Sylvia Westermann bevorzugt klare Worte

BERNKASTEL-KUES. Vieles ist in den ersten Monaten ihres Tuns auf Sylvia Westermann eingestürmt. Doch die neue Leiterin des Mosel-Gäste-Zentrums weiß mit dem Druck umzugehen.

Eines ist so sicher wie das Amen in der Kirche: Nach Bernkastel-Kues werden die Gäste auch noch in zehn, 20 und 100 Jahren strömen. Die Lage und die Fachwerk-Idylle in der Altstadt sorgen für steten Strom. Wenn die ersten wärmenden Sonnenstrahlen das Tal erfassen, wird ein Durchkommen in der Stadt schwer. Und das ändert sich mittlerweile durch den Weihnachtsmarkt bis zum Jahresende nicht. Doch es gibt Veränderungen. Vielen Leuten sitzt der Euro nicht mehr locker, andere sind bereit, Geld auszugeben, erwarten dafür aber beste Qualität. Renovierungsstau in vielen Betrieben

Seit Anfang des Jahres versucht Sylvia Westermann, beide Seiten davon zu überzeugen, dass ihr Geld in Bernkastel-Kues gut angelegt ist. Auf die neue Leiterin des Mosel-Gäste-Zentrums prasselt die Arbeit geradezu nieder. Die Gründung der Entwicklungsagentur, die das Ziel hat, Bernkastel-Kues in kürzester Zeit zu einer Service-Stadt par excellence zu machen, und das Stadtfest mit diversen Veranstaltungen lassen ihr kaum die Zeit, mit Ruhe an ihr neues Amt heranzugehen. Ihre Arbeit begann mit einer Bestandsaufnahme. Die fällt, zumindest was die Rahmenbedingungen angeht, nicht gerade gut aus. Die Ausstattung der Hotels und Pensionen sei zum großen Teil auf dem Stand von vor 20 Jahren. "Und das gastronomische Angebot genügt den heutigen Ansprüchen auch nicht unbedingt", sagt sie. Der Renovierungsstau sei unter anderem dadurch begründet, dass es an Betriebs-Nachfolgern mangele. Die anhaltend schwierige wirtschaftliche Lage verstärke die Zurückhaltung noch. "Viele Betriebe haben außerdem ein Level, auf dem sie klar kommen", sagt Westermann. Deshalb nütze der erhobene Zeigefinger nichts. Deshalb ist die Touristikerin froh, dass viele Leistungsträger auf das Schiff "Service-Qualitäts-Stadt" gesprungen sind. Es bringe nichts, auf Wellness-Einrichtungen oder ähnliche Attraktionen zu warten. Die Stadt müsse nutzen, was sie hat: Landschaft, Wein, Nikolaus Cusanus, das Gesundheitszentrum auf dem Plateau, Mosel Festwochen etcetera. "Es ist ein Riesen-Potenzial vorhanden", sagt Westermann. Sie will Ziele formulieren und dann sofort in die Umsetzung gehen. "Damit die Leute Erfolge sehen", erläutert sie. Ein konkretes Ziel: Cusanus-Wochen in der ruhigen Zeit (Januar bis April) mit musischen, literarischen und sakralen Veranstaltungen, in die auch die Leistungsträger (Hotellerie, Gastronomie, Einzelhandel) eingebunden werden. Westermann will auch mit den Schifffahrts-Unternehmen das Gespräch suchen. "Dass die Gäste nur rauf aufs Schiff gehen und wieder runter, ist zu wenig", sagt sie. Damit die Stadt sich entsprechend präsentieren kann, ist ein neues Gästejournal notwendig. Westermann: "Das vorhandene ist zehn Jahre alt und wurde immer nur überarbeitet." Verbessert werden soll auch der Internet-Auftritt. Innerhalb des Mosel-Gäste-Zentrums sollen die Abläufe optimiert werden. Wie beim Gästejournal sollen die Wünsche des Gastes im Vordergrund stehen und nicht die Vorgaben der Leistungsträger. Sylvia Westermann ist nun auch für das Weinfest zuständig. "Ich kann aber nicht verändern, was ich noch nicht kenne", sagt sie zu möglichen Neuerungen. Die Zusammenarbeit mit der Stadtspitze sei hervorragend. Stadtbürgermeister Wolfgang Port sei in vielen Dingen unkonventionell. Westermann vergleicht ihn mit dem Filmhelden "Peppone". "Ich bin allerdings kein Don Camillo", sagt sie. Port gibt das Kompliment zurück. "Sie hat schon einige Dinge angeregt und Verbesserungsvorschläge gemacht. Wir haben einen guten Griff getan", sagt er.

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