Stück Tradition versinkt im Wasser

BERNKASTEL-KUES. Die Steuerbord-Seite der "St. Christopher" liegt seit Sonntag vier Meter unter Wasser. Für das Clubschiff des Bootsclubs Bernkastel-Kues, das seit 31 Jahren im Kueser Hafen liegt, bedeutet das das Aus. Die Untersuchungen über die Ursache dauern noch an.

 "Havarie" im Kueser Hafen: Die Steuerbord-Seite des 45 Meter langen "Clubschiffs St. Christopher" liegt bis zu vier Meter unter Wasser. Der Steg ragt "kieloben" aus dem Hafenbecken.Fotos: Maria Adrian

"Havarie" im Kueser Hafen: Die Steuerbord-Seite des 45 Meter langen "Clubschiffs St. Christopher" liegt bis zu vier Meter unter Wasser. Der Steg ragt "kieloben" aus dem Hafenbecken.Fotos: Maria Adrian

Tränen sind geflossen und so manches Mitglied des Bootsclubs Bernkastel-Kues fühlt sich noch immer ganz "mitgenommen" und "geschockt". Am Sonntag ist die "St. Christopher" im Kueser Hafen gesunken. Während Radfahrer und Spaziergänger immer wieder stehen bleiben und fragen, was passiert ist, machen sich zwei Rettungstaucher für einen Tauchgang bereit. Roman Weber und Ralf Martin wollen in den Kajüten des Schiffs nach persönlichen Dingen von Friedel-Josef und Karin Gerlach suchen. Der Hobby-Hafenmeister und seine Frau, die während der Saison an Bord des Clubschiffs leben, waren am Sonntag gerade aufgestanden, als das Desaster begann. Das Schiff, das juristisch betrachtet eigentlich eine schwimmende Anlage ist, da es keinen Motor mehr hat, hatte um 8.30 Uhr schon eine leichte Schlagseite. "Der Steg stand da schon unter Wasser", sagt Karin Gerlach. Feuerwehr, Wasser- und Schifffahrtsamt und Wasserschutzpolizei wurden alarmiert. Die Feuerwehr versuchte noch mit drei Löschpumpen das Wasser abzupumpen, aber vergeblich. "Um 9.30 Uhr ist es dann abgesoffen, wir haben noch gehört, wie das Geschirr aus den Schränken flog", erzählt ein Clubmitglied betroffen. Da alles sehr schnell ging, konnten die Gerlachs nur wenige ihrer Habseligkeiten retten. Karin Gerlach hofft, dass die Taucher noch ihre Kleider und Handtaschen aus der Kajüte retten können. "Da unten ist es dunkel und es ist schwierig, die umher schwimmenden Gegenstände zu greifen", weiß Clubmitglied Eugen Reiß. Der Rettungstaucher war tags zuvor ebenfalls im Einsatz. Gefährlich seien für die Taucher die umhertreibenden Kabel, da die sich an den Sauerstoffflaschen verhaken können. "Aus Sicherheitsgründen gehen deshalb immer zwei Taucher gemeinsam runter", so Preiß. "Es ist schon ein Glück gewesen, dass das nicht in der Nacht passiert ist, dann hätte es Tote geben können", sagt ein Bootsbesitzer, dessen Motorseglers am Clubschiff angelegt hatte. Der Wasserschutzpolizei sei es zu verdanken, dass sein Schiff nicht mit gesunken sei, erzählt er. Zwei Yachtboote, die an der Anlage angelegt hatten, konnten in Sicherheit gebracht werden. Ein kleiner Nachen des Clubs ist ebenfalls mit der "St.-Christopher" gesunken. Neben dem Verlust der Anlage und der Clubräumlichkeiten kommen noch erhebliche Kosten auf den Verein zu. Er muss den "Havarie-Sachverständigen" bezahlen, der überprüft, wie die Anlage geborgen werden kann. Später muss er auch die Bergung bezahlen. Verhandlungen mit einer Bergungsfirma und auch mit der Versicherung laufen bereits. Besonders bedauerlich ist für die Clubmitglieder auch, dass sie in den letzten fünf Jahren noch rund 50 000 Mark in das Clubschiff investiert haben. "Zuletzt hatten wird noch Geld für ein neues Dach ausgegeben", erzählt Manfred Thiesen, zweiter Vorsitzende des Vereins. Auch die Einnahmen des Clubs brechen mit der Anlage weg. Es gab einen Stamm von Bootsbesitzern, die an der St. Christopher anlegten und dafür zahlten. Die Saison sei aber jetzt gelaufen, weiß Thiesen. Daran habe der Verein die nächsten zehn Jahr zu knapsen. Und auch der ideelle Verlust bedrückt den 2. Vorsitzenden. "Es geht auch ein Stück Tradition verloren", sagt er. Das Clubschiff war ursprünglich ein englischer Kohlefrachter, wie ein Vereinsmitglied weiß, bis es zu einem Fahrgastschiff umgebaut wurde. Anfang der 70er Jahre hatte der Verein das Schiff gekauft und seit 31 Jahren lag es nun im Kueser Hafen. Für Thiesen ist klar, dass das Clubschiff verschrottet wird, alles andere wäre zu aufwändig. Wieso die Anlage überhaupt gesunken ist, darüber gibt es noch keine konkreten Anhaltspunkte. Die Untersuchungen laufen noch. Wie die Wasserschutzpolizei bestätigt, sind weder Öl noch Fäkalien ausgetreten. Wie es nun mit der Anlage weiter geht, bleibt abzuwarten. "Wir sind natürlich an einer schnellen Beseitigung interessiert", sagt Marc Spaniol vom Wasser- und Schifffahrtsamt Bernkastel-Kues. Erst müsse aber die Meinung des Sachverständigen abgewartet werden.

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