Streit um die Standsicherheit der Hochmoselbrücke neu entflammt

Mainz/Ürzig · Obwohl längst im Bau, wirft der geplante Hochmoselübergang brisante Fragen auf. Wird die riesige Brücke auf einem Rutschhang sicher stehen? Aus Expertensicht fehlt dazu ein Gutachten. Das Land sagt Untersuchungen zu.

Auf der Hunsrücker Seite streben die ersten Pfeiler der gewaltigen Hochmoselbrücke bereits aus dem Boden. Auf der Eifeler Seite ist es hingegen ruhig. Doch die Ruhe am Ürziger Hang täuscht.

Seit aus dem rheinland-pfälzischen Wirtschaftsministerium interne Papiere an die Öffentlichkeit gedrungen sind, in denen das Baugrundrisiko als "sehr hoch" beschrieben wird, ist der Ürziger Hang zum Gegenstand hochbrisanter Fragen geworden. Im Vordergrund: Ist er standfest?

"Wir haben schon vor mehr als zehn Jahren darauf hingewiesen, dass es sich um einen Rutschhang handelt", sagt Harald Ehses, Direktor des rheinland-pfälzischen Landesamts für Geologie und Bergbau. Immer wieder war es dort zu Hangbewegungen gekommen. Ehses Behörde fordert daher, dass das Gelände intensiv hydrogeologisch untersucht wird - und zwar noch vor dem Bau der Pfeiler.

Denn der Baugrund ist extrem kompliziert. Festes Gestein gibt es erst ab einer Tiefe von 70 Metern. Darüber lagert ein Gemisch aus sehr feinem Material, in dem riesige Felsblöcke eingeschlossen sind. Die Geologen wollen wissen, welche Wege das Wasser nimmt, um das Risiko eines Hangrutsches bewerten zu können. Auch die grüne Verkehrsexpertin Jutta Blatzheim-Roegler hat Landesverkehrsminister Roger Lewentz geschrieben und sich für das von Ehses geforderte Gutachten eingesetzt.

Das Verkehrsministerium bleibt zwar bei seiner Einschätzung, wonach die hohen Pfeiler sicher an den Moselhängen stehen werden. "Wir sind weiterhin der Auffassung, dass der Brückenbau zwar anspruchsvoll, aber ingenieurtechnisch beherrschbar ist", sagt der Sprecher Joachim Winkler. Dennoch hat das Ministerium eingelenkt und auf TV-Anfrage bekannt gegeben, dass es die geforderten Untersuchungen geben wird. "Das geplante Gutachten dient zur Absicherung der bisherigen Kenntnisse und hat nach derzeitiger Einschätzung keine Auswirkungen auf den Bau", sagt Winkler. Die Bearbeitung dauere etwa drei Monate. Ob dadurch der geplante Bau der Pfeiler auf der Eifeler Moselseite verzögert wird, liegt laut Ministerium im Ermessen der Baufirmen.

Blatzheim-Roegler sagt, die Sicherheit am westlichen Rutschhang bei Ürzig gehe vor, selbst wenn sich die bis 2016 veranschlagte Bauzeit verlängere.

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