Süß, gesund und bis zu drei Pfund schwer

MARING-NOVIAND. Die Deutschen essen liebend gerne Tafeltrauben. Die allermeisten der süßen Früchte kommen aus ltalien, Griechenland, Spanien, Türkei oder Südafrika. Doch an der Mosel gedeihen auch diese Sorten mit den fantasievollen Namen. Winzer Hans-Dieter Bollig aus Maring-Noviand wird in diesem Jahr 1000 bis 1500 Kilo Tafeltrauben vermarkten.

Noch ist es nur eine sehr kleine Marktnische. Die Erzeugung von Tafeltrauben ist seit jeher das Metier der Südeuropäer. An der Mosel wird bester Wein erzeugt, Tafeltrauben spielen bis dato kaum eine Rolle. Geht es nach dem Willen des Weinbau-Arbeitskreises Mittelmosel, soll sich das bald ändern. Arbeitskreis-Vorsitzender Hans Meyer, der früher die Kreisrebenveredlungsanstalt leitete, sagt: "Für Obst- und Weinbaubetriebe bietet der Anbau von Tafeltrauben einen alternativen Nischenmarkt. Er kann sicher wegen seiner regionalen Spezialität sowohl im Einzelhandel, auf Wochenmärkten und als Ab-Hof-Verkauf an Bedeutung gewinnen." Ein Moselwinzer ist bereits auf den Zug aufgesprungen. Hans-Dieter Bollig aus Maring-Noviand hat im Jahr 2002 die ersten 200 Rebstöcke gesetzt, weitere folgten 2003 und 2005. Derzeit testet Bollig nicht weniger als 30 verschiedene Sorten, rote und weiße. Sie sind alle pilztolerant und müssen lediglich vor der Blüte zweimal gespritzt werden. Die Sortennamen lauten unter anderem Nero, Muskat bleu, Lilla, Fanny, Lakmont, Palatina, Birstaler Muskat oder Angela. Die großen Beeren schmecken frisch-fruchtig, aromatisch süß und haben in der Regel einen angenehmen Muskatton. Hans Meyer: "Der liebe Gott muss es sehr gut mit uns gemeint haben, sonst gäbe es nicht so eine große Auswahl an verschiedenen Tafeltraubensorten." Der Weinbauexperte weiter: "Die Entwicklung neuer Sorten steckt noch in den Kinderschuhen. Sie wird das Sortenspektrum in den nächsten Jahren weiter verändern. Es wird aber einige Jahre dauern, bis sich die Vielfalt der Sorten umfassend beurteilen lässt." Der Anbau von Tafelweintrauben ist sehr arbeitsintensiv, erklärt Winzer Bollig. Die Reben müssen dreimal im Jahr ausgedünnt werden. Die Sorten sind allesamt sehr fruchtbar und bringen vier bis fünf Trauben pro Trieb. Gewünscht ist aber nur eine Traube pro Trieb, die bis zu drei Pfund schwer werden kann. Und diese darf nicht anfaulen oder verletzt werden. Der Kunde will nur absolut einwandfreie Ware. Und die Lese erfolgt auch ganz anders als bei den Weintrauben. Bollig kann nicht alle Trauben an einem Tag reinholen, sondern er muss über mehrere Wochen hinweg immer wieder in den Weinberg, um nur die reifen, zum Genuss geeigneten Trauben abzuschneiden. Das "Lesefenster" beträgt bei manchen Sorten bis zu vier Wochen.Verkauf bei Bungert und Edeka

Bollig hat für seine Tafeltrauben bereits zwei Hauptabnehmer gefunden: das Warenhaus Bungert in Wittlich und den Edeka-Markt in Bernkastel-Kues. Letzterer wurde im Mai diesen Jahres bundesweit zum "Supermarkt des Jahres" gekürt. Mit Ausschlag gebend war dabei, dass der Markt einheimische Tafeltrauben im Sortiment führt. Bollig verkauft einen Teil seiner Trauben auch ab Hof - für 2,50 Euro das Kilo. Die Großabnehmer Bungert und Edeka erhalten entsprechende Rabatte. Der 53-jährige Hans-Dieter Bollig betrachtet die Tafeltraubenvermarktung noch als Hobby. Sie soll aber irgendwann so etwas wie seine Altervorsorge sein. Noch führt er zusammen mit seinem Sohn Carsten das 5,5 Hektar große Weingut.

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