Streit um Lüxems grüne Lunge

WITTLICH-LÜXEM. Am Baugebiet Weisrink scheiden sich die Lüxemer Geister. Die "Interessengemeinschaft Anlieger der Straße Zum Wingert" hat ihre Bedenken beim Bürgermeister eingereicht.

Knapp sei die Zeit gewesen, sagt Petra Thetard, Sprecherin der Interessengemeinschaft, die sich entlang der Straße zum Wingert gegen den Ausbau des Baugebiets Weisrink in seiner geplanten Form ausspricht. Ansonsten hätte sie noch mehr Unterschriften bekommen. Immerhin 53 Unterschriften stehen nun unter den Einwendungen, die sie bei der Stadt gegen den Bebauungsplan eingereicht hat. Kern der Bedenken: Der Grundgedanke "Schaffung preisgünstigen Baulands für junge Lüxemer Familien" sei völlig in Frage gestellt. Auf 106 Euro pro Quadratmeter kommt die Gemeinschaft bei ihrer Kalkulation.Alternative Zufahrten bisher verworfen

Noch nicht berücksichtigt seien dabei die besonderen Bedingungen in einem Feuchtbiotop: Zumindest teilweise Unterkellerungspflicht, Abwasserhebeanlagen, Abdichtungen gegen drückendes Wasser, Ausbesserung oder Erneuerung der Straße "Zum Wingert", die bereits jetzt, ohne Schwerlastverkehr, Risse aufweise. Und der Schwerlastverkehr komme bestimmt: Wenn im Weisrink gebaut werde, würden die LKW nach heutigem Planungsstand ausschließlich über den Wingert fahren. Alternative Zufahrten seien bisher verworfen worden, erstens aus technischer Sicht, zweitens, weil nur ein Grundstückseigentümer das für zusätzliche Straßen notwendige Land verkaufen möchte. Thetard hat gezählt: In Lüxem existieren ohne Weisrink noch rund 50 freie Grundstücke, nicht gerechnet die alten Häuser, die demnächst leer stehen werden. Alle eingegangenen Anregungen und Bedenken würden im Stadtrat beraten, sagt Ulrich Jacoby, Pressesprecher der Stadt. Im Vorfeld sei eine Stellungnahme nicht möglich. Zu alternativen Zufahrtsstraßen könne allerdings eine klare Aussage gemacht werden: Nach eingehender Untersuchung sei klar, dass die Topographie dies nur sehr schwer zulasse. "Die Erschließung (...) von der Straße "Zum Wingert" her ist aus topographischer, bau- und verkehrstechnischer Sicht heraus die optimale Lösung." Zurzeit gebe es 23 Grundstücksinteressenten im Weisrink, teilt Jacoby mit. Bei den Preisen könne sich die Stadt noch nicht festlegen. Die von der Interessengemeinschaft bei ihrer Berechnung angenommenen Herstellungskosten von 760 000 Euro beruhten allerdings auf Schätzungen; genaue Zahlen bringe erst die Ausschreibung der Gewerke. Nach der Begründung des Bebauungsplans werden etwa 19 000 Quadratmeter Bauland zu verkaufen sein. In diesem Punkt habe die Interessengemeinschaft mit 12 000 Quadratmetern ihre Berechnung wesentlich zu niedrig angesetzt. "Ein größerer Teil ergibt bei gleichen Gesamtkosten einen geringeren Quadratmeterpreis." Einer, der den Trubel um den Weisrink nicht verstehen kann, ist der ehemalige Ortsvorsteher Helmut Konrad. In einem Aufstellungsbeschluss des Stadtrats aus den frühen 80er Jahren sei ein Baugebiet von 12,5 Hektar angedacht gewesen - gegenüber jetzt nur 2,5 Hektar. Die grüne Lunge Lüxems, die die Interessengemeinschaft ins Feld führt, liege ganz woanders: entlang des Sterenbachs nämlich. Der würde auch nicht mit zusätzlichem Hochwasser belastet, sagt Konrad. Aus der Flurbereinigung sei der Weisrink seinerzeit bewusst herausgenommen worden. "Damals hat sich niemand beschwert." Er sei als Ortsvorsteher lediglich den Wünschen der Lüxemer nachgekommen. Stephan Caspari, aktiver Wingert-Anwohner, erinnert sich allerdings, dass damals ausdrücklich eine weitere Anbindung zugesichert worden sei. Konrad bestätigt: Ja, dafür habe er immer gekämpft.

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