Straßenbelag spaltet die Geister

ZELTINGEN-RACHTIG. Lange Zeit war das Verhältnis zwischen den einst eigenständigen Orten Zeltingen und Rachtig gespannt. Die seit einigen Jahren herrschende Normalität scheint nun wieder gefährdet.

Heute Abend (ab 18 Uhr) tagt der Gemeinderat Zeltingen-Rachtig. Vielleicht übt der Schauplatz, das Pfarrheim in der Deutschherrenstraße, eine beruhigende Wirkung auf die Ratsmitglieder aus. Dabei geht es nicht um die Themen dieser Sitzung, sondern um ein Vorkommnis in der vorherigen Sitzung.Techniker weist auf Mehrkosten hin

Damals stimmte der Rat über den Ausbau eines Teilstücks der Weingartenstraße im Ortsteil Zeltingen ab. Bei der vorausgegangenen Sitzung des Ortsbeirates Zeltingen hatte sich das Gremium einstimmig dafür ausgesprochen, das Teilstück zwischen Kapelle und Galgenpfad mit Naturpflaster auszubauen. In der Sitzung des Gemeinderates kam es dann aber anders. Techniker Norbert Stein (Verbandsgemeinde-Verwaltung Bernkastel-Kues) wies darauf hin, dass ein solcher Ausbau mit der notwendigen Verfugung Mehrkosten hervorrufe: je nach Ausbauvariante zwischen 26 000 und 48 000 Euro. Nach intensiver Diskussion und einer Sitzungsunterbrechung beschloss die Mehrheit des Rates den Ausbau mit einer bituminösen Fahrbahn. Vorher hatten Ratsmitgleider aus Zeltingen ihre Sichtweise erläutert. Ortsbürgermeister Manfred Kappes wies den Plan aber mit dem Hinweis auf die enorme finanzielle Belastung und noch anstehende Investitionen zurück. Kappes hatte seine Ablehnung auch bereits in der Sitzung des Ortsbeirates formuliert. Nach der Abstimmung verließen Hans-Peter Ehses und Frank Ehses (beide Freie Wählergemeinschaft Zeltingen-Rachtig) unter Protest den Saal. Wenige Tage später flatterte den Zeltinger Bürgern ein Flugblatt der Freien Wählergemeinschaft ins Haus. Darin heißt es unter anderem, Ortsbürgermeister Kappes habe eine Entscheidung herbeigeführt, "die sein wahres Gesicht zeigt". Es sei immer Usus gewesen, dass die Wünsche der Ortsbeiräte vom Gemeinderat mitgetragen werden. Mit der Entscheidung habe Kappes den Kredit bei den Zeltinger Bürgern verspielt. Die Freie Wählergemeinschaft fühle sich von der Entscheidung brüskiert. Sie basiere nicht auf Sachargumenten, sondern folge "ideologischen Denkweisen". Bewusst seien damit wieder die Gräben zwischen Zeltingen und Rachtig ausgehoben worden. Die Kritik der Wählergemeinschaft wird allerdings nicht von allen Zeltinger Bürgern geteilt. Helga Bechtel spricht sogar von "Volksverhetzung". Sie fühle sich bevormundet, wenn ihr in den Mund gelegt werde, dass der Ortsbürgermeister in Zeltingen seinen Kredit verspielt habe. Sie habe immer gehofft, dass der Ausgang der Kommunalwahlen im Jahr 2004 gezeigt habe, was die Bürger in Zeltingen-Rachtig wollen: "Einen jungen Gemeinderat, der mit den alten Querelen nichts mehr zu tun hat und über dem alten Zank zwischen Zeltingen und Rachtig steht", sagt sie. Helga Bechtel äußert Verständnis für die Entscheidung des Gemeinderates. Die Variante mit dem Natursteinpflaster sei zu teuer sagt sie und spricht von "Luxus".Kappes: Ich entscheide nicht nach Ortsteilen

Ortsbürgermeister Kappes bleibt gelassen. "Ich glaube nicht, dass wieder Gräben aufgerissen werden", sagt er. Er glaubt, dass die große Mehrheit der Bevölkerung die Entscheidung des Gemeinderates mitträgt. Für ihn seien nur die Kosten entscheidend - und zwar bei Vorhaben in beiden Ortsteilen. "Ich werde nicht nach Ortsteilen entscheiden" , sagt er. Pikanterie am Rande: Vorgänger von Manfred Kappes als Ortsbürgermeister war Hans-Peter Ehses. Bei der Kommunalwahl 2004 unterlag er Kappes. Ehses hat bereits angekündigt, dass er bei der nächsten Kommunalwahl wieder kandidieren wird.

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