Suchen und Finden des "Kurzen"

Während Beschädigungen an oberirdischen Freileitungen relativ einfach aufzuspüren sind, bedarf es eines Spezialmesswagens, um Fehler an unterirdisch verlegten Kabeln aufzuspüren. Ein Hochspannungsimpuls hilft dabei.

 Stichwort lombard Herr der Technik: Ralf Lombard ortet mit seinem Messwagen Kurzschlüsse in Hochspannungskabeln. TV-Foto: Harald Jansen

Stichwort lombard Herr der Technik: Ralf Lombard ortet mit seinem Messwagen Kurzschlüsse in Hochspannungskabeln. TV-Foto: Harald Jansen

Wittlich. Aus Spaß wird manchmal Ernst, und aus einer Übung kann im Handumdrehen ein richtiger Einsatz werden. "Eigentlich sollte eine defekte Leitung nur simuliert werden", sagt Rolf Lorig. "Aber der Messwagen steht gerade beim Aldi-Auslieferungslager in Wittlich, weil eine 200 000-Volt-Leitung kaputt ist", sagt der RWE-Pressesprecher bei der Begrüßung im Wittlicher Stützpunkt des Energieversorgers. Zwischen lärmender Autobahn und dem Gebäude des Discounters findet sich dann der Kabelmesswagen, der die defekte Leitung aufspüren kann. Doch wie geht das vor sich? Bei einem Abwasserkanal wird die Leitung mit einer Kamera befahren, um die schadhafte Stelle zu finden. Bei einem unterirdisch verlegten Kabel ist das natürlich nicht möglich. Es bedarf deshalb viel Technik und eines Hochspannungsimpulses, um die Stelle zu finden, an der das Kabel einen Kurzschluss hat. Ehe der Impuls durch die defekte Leitung gejagt wird, wird zuerst der Widerstand der drei Phasen in dem armdicken Kabel gemessen. Und siehe da, ein normalerweise von der Umgebung abgeschirmter Teil des Kabels zeigt vollkommen unnormale Werte an. Das ist gut zu wissen, sagt aber noch wenig darüber aus, wo genau die Stelle zwischen dem Aldi-Lager und dem Cusanus-Gymnasium ist, an der es die Leitung erwischt hat. "Wir schicken einen Hochspannungsimpuls von bis zu 32 000 Volt durch das Kabel", sagt Ralf Lombard. Der Elektromeister ist Herr des Kabelmesswagens und sitzt vor einer Apparatur, die stark an die Geräte für Stromversuche in Physiksälen erinnert. Ein wenig technisch ist dann auch die Erklärung, woran das Gerät im Messwagen erkennt, wo genau die Stelle ist. Pressesprecher Lorig, selbst eher Journalist denn Elektriker, versucht es so: "Es werden Impulse erzeugt, die an der Schadensstelle reflektiert werden."32 000 Volt-Impuls findet den Fehler

Im konkreten Fall ist das Kabel nach einer Strecke von 874 Metern kaputt. Da Lombard und seine Kollegen flugs Karten mit den eingezeichneten Kabeltrassen zur Hand haben, wissen sie schnell, dass der Kurzschluss in der 20 000- Volt-Leitung auf dem Gelände der Ideal-Standard zu finden ist. Dieses aufgrund der Bebauung recht einfache Suchen und Finden wird dann schwieriger, wenn ein Kabel irgendwo in Wald und Flur einen Kurzen hat. Dann greifen Lombard und seine Kollegen zu einem Bodenschallmikrofon, das an ein Schatzsuchgerät erinnert. Dieses Gerät ortet den vom Messwagen alle fünf Sekunden gesendeten Hochspannungsimpuls. Und dieser Impuls hört sich in dem zum Mikrofon gehörenden Kopfhörer an wie ein Knall. Für die Fehlersuche sind die Mitarbeiter des Energieversorgers ausgerüstet mit mobilen Rechnern, die eine GPS-gestützte Karte samt Leitungsverläufen enthält. Diese technische Ausstattung ist auch nötig, denn der RWE-Kabelmesswagen ist im Bereich des gesamten ehemaligen Regierungsbezirks unterwegs. So war Ralf Lombard am Tag vor dem Einsatz in Wittlich in Wallersheim (Eifelkreis Bitburg-Prüm) unterwegs. Und wenn die Besatzung des in Wittlich stationierten Wagens Bereitschaft hat, reicht das Einsatzgebiet bis kurz vor Bonn.Ist die Fehlerstelle erst einmal gefunden, kommt die Zeit der Tiefbauer und der Kabelmonteure. Die reparieren dann die Schadstelle. Sie tun dies, unabhängig davon, welchen Energieversorger der Kunde gewählt hat. Denn das Netz in der Region gehört mit Ausnahme des Stadtbereichs Trier der RWE. Dies gilt nicht nur für den Hochspannungsbereich, sondern auch für die Hausanschlüsse im Niederspannungsbereich. "Auch eine Entstörung in diesem Spannungsbereich kann schon einige Stunden dauern", sagt Lombard. Das liegt dann oft nicht am Finden des Kurzschlusses. Vielmehr verzögert sich das Abklemmen von Hausanschlüssen, weil Mieter oder Hausbesitzer nicht zu finden sind. Da nutzt auch der beste Kabelmesswagen nichts.

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