Symbol für den Aufschwung

TRABEN-TRARBACH. 2004 ist für Traben-Trarbach das Jahr der großen Jubiläen. Nicht nur die Doppelstadt selbst wird 100 Jahre alt, sondern auch der ehrwürdige Bahnhof in Traben. Inzwischen umfunktioniert zu einem Kultur- und Gästetreffpunkt und Sitz des Stadtbürgermeisters, blickt er auf eine große Geschichte zurück.

Traben-Trarbach vor 100 Jahren: Das Städtchen an der Mosel ist im Umbruch, der florierende Weinhandel bringt Geld und Wohlstand in die Stadt, überall wird gebaut, die Stadt wächst zu dem architektonischen Kleinod heran, das es heute immer noch ist. In diese Zeit fällt auch der Bau des Bahnhofsgebäudes in Traben. Bereits 20 Jahre zuvor, von 1881 bis 1883, baute die Eisenbahn die Nebenstrecke Pünderich - Traben-Trarbach, die an die wichtige Strecke Koblenz - Trier anschließt. Damit war Traben-Trarbach mit "der großen weiten Welt" verbunden. Für die wirtschaftliche Entwicklung der Stadt war dieses Projekt von außerordentlicher Bedeutung. Einen Bahnhof gab es damals schon, der befand sich rund 200 Meter moselabwärts von heutigem Bahnhofsgebäude entfernt. Es war ein Einheitsbau, im gleichen einfachen Stil errichtet wie die Bahnhöfe in Kövenig und Reil.Neuer Bahnhof auch aus Imagegründen

Doch die stolzen Doppelstädter wollten ein repräsentatives Gebäude. Nicht allein aus Imagegründen, sondern auch, weil die Bahn von Jahr zu Jahr immer mehr Menschen und Güter beförderte. Manfred Simon aus Pünderich, Vorsitzender des Modell- und Eisenbahnclubs Traben-Trarbach, hat unzählige Dokumente und Fotos gesammelt, die an die Eisenbahngeschichte an der Mosel erinnern. So auch alte Statistiken, die belegen, wie rasant sich die Eisenbahn als wichtigstes Transportmittel entwickelte. 1894 wird die von Traben aus beförderte Personenzahl mit 26 110 angegeben, fünf Jahre später, 1899, sind es bereits 42 642 Personen. Zum Vergleich: 1984 waren es gerade noch 3490 Personen, die in Traben in einen Zug einstiegen. Ähnlich die Entwicklung beim Gütertransport. 1894 wurden am Bahnhof Traben 32 493 Tonnen umgeschlagen, 1899 waren es 61 713 Tonnen. Da ist ein Anstieg innerhalb von fünf Jahren um 90 Prozent. Ganz zu Anfang arbeiten am Bahnhof Traben zehn Bedienstete, um 1910 sogar über 20. Manfred Simon und Uwe Zimmer haben in den vergangenen Tagen eine hoch interessante Fotoausstellung im Alten Bahnhof Traben aufgebaut. Diese ist in den kommenden vier Wochen zu den Öffnungszeiten der Touristinformation, die sich im Erdgeschoss des Gebäudes befindet, zu besichtigen. Das älteste Foto stammt aus dem Jahr 1883 und zeigt den ersten Bahnhof, davor hält eine dampfende Tenderlokomotive. Zu sehen sind der ehemalige Lok-Schuppen und das Elektrizitätswerk mit seinem markanten Schornstein. Ausschnitte aus dem "Lokalanzeiger für Traben Trarbach und Umgegend" dokumentieren zahlreiche Ereignisse um den Bahnhof und die Eisenbahn.Im Krieg werden Kirchenglocken verladen

Welchen Stellenwert der Weinhandel einst in der Stadt hatte, erkennt man auf zahlreichen Fotos, die unter anderem das Verladen von Weinfässern zeigen. 1933, als noch niemand ahnte, welche Katastrophe bevorsteht, feiert die Bevölkerung überschwänglich das 50-jährige Bestehen der Bahnstrecke. Traurig anzusehen ist hingegen das Verladen von Kirchenglocken im Zweiten Weltkrieg. Diese wurden damals zu Kanonen und anderen Waffen eingeschmolzen. Schließlich zeigt die Fotoschau den Beginn der Triebwagen-Ära. Die "roten Brummer" zuckeln viele Jahrzehnte über die landschaftlich reizvolle Strecke, bis sie vor rund zehn Jahren von moderneren Fahrzeugen abgelöst wurden.

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