Staubwolken statt schöner Ausblicke

TRABEN-TRARBACH. Wermutstropfen für wohlgelaunte Wanderer im Weinbergsweg zum Mont Royal: Wer sich auf die Verkehrszeichen verlässt, dass der Weg für Fahrzeuge aller Art, ausgenommen Fahrräder, Mofas sowie landwirtschaftlichen Verkehr, gesperrt ist, steht oft unvermittelt in dicken Staubwolken. Der seit Ende 2002 halbseitig asphaltierte Schotterweg ist zur beliebten Abkürzung ins Gewerbegebiet und auch zur Kreisstraße nach Wittlich geworden.

Vier Schilder weisen am unteren Ende der "Weinbergspiste" auf verschiedene Wanderwege hin, doch wer gemütlich den Berg besteigen und innehalten, fotografieren und die schönen Ausblicke genießen möchte, lebt gefährlich: Im Minutentakt brausen Autos und auch schwere Motorräder zu den Stoßzeiten durch den Weinberg, Fahrer und Fahrerinnen aller Altersstufen jagen mit ihren PKW oder großen Firmenfahrzeugen den Hang hinauf und hinunter, oftmals sogleich weiter durch den nächsten Weinberg Richtung Rißbach.Kaum einer bremst für Fußgänger

Kaum einer bremst, wenn Fußgänger auf dem Weg sind, die Passanten werden rücksichtslos eingestaubt. Liane Kuss macht diese unliebsame Erfahrung täglich, wenn sie zur Arbeit geht oder zurückkommt. "Nur ganz wenige fahren langsam", hat sie festgestellt. "Das ist unter aller Sau, wie hier gerast wird", sagt sie, nachdem sie den Staubwolken entkommen ist und die Römerstraße erreicht hat. Wenn alle langsam führen, wäre ihr der unerlaubte Autoverkehr im Weinberg "piepegal", eine Ansicht, die viele Fußgänger auf diesem Weg teilen. Doch den meisten "stinkt" es jetzt, sie haben Abgase und Staubwolken satt und sehen auch eine Gefahr für den Tourismus in Traben-Trarbach."Das ist eine richtige Durchgangsstraße geworden", ärgert sich ein Beschäftigter des Amts für Geoinformationswesen, der gerne zu Fuß geht und regelmäßig eingestaubt wird. Der Polizei ist das Problem bekannt. "Selbst regelmäßige Kontrollen haben nichts gebracht", seufzt Polizei-Oberkommissar Hugo Gutjahr. "Ab sechs Uhr wird gerast", weiß er, und auch Verwarnungsgelder von 15 Euro gegen die Verkehrssünder bewirkten nichts: "Nach drei Tagen fuhren sie dort wieder lang."Die Polizei hat nach Angaben von Gutjahr nur ein Anhörungsrecht bei der Stadt, stellte jedoch bereits vor einigen Jahren einen inoffiziellen Antrag auf Sperrung der Straße, der aber im Sande verlief. "Wir haben nie wieder etwas von der Stadt gehört", sagt Gutjahr augenzwinkernd. Eine versetzte Leitplanke am oberen Ende des Weges, die Radlern und Mofafahrern ein Passieren ermöglicht, könnte den Verstößen gegen die Straßenverkehrsordnung ein Ende machen. "Überholen sie rechts oder links?", das fragt sich oftmals Thomas Korthals, Vorsitzender des örtlichen Personalrats im Amt für Geoinformationswesen, der gerne mit dem Rad auf dem Weinbergsweg zum Dienst fährt und die hohe Geschwindigkeit der Autos als "sehr problematisch" einstuft. Der Personalrat setzte seinerzeit durch, dass der eigentlich für alle Fahrzeuge gesperrte Weg von Rad- und Mofafahrern genutzt werden kann. Sie sollten dort sicherer zur Arbeit gelangen als auf der Kreisstraße, "aber es gibt kaum einen Radfahrer, der auf dem Weinbergsweg nicht schon eine gefährliche Situation durch die Autos erlebt hat", weiß Korthals. Sehr riskant ist der Weg auch für die im Schichtdienst Beschäftigten, die im Dunkeln zu Fuß gehen und auf der unbeleuchteten Strecke den Rasern ausgeliefert sind. Problem kommt auf die Tagesordnung

Empörung auch bei Stadtbürgermeisterin Heide Pönnighaus über das rücksichtslose Verhalten der Autofahrer. "Wir müssen alles dafür tun, dass Traben-Trarbach eine attraktive Stadt bleibt", sagt sie entschieden und verweist auch auf die vielen Wanderer, die in und um Traben-Trarbach unterwegs sind. Wer sich auf dem Weg zum Mont Royal mit seinen prächtigen Ausblicken eher als Zuschauer der Rallye Paris-Dakar fühlt und minutenlang in Staubwolken steht, wird kaum wiederkommen.Heide Pönnighaus will das Problem der unerlaubten Nutzung des Weinbergswegs im Haupt- und Finanzausschuss des Stadtrats auf die Tagesordnung setzen. Brennt Ihnen etwas auf den Nägeln? Dann schildern Sie das Problem auf einem DIN A4-Blatt und senden es an: Trierischer Volksfreund, Stichwort "TV bringt's voran", Hanns-Martin-Schleyer-Straße 8, 54294 Trier; oder als E-Mail an: thema@volksfreund.de

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