Tatkräftige Solidarität mit Frauen in Not

BERNKASTEL-KUES. Die Ordensschwester Lea Ackermann begründete vor über 20 Jahren in Mombasa/Kenia die internationale Hilfsorganisation "Solwodi – Solidarity with women in distress" (Solidarität mit Frauen in Not). In den Beratungsstellen in Kenia und Deutschland finden Frauen und Mädchen, die durch Sextourismus, Menschenhandel und Zwangsheirat nach Deutschland gekommen sind, Hilfe und Unterstützung.

Über "Das große Geschäft mit der Ware Frau" sprach Lea Ackermann in der Akademie Kues; der Abend wurde gemeinsam veranstaltet von Theresa Spies, Leiterin der Akademie, Claudia Pütz, Gleichstellungsbeauftragte der Verbandsgemeinde Bernkastel-Kues und Maria Spies von der gleichnamigen Geschenk-Boutique. Das Thema geht alle an - und es ging oftmals ein betroffenes Raunen durch die vollbesetzten Reihen der überwiegend weiblichen Zuhörer, als Lea Ackermann über die Hilfsorganisation, ihre Arbeit und Einzelschicksale von Frauen berichtete. Betroffenheit allein aber hilft nicht: "Man muss handeln", unterstrich die Missionsschwester. Die in Saarbrücken geborene Lea Ackermann trat in Trier in den Orden "Unserer lieben Frau von Afrika" ein. Als Ordensfrau war sie zum ersten Mal im Einsatz in Kenia, wo sie in der Lehrerinnen-Aus- und Fortbildung tätig war. "Aber ich hatte mir als Ordensschwester vorgenommen, für die Ausgegrenzten da zu sein, wozu vor allem Frauen und Kinder gehören". So entstand "Solwodi". Seit 20 Jahren kämpft die 68-Jährige mit den Mitarbeitern ihrer Organisation gegen Armutsprostitution, Frauen- und Mädchenhandel und Zwangsheirat. Menschenhandel sei ein Verbrechen, sagt sie, das mitten unter uns geschehe, aber kaum jemand nehme Notiz davon. Dabei werde die "Ware Frau" offen zum Kauf angeboten, täglich in Zeitungsanzeigen, rund um die Uhr im Internet. Dabei mache die große Nachfrage in Gestalt der Freier dieses Geschäft erst lukrativ. In ihrem Vortrag ließ Lea Ackermann Opfer "zu Wort kommen" und berichtete über erschreckende Details - aber auch über die erfolgreiche Arbeit von Solwodi. Mit ihren Büchern, Vortagsreisen, ihren Gesprächen und Diskussionen in den Medien will sie auzfrütteln, zur Aufklärung und Bewusstseinsbildung beitragen. "Denn in der Politik kann sich nur etwas ändern, wenn an der Basis Fragen gestellt werden, wenn viele hinschauen und ihre Stimme erheben", versichert sie. Die Armut sei meist der Auslöser für die "Verführbarkeit" der Frauen, die aus Afrika, Asien, Lateinamerika sowie Mittel- und Osteuropa kommen. Den betroffenen Frauen in Deutschland Hilfe zu geben, sie aufklären und ihnen in ihrem Heimatland eine Perspektive zu geben, sei eine vorrangige Aufgabe von Solwodi. Viele Fragen beschäftigten die Zuhörer. Ist unsere heutige Zeit mehr sexualisiert als früher? Wie gehe ich mit der Sexualität als großer Gabe Gottes sensibel und verantwortungsbewusst um? Die gesellschaftlichen Veränderungen und die unsensible, rohe Darstellung und Verbreitung in den Medien als "Alltagsgeschäft" wurde angeprangert. Dies mache es Erziehungsberechtigten schwer in ihrer Erziehungsarbeit mit neuen Rollenverständnissen, damit Mädchen und Frauen nicht zu Opfern und Jungen und Männer nicht zu Tätern werden. Konkret passiere es vor der Hautür: Denn was solle man davon halten, wenn in einem hiesigen Wochenblatt, das kostenlos in die Haushalte kommt, offen mit eindeutigen Anzeigen für "Sex" geworben wird? Das laufe dem Jugendschutz entgegen, "und dagegen könnten wir etwas tun", lautete die Aufforderung aus dem Publikum.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort