Star mit großen Ohren kommt in die Schule

SALMTAL. Fritzi ist ein Fernsehstar – und schlau. Fritzi ist eben eine Füchsin. Sie besuchte mit ihrem Frauchen die Fünftklässler der Regionalen Schule Salmtal.

"Fritzi ist heute gut drauf. Heute morgen wurde sie schon gefilmt." Wie selbstverständlich rückt Micheline Frauenberg bei diesen Worten die lebendige Füchsin auf ihren Schultern zurecht, damit sie in die Foto-Kamera lächelt. Fritzi ist schließlich nicht irgendeine Füchsin, Fritzi ist ein Star. Für drei Filme, unter anderem "Der Fuchs und der Luchs", stand das Ausnahme-Tier, dessen Artgenossen eher scheu sind, schon vor der Kamera und Frauchen ist sich sicher: "Ihr macht es Spaß, im Rampenlicht zu stehen."Fritzi trifft zunächst auf erstauntes Schweigen

Das Rampenlicht heute leuchtet in der Regionalen Schule Salmtal. Alle Fünferklassen wurden zum außergewöhnlichen Biologieunterricht zusammen getrommelt. Als Micheline Frauenberg mit ihrem ungewöhnlichen Haustier in den Armen, begleitet von Biologielehrerin Ulrike Poß, ins Klassenzimmer kommt, herrscht erst einmal erstauntes Schweigen, in das sich überraschtes Lachen mischt. Aber Angst hat niemand. Als die Luxemburgerin den Kindern in der ersten Reihe Fritzi hinhält, strecken alle die Hände aus, um das Tier mit dem weichen Fell zu streicheln. Ein Mädchen darf die Füchsin sogar auf den Arm nehmen. Und dann geht es los mit dem Unterricht. Abwechselnd wiegt Frauenberg das Tier in den Armen, dann setzt sie es wieder auf die Schultern, geht dabei auf und ab und erzählt mit Fragen gespickt munter drauf los. Dabei reißt sie zur Illustration Fritzi mal den Mund auf oder wedelt mit Fritzis Schwanz herum. Das Tier lässt es sich anscheinend gern gefallen. "Ein Fuchs ist kein Haustier, er gehört in den Wald. Wisst ihr warum?" Die Kinder erfahren, dass Meister Reinecke mit seinen riesigen Zähnen so ziemlich alles zerlegen kann und dass er am Tag schläft und nachts auf Wanderschaft geht, um Mäuse zu jagen. Frauenberg nennt ein weiteres Problem: "Wenn Fritzi hier sein Revier markiert, dann stinkt es so, dass ihr zwei Wochen keine Schule mehr habt!" Die Kinder lachen. Dann erfahren sie - zusammen mit der Warnung: "Nicht zur Nachahmung empfohlen!" - wie Fritzi aber doch zum Haustier wurde. Fritzis Mutter wurde von einem Jäger erschossen. Nachdem Micheline Frauenberg schon einmal einen Fuchs groß gezogen hatte, landeten die vier mutterlos gewordenen Welpen bei ihr. Mühsam ernährte sie sich mit Hundewelpenmilch. Doch Fritzi war das kleinste und schwächste Tier in der Runde, die Rotfuchsliebhaberin pflegte es besonders. Das Ergebnis: Als Micheline Frauenberg im Herbst die vier jungen Füchse aussetzte, kam einer immer wieder zurück: Fritzi. Frauenberg gab es schließlich auf, Fritzi immer wieder wegzuschicken. Stattdessen musste die Luxemburgerin nun mit den Behörden ihres Landes kämpfen. Und zumindest beim Amtsschimmel ist Europa sich einig: Es folgte ein absurder Test, der zeigen sollte, ob Fritzi als Haustier gehalten werden kann. Frauenberg erzählt: "Ich musste mit ihr Aufzug fahren, was kein Problem war,. Dann musste sie zwischen Frischfleisch und Schokolade auswählen. Sie wählte die Schokolade. Dabei mag sie gar keine Schokolade. Das hat sie nur gemacht, um zu zeigen, dass sie eine schlaue Füchsin ist." Noch vieles lernen die Kinder, die viele Fragen stellen, an diesem Morgen. Dass Füchse im Hühnerstall in erster Linie die Eier wollen, weil sie viel Kalk benötigen. Dass der dicke Schwanz zur Steuerung nötig ist und dass Fritzi zwar nicht im unterirdischen Bau, aber im Waschbecken schläft. Irgendwann zwischendrin klingelte es zur Pause. Keine Reaktion. Gebannt hängen die Kinder, aber auch die anwesenden Erwachsenen weiter an den Lippen der Fuchsfrau. "Wir wollen weg von dem ‚Aus-dem-Buch-lernen‘, wir wollen Kompetenz von außen", hatte Schulleiter Matthias Richter vorher gesagt. Der Erfolg gibt ihm Recht. Mehr Infos zu Fritzi gibt es im Internet unter www.fritzi.lu.

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