Tabu-Themen und Werte-Vermittlung

In der Schule wird oft reine Wissensvermittlung betrieben. Die menschlichen Gefühle und Nöte bleiben dabei auf der Strecke. Die Schülervertretung der Berufsbildenden Schule in Bernkastel-Kues möchte ein Zeichen setzen - auch wenn es erst einmal nur für einen Tag ist.

Bernkastel-Kues. (cb) "Wir lernen geometrische Formeln und Rechtschreibung. Wir lernen für Studium und Beruf. Doch um die Probleme von Heranwachsenden kümmert sich keiner." Konrad Bürklein, stellvertretender Schülersprecher der Berufsbildenden Schule Bernkastel-Kues, wählt klare Worte. "Wir müssen auch für das Leben lernen und Werte kennen", sagt er. Am Mittwoch, 2. Mai, soll dem an der Berufsbildenden Schule Rechnung getragen werden. Dann findet dort der "Tag der Toleranz" statt. Initiiert hat ihn, und darauf legt auch Schulleiterin Brigitte Fischer Wert, die Schülervertretung. Mit im Boot sind aber natürlich auch die Pädagogen, in erster Linie die Verbindungslehrer und die Rektorin sowie der Elternbeirat. Am 2. Mai läuft ein umfangreiches Programm ab. Es geht unter anderem um Diskriminierung, Arbeitslosigkeit, Lehrstellenmangel, Religionskonflikte, Drogenmissbrauch und Gewalt.Schüler wünschen Gespräch mit Politikern

Schüler und Lehrer haben zwischen 8.30 Uhr und 13 Uhr die Möglichkeit mit Fachleuten über Tabu-Themen und Probleme der Gesellschaft zu sprechen. Außerdem können sie an Workshops teilnehmen. Gesprächspartner sind Organisationen, Vereinigungen, Kirchen und Parteien. Bis um 13 Uhr richtet sich das Angebot nur an die Schüler und Lehrer der Schule. Ab 13.30 Uhr können sich auch andere Interessenten vor Ort informieren. Um 14.30 Uhr findet außerdem ein Politikforum statt. Vertreter von CDU, SPD, Bündnis 90/Die Grünen und FDP beziehen Stellung zu den Themen Lehrstellenmangel, Jugendarbeitslosigkeit und soziale Schichten. Die Verbindungslehrer Jörg Schütz und Lutz Schneider ziehen mit den Schülern an einem Strang. Beide betonen die Bedeutung der Wertevermittlung. Niemand dürfe ausgegrenzt werden, erläutert Jörg Schütz. "Vorurteile sollen abgebaut, Vorverurteilungen unterlassen werden", sagt der Pädagoge. Deshalb auch der Aufruf "Get it!" ("Versteh doch!"). Nach der Veranstaltung werde die Litfaßsäule in der Schule mit der Frage "Got it?" ("Verstanden?") versehen. Die Schüler können ihre Meinung unter diese Frage schreiben. Dass es auch zu einer Diskussion mit Politikern komme, sei ausdrücklicher Wunsch der Schüler, sagt Lutz Schneider. Dieser Wunsch geht mit der Hoffnung einher, dass die Politiker nicht nur ihre Parteiprogramme abspulen. Um die Resonanz der gesamten Veranstaltung abzufragen, bekommen die Schüler am Morgen eine Laufkarte. In sie ist eine Umfrage integriert.Ziel der Veranstaltung ist es auch, die Kommunikation unter der Schülerschaft, die sich ja wegen der verschiedenen Berufsausrichtung gar nicht kennt, zu verbessern. Auch kulinarisch wird einiges geboten

Sechs Leute der Schülervertretung haben in vielen Stunden die Vorbereitungen getroffen. In der heißen Phase der Vorbereitung und Umsetzung werden sie von weiteren 20 Personen unterstützt. "Das ist schon Pionierarbeit", sagt Konrad Bürklein. Brigitte Fischer ist froh über dieses Tun. "Die Schülervertretung ist sehr engagiert", lobt die Schulleiterin. Darben muss am 2. Mai auch niemand. Schließlich ist der Berufsbildenden Schule die Hotelfachschule angegliedert. Deshalb wird auch kulinarisch einiges geboten.

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