Superschlau in Sachen sicherer Sex

Die Aids-Hilfe Trier e.V. und der Fachbereich Gesundheit der Kreisverwaltung Bernkastel-Wittlich informierten während der landesweiten Aktionswoche zum Thema Aids auch die Schülerinnen und Schüler der neunten und zehnten Klassen der Mont-Royal-Hauptschule in Traben-Trarbach.

Traben-Trarbach. Mit einem großen Info-Stand war die Kreisverwaltung im Foyer der Schule vertreten. Die diversen Broschüren stießen auf reges Interesse bei den Jugendlichen, und die Poster fanden reißenden Absatz. Genau das bezweckt das Land Rheinland-Pfalz, das mit dieser Initiative aufklären und damit eine weitere Zunahme der HIV-Infektionen verhindern will. 1600 Menschen lebten im vergangenen Jahr in Rheinland-Pfalz mit der Krankheit, die sich bundesweit stetig ausgebreitet hat. Zwischen 2001 und 2006 stieg die Zahl der erfassten Neuinfektionen um 81 Prozent.In den Klassen ging es zur Sache, Bernd Geller, Diplompsychologe von der Aids-Hilfe Trier und seine Assistentin Judith Beyrle packten das Thema geschickt, kurzweilig und ohne Tabus an, und die Klasse 9b erwies sich als superschlau in Sachen sicherer Sex. Aufgeteilt in Mädchen- und Jungengruppen gab es zwei Schulstunden lang Informationen."Sex ist bunt und kann alle möglichen Formen haben", erklärte Bernd Geller den neun Jungens der 9b. Bunt war auch der Inhalt des Grabbelsacks, aus dem jeder einen Gegenstand hervorzog, über den dann diskutiert wurde. XXL-Kondome, Gleitmittel, eine Spritze, Alkohol, Vaseline, Latexhandschuhe, Handschellen und vieles mehr. Die Jungens erfuhren, dass sie kostenlos und anonym einen Aids-Test beim Gesundheitsamt machen können, der aber erst drei Monate nach einem ungeschützten Geschlechtsverkehr angebracht ist. Dann haben sich die Antikörper gegen HIV im Blut gebildet. "Lieber ein Kondom benutzen, als sich drei Monate einen Kopf machen, ob was passiert ist", riet der Psychologe, der auch umfassend darüber informierte, wie man sich anstecken kann und wo das Risiko hoch und mittelgroß ist oder praktisch gar nicht besteht. Anhand von Illustrationen wurde eifrig diskutiert. Der Stich einer blutsaugenden Mücke ist ebenso ungefährlich wie Tätowierungen in einem guten Studio, ein Kuss oder Handschlag. Das Risiko beim Oralverkehr wurde als mittelgroß eingestuft, "die Mundschleimhaut ist recht robust", sagte Geller. Auch von eingetrockneter Körperflüssigkeit wie Blut oder Sperma gehe keine Gefahr mehr aus, denn das Virus sei dann tot. "Je tiefer die Verletzung und je frischer das Blut, desto höher ist das Risiko der Infektion", klärte der Experte auf. Offene Wunden, Spritzen, Einstiche und kleine Verletzungen in der Schleimhaut können zu Eintrittspforten für das Virus werden, Druck und Reibung sowie Menge und Art der Körperflüssigkeiten (Blut, Sperma, Scheidensekret, Muttermilch) sind zusätzliche Risikofaktoren. Judith Beyrle informierte darüber, was beim Kondomkauf zu beachten ist, wie sie aufbewahrt werden sollen, und am hölzernen Phallus führte sie die richtige Anwendung vor. Nichts Neues für die 9b. "Perfekt, ihr könnt das alle richtig gut", lobte die ehrenamtlich in der Aids-Hilfe tätige Pädagogik-Studentin. Auch Bernd Geller war angetan. "Es gibt nur wenige Wissenslücken, und die Mitarbeit ist sehr gut, das macht Spaß", sagte er im Gespräch mit dem TV. Zum Schluss gab's für alle eine Lümmeltüte mit Nützlichem zum Schutz vor Aids und anderen sexuell übertragbaren Krankheiten, und die Schüler waren sich einig, dass sie Aids-Kranke nicht als Aussätzige ansehen. "Wir würden ganz normal mit ihnen umgehen."

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