Sterben in Würde und Geborgenheit

TRABEN-TRARBACH. 114 Menschen verbringen ihren Lebensabend im Evangelischen Altenzentrum Ida-Becker-Haus in Traben-Trarbach. Hier werden sie liebevoll versorgt und gepflegt, hier feiern sie fröhliche Feste und hier sterben sie auch. Auf diesem letzten Weg werden sie und ihre Angehörigen intensiv betreut. "Begleitet leben, begleitet sterben", heißt das vor zwei Jahren erstellte Projekt des Hauses.

"Sterben ist etwas Normales", sagen Heimleiterin Martina Christoffel, Andrea Bürkle vom Sozialen Dienst und Krankenschwester Karin Bauer im Gespräch mit dem TV . Es beendet das Leben eines jeden Menschen, "und wir wollen diesen normalen Ablauf nicht stören, er soll in Würde und Geborgenheit verlaufen". Regelmäßige Schulungen für die Sterbebegleiter

Doch der Umgang mit Sterbenden will gelernt sein. "Sterbebegleitung kann man nicht mal eben so machen", sagt Martina Christoffel. Sie ist daher sehr dankbar, dass der Mittelmosel-Hospizverein e.V. und seine zweite Vorsitzende Karin Bauer mit dem Haus zusammenarbeiten und das Pflegepersonal sowie ehrenamtliche Helfer mit Rat und Tat unterstützen. Regelmäßige Schulungen geben den Begleitern Sicherheit. "Die Konfrontation mit dem sterbenden Bewohner ist auch immer eine Konfrontation mit dem eigenen Sterben und Vergehen", sagt Andrea Bürkle. Echte Gefühle seien wichtig, es dürfe nichts verdrängt werden. All dies erfordert viel Sensibilität und auch Kraft von den Menschen, die die Sterbenden und ihre Angehörigen begleiten. In fast einjähriger Arbeit entstand das Konzept zum Projekt "Begleitet leben, begleitet sterben". "Es wird hier gelebt", sagt die Heimleiterin. Das Begleiten des Sterbenden heißt nicht festhalten oder zurückhalten, sondern mitgehen auf dem eingeschlagenen Weg, auch einmal stillstehen, warten, da sein. "Wir schieben niemanden ins Krankenhaus ab", sagt Christoffel. Der Sterbende darf in der vertrauten Umgebung seines Zimmers bleiben. Liegt er in einem Zweibettzimmer, so wird dem Mitbewohner ein anderer Raum zur Verfügung gestellt, oder, falls das nicht möglich ist, ein Paravent zwischen die Betten gestellt. Eine Taube als Symbol des Friedens an der Tür signalisiert bereits allen Eintretenden, dass hier besondere Rücksichtnahme angebracht ist. Jeder Wohnbereich hat einen so genannten "Stillen Begleiter". Der schwarze Koffer enthält unter anderem ein handgeschmiedetes Kreuz, einen Kerzenständer, Gesangbücher, Rosenkranz, Broschüren mit Versen und Gedichten und Informationsmaterial und hilft den Mitarbeitern, den Ablauf aller notwendigen Tätigkeiten würdig und sicher auszuführen. Wenn der Verstorbene ein Einzelzimmer bewohnt hat, kann er dort zunächst aufgebahrt werden. Das Licht, das den Toten auf seinem letzten Weg begleitet hat, brennt am "Platz der Erinnerung", an dem auch die hausinternen Traueranzeigen stehen, bis nach der Beerdigung weiter. Anschließend wird der Verstorbene in den "Raum der Stille" gebracht, wo ihm frische Blumen, die im Sinnesgarten des Heimes herangewachsen sind, in die Hände gelegt werden. Auch den Angehörigen gilt die Aufmerksamkeit

Dieser einstmals nüchterne Raum wurde durch Stoffbahnen an den Wänden, Kerzen- und Blumenschmuck verschönert. Zum Zeitpunkt des Begräbnisses erklingt über die Hausanlage das Lied "So nimm denn meine Hände", das auf der Orgel der evangelischen Kirche in Traben eigens für das Ida-Becker-Haus gespielt und aufgenommen worden ist. "Wir versuchen auch, Mitbewohner zur Beerdigung mitzunehmen", sagt Bürkle, aber die Friedhöfe seien oft nicht alten- und behindertengerecht. Abschied nehmen von einem lieben Mitbewohner können die Menschen jedoch auch im Haus, wo es Trauerfeiern gibt, Kerzen, Bilder und ein Kondolenzbuch an die Verstorbenen erinnern. "Die Menschen haben lange hier gelebt und sollen im Bewusstsein der Mitbewohner bleiben", sagen die Mitarbeiterinnen. Doch nicht nur den Sterbenden, auch ihren Angehörigen gilt die Aufmerksamkeit der Mitarbeiter. Denen wiederum stellt das Haus einen Entspannungsraum und Fachbücher zur Verfügung, um sich von den psychischen Belastungen einer Sterbebegleitung zu erholen. "Wir sind dankbar für jeden, der uns unterstützt", sagt Heimleiterin Christoffel. Wer sich für die Hospizarbeit interessiert oder als Trauernder Ansprache braucht, kann sich im Ida-Becker-Haus an Karin Bauer wenden. Sie ist erreichbar unter Telefon 06541/8399-36. Der TV unterstützt die Hospizinitiativen in der Region im Rahmen seiner Aktion "Da sein", die unter anderem dem Aufbau eines Hospiz-Zentrums in Trier dient.

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