Stolpersteine wieder auf dem Weg

Erneuter Anlauf: Die Initiatoren der Gedenk-Aktion Stolpersteine wollen Wittlichs neuen Bürgermeister Jochim Rodenkirch für ihr Projekt gewinnen. Im März war im Stadtrat ein Antrag auf Verlegung der Gedenksteine zurückgezogen worden.

 Stolpersteine erinnern seit November an frühere Bernkastel-Kueser Mitbürger. Sie tragen Namen und Lebensdaten von Opfern des Holocausts. Auch in Wittlich wird nun ein neuer Anlauf genommen, das Projekt voranzutreiben. TV-Foto: Archiv/Winfried Simon

Stolpersteine erinnern seit November an frühere Bernkastel-Kueser Mitbürger. Sie tragen Namen und Lebensdaten von Opfern des Holocausts. Auch in Wittlich wird nun ein neuer Anlauf genommen, das Projekt voranzutreiben. TV-Foto: Archiv/Winfried Simon

Wittlich. Neuer Bürgermeister, neuer Stadtrat, altes Anliegen. Die Initiatoren des Projekts "Stolpersteine für Wittlich" unternehmen einen neuen Anlauf. Wie Hans Jörg Krames mitteilt, habe es ergänzende Gespräche mit dem "Freundes- und Förderkreis des Georg-Meistermann-Museums" gegeben. Der Vorstand des Vereins, dem Krames angehört, habe bei diesen Informationstreffen nochmals seine Unterstützung für diese besondere Form der Gedenkarbeit nachhaltig bekräftigt.

Gestärkt durch diese Unterstützung wollen die Initiatoren nun "auf den Bürgermeister der Stadt Wittlich zugehen und für eine grundsätzliche Zustimmung zu diesem wichtigen Projekt in Wittlich werben", teilt Krames mit. "Dabei sind wir sehr zuversichtlich, dass sich Bürgermeister Joachim Rodenkirch offen für das Projekt zeigen wird."

Den erneuten Anlauf unternehmen Krames und Natalie Vollmer, da ein entsprechender Antrag der Stadtratsfraktion von Bündnis90/Die Grünen - dort war Krames Mitglied - im März 2009 zurückgezogen worden war. Begründung damals war, dass zu jener Zeit eine vernünftige Debatte über das Thema unmöglich gewesen sei. Die notwendige Diskussion sei auch "von verschiedenen Kreisen in Wittlich sowie vom ersten Beigeordneten Albert Klein und der Verwaltungsspitze nicht gewollt" gewesen. Ziel des Projekts "Stolpersteine für Wittlich" ist, beschriftete Plaketten ins Straßenpflaster einzulassen. Damit soll an Menschen erinnert werden, die bis zu ihrer Vertreibung oder Deportation während des Dritten Reichs in den dort stehenden Häusern gelebt haben.

Heftige Wort- und E-Mail-Gefechte



Die Stolpersteine, die es unter anderem auch in Bernkastel Kues oder Trier gibt, waren Gegenstand heftiger Wort- und E-Mail-Gefechte. Während sich neben den Initiatoren unter anderem der damalige Kulturamtsleiter Justinus Maria Calleen für diese Form der Gedenk-Arbeit stark machte, vertrat vor allem der Arbeitkreis jüdische Gemeinde Wittlich eine eher zurückhaltende Position.

Den geordneten Rückzug traten die Stolperstein-Befürworter dann schließlich nach der Streichung der Kulturamtsleiter-Stelle durch den Stadtrat an. In der Folge gab es heftige Auseinandersetzungen. Darin spielte immer wieder Albert Klein eine Rolle, der über Monate hinweg den erkrankten Bürgermeister Ralf Bußmer vertreten hatte. Klein wiederum war lange Zeit Vorsitzender des "Freundes- und Förderkreis des Georg-Meistermann-Museums" gewesen und unerwartet abgewählt worden.

Meinung

Glück und Geschick gefragt

Es war vermutlich die beste Lösung, die Entscheidung für oder gegen die Stolpersteine aus dem Tohuwabohu rund um die Abschaffung des Kulturamtsleiter-Postens herauszuhalten. Ob das Klima für eine konstruktive Diskussion nun besser ist, wird sich zeigen. Mutmaßlicherweise werden alle Beteiligten bemüht sein, nicht erneut Öl ins Feuer zu gießen, da sonst die teils hässliche Kulturdiskussion wieder entflammt. Geebnet ist der Weg für die Gedenksteine unterdessen nicht. Denn bis auf Justinus Maria Calleen sind die gleichen Beteiligten auf dem Spielfeld. Diese Ausgangslage bedeutet eine echte und erste Herausforderung für Bürgermeister Joachim Rodenkirch. Er kann Glück und das richtige Händchen gebrauchen, um in der verzwickten Gemengelage nach dem Rauswurf Calleens den richtigen Weg zu finden. h.jansen@volksfreund.de

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