Süffig-süße Schwelgereien

TRABEN-TRARBACH. Auf zum Mosel-Riesling-Marathon in die Loretta-Halle: 300 Gäste waren angenehm überrascht, dass dort, wo zumeist nur Sport getrieben wird, ein passender Rahmen für die Jungweinprobe geschaffen werden konnte.

36 edle Tropfen aus zwölf Traben-Trarbacher Weingütern durften verkostet werden, und der 2005er überzeugte kritische Schnuppernasen und gewiefte Genießer. Im Städtchen ist wieder einmal ein hervorragender Wein erzeugt worden. Albrecht Eggert, Vorsitzender des Winzerverbandes, freute sich, so viele Gäste in der festlich geschmückten Halle begrüßen zu können, und Stadtweinkönigin Kim I. lud ein zur "außergewöhnlichen Probe eines außergewöhnlichen Jahrgangs". Die Winzerfrauen Ulrike Boor, Anke Eggert, Michaela Emert, Conni Storck und Birgit Trossen erwiesen sich als fachkundige Referentinnen, die das gespannte Publikum umfassend über die einzelnen Weine informierten. Mit vier Roten - Spätburgunder und Dornfelder - sowie drei Weißburgundern wurde die Probenfolge eröffnet, bevor der Riesling die Regentschaft des Abends übernahm. Die Weingüter Karl Caspari, Gerh. Conrad-Bartz, Carl Emert, Emil Franz, C. A. Haussmann, Heinrich Kaess, Louis Klein, Harald Peifer, Römerhof, Friedrich Storck, Bernd Thomas und Jörg Trossen stellten ihre Weine vor, die alle Lust auf mehr machten. Sieben trockenen Tropfen folgten elf halbtrockene beziehungsweise feinherbe Proben, und neun süffig-süße Schwelgereien verführten zum Schwärmen. Den krönenden Abschluss bildeten zwei Beerenauslesen. Viel Beifall gab es für die in Traben-Trarbach produzierten Weine, die sich mit guten Attributen schmücken dürfen: Beerig und blumig, munter und modern, spritzig, saftig und schlank, fröhlich und fruchtig, lebendig und lecker, konzentriert und kraftvoll. Einem feinherben Riesling gestanden die Referentinnen zu, dass man für ihn außer einem netten Gesprächspartner nichts weiter brauche. Der nette Gesprächspartner am Tisch dementierte jedoch umgehend, so ein Wein schmecke ihm auch allein im stillen Kämmerlein. Bei den beiden Beerenauslesen verlautete vom Podium, dass diese Weine nicht beschrieben werden wollen, "weil sie für sich selbst sprechen".Gedichte und der Gefangenenchor erfreuten

Winzermeister Günter Franz erfreute das Publikum wieder mit Gedichten und Versen, die zur Erheiterung und Unterhaltung beitrugen. Seine Vorträge bereichern die Jungweinprobe immer wieder, ebenso die gestandenen Männer des "Gefangenenchors", die unter Leitung von Heinrich Kabbel mit kraftvollen Stimmen ihre Lieder vortrugen und zum Mitsingen und Schunkeln animierten. Die Stimmung im Saal war gut, und der mit voranschreitender Probenfolge anschwellende Geräuschpegel wurde von der hohen Decke bestens geschluckt. Die jungen Weine haben ihre Generalprobe bestanden, jetzt dürfen sie sich weiter entwickeln und alsbald Schluck für Schluck genossen werden.

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