Stille Leidenschaft

BERNKASTEL-KUES/ÜRZIG. Für seine 25-jährige ehrenamtliche Mitarbeit im Phänologischen Beobachtungsdienst des Deutschen Wetterdienstes (DWD) hat Günter Erbes aus Ürzig eine Auszeichnung erhalten.

Heidrun Jagoutz, Leiterin der DWD-Außenstelle Geisenheim, überreichte Erbes die Wetterdienstplakette und Urkunde von Manfred Stolpe, Bundesminister für Verkehr, Bau- und Wohnungswesen. Im Beisein von Verbandsbürgermeister Ulf Hangert und Ürzigs Ortsbürgermeister Arno Simon dankte Jagoutz dem eifrigen Pflanzenbeobachter für seine großen Verdienste, die sich der Geehrte um die Meteorologie erworben habe.Erbes beobachtet seit einem Vierteljahrhundert im Gebiet Ürzig die Pflanzenentwicklung als Jahresmelder und seit einiger Zeit auch die Reben als Sofortmelder. Damit gehört er zu den rund 1600 ehrenamtlichen phänologischen Beobachtern des DWD im Bundesgebiet.Die Phänologie ist ein Zweig der Biologie, der das Eintreten bestimmter pflanzlicher Entwicklungsstadien im Jahresverlauf beobachtet. "Eine Tätigkeit, die in der Öffentlichkeit weitgehend unbekannt ist", bemerkt Heidrun Jagoutz. Zusammen mit den hauptamtlichen Stationen des DWD wird dadurch die wetterdienstliche Beratung der Landwirtschaft sichergestellt.Mit viel Idealismus und Engagement betreue Erbes seit 25 Jahren die phänologische Beobachtungsstation in Ürzig. Im Verlauf des Jahres zeichnet Erbes an einer Vielzahl von wild wachsenden und kultivierten Pflanzen die Eintrittstermine bestimmter Entwicklungsstadien auf und gibt den Meldebogen an den DWD weiter.In der Phänologie gibt es zehn Jahreszeiten. Neben der Winterphase werden Frühling, Sommer und Herbst in jeweils drei Phasen eingeteilt - von der Blattentfaltung und Blüte über Fruchtreife bis hin zur Laubverfärbung im Herbst. Darüber hinaus geben die jährlichen Beobachtungen wichtige Hinweise auf lokale Klimaveränderungen. So zeigen die Aufzeichnungen, dass beispielsweise bei der Schneeglöckchenblüte zwischen 1978 und heute eine Verfrühung eingetreten ist.Die Landwirtschaft ist naturgemäß der Hauptnutznießer der phänologischen Beobachtungen. Die agrarmeteorologischen Prognosen des DWD sind ohne ein dichtes phänologisches Messnetz nicht zu erstellen. So betreiben die phänologischen Beobachter auch aktiven Umweltschutz. "Es sind nicht immer die spektakulären Aktionen, die bedeutsam sind, sondern oft die Dinge, die sich in aller Stille vollziehen", lobte Hangert die Kontinuität und Verlässlichkeit des exakten Beobachters."Und die Beobachter werden im Laufe ihrer Tätigkeit richtig süchtig", ergänzte Heidrun Jagotuz schmunzelnd. Das kann Pflanzenfreund und -kenner Erbes bestätigen, der als gelernter Gärtner in der Pflanzenwelt zu Hause ist.Und was war für ihn das spektakulärste Ereignis? "Tja, das Überraschendste oder vielmehr Schockierendste war im vergangenen Jahr der harte Frosteinbruch im April, der die herrliche Pfirsichblüte zunichte machte."

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