteilung: Die Mahlzeiten übernimmt sie, obwohl der Gatte nicht etwa zwei linke Hände hat und versichert: "Kaffee kochen kann ich." Brennholz machen und das alte Haus umbauen liegen ihm aber mehr. Zwischendurch schaut er in Turnhalle und Grundschule nach dem Rechten, wo er sich auch um die Heizung kümmert. Den "Hausmeister" mache er aber nicht, wie er betont. Denn Geld anzunehmen, käme ihm nie in den Sinn. Wie sollte es auch sonst in einem Dorf funktionieren, wenn nicht jeder bereit sei, mit anzupacken, ist der frühere kaufmännische Angestellte überzeugt, der mit 60 Jahren in Rente ging. "Jeder, der noch was machen kann, der muss was tun", setzt Schemer auf die Hilfe aller. Für die Leute im Dorf sei das aber keine Frage: "Bei uns ist alles sehr harmonisch, da wird zusammen geschafft." Angesichts der demographischen Entwicklung ist er froh, dass es in Haag noch viele Jugendliche gibt. Schemer besucht aber dennoch eifrig Tagungen, die sich mit der verrutschten Alters-Pyramide beschäftigen. Und auch sonst, tut Schemer, was er nur kann, ist in allen Vereinen und im Pfarrgemeinderat Mitglied - nicht nur zahlendes, sondern auch bei jedem Fest zupackendes Mitglied. Ferner singt er freitags im Kirchenchor und engagiert sich im Vorstand des Heimatvereins. Nur ein einziger Verein muss ohne ihn zurecht kommen: die Frauengemeinschaft. "Ich weiß nicht, ob die mich wollen", schmunzelt Schemer. Seine Energie schöpft er aus der Überzeugung, dass ein Dorf nur so leben kann. Es werde ohnehin schwierig genug, alle Angebote weiterhin zu bedienen. Vor 30 Jahren standen ganz andere Probleme an, beispielsweise die neue Einheitsgemeinde, die weder er noch die Bürger damals wollten. Heute ist Schemer ein Verfechter: "Die Großgemeinde war für uns Dörfer sehr gut." Denn Morbach habe die Industrie und bringe Gewerbesteuer. Größere Kämpfe hatte er nie auszustehen, auch nicht im Ort, wo er lediglich bei der Erst-Kandidatur einen Gegenkandidaten hatte. Dennoch wäre er ohne seine Frau, an der viel hängen geblieben sei, sicher nicht so lange im Amt. Sein Fazit: "Es hat mir immer Spaß gemacht, sonst hätte ich längst aufgegeben."

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