Tausendundeine Mittagsstunde

WITTLICH. (sos) Er hat ein riesiges rotes Geweih, gelbe Haut, passt in eine Hand, bringt Leute auf Trab und ist aus Plüsch. Um einen SWR3-Elch zu ergattern, strömten gestern Mittag rund 1000 Menschen auf den Wittlicher Marktplatz.

Die Sonne schien, und alle waren glücklich, dank Mirjana und Christine und ihrer typischen Handbewegung: Griff rein in die Kiste, Tütchen mit einem Elchlein rausgezupft, ein freundliches "Bitte schön", Elchübergabe und schon wartet der Nächste auf ein geschenktes Maskottchen. Der Wittlicher Marktplatz ist proppenvoll. Nach dem Schlangestehen wird ein Schwätzchen gehalten, wann trifft man sonst spontan so viele Bekannte? "Ich habe meinem Mann gesagt, dass ich hier bin, damit er nicht zum Essen kommt", sagt eine Frau. Ihr Töchterchen nestelt am Elch, der in Plastik verpackt ist. Ihr Bruder überlegt noch, wie er ihn taufen wird: "Das fällt mir dann zu Hause ein." Spätestens als das Stichwort "Säubrennerkirmes" im Radio fiel, wussten alle, dass "Elchalarm" in Wittlich sein würde. Jung und alt machten sich auf die Socken. Vorher waren die Hinweise kniffeliger: "Erst kam Klosterberg. Da kam ich nicht drauf, dass das eine Wittlicher Weinlage ist." Einen Monzelfelder hat die Freundin angerufen, dass der Radiosender in Wittlich Station macht. Nun stehen beide vorm Rathaus: "Das ist doch sehr lustig. Man freut sich, dass man so ein Ding abbekommt." Auch ein älterer Herr ist jetzt stolzer Elchbesitzer: "Der ist für die Enkel. Dafür ist der Opa schließlich da, so etwas zu holen, wenn die noch in der Schule sind." 30 Minuten dauert die Aktion. "Achtung, nur noch eine Minute", dröhnt es aus den Lautsprechern. "Schnell, hol' Dir einen", feuert eine Frau einen Jungen an. Dann: Musik aus, der Spuk ist vorbei. Josh Kochhann steigt aus dem Reporterwagen, der neben dem alten Rathaus steht, und checkt die Lage: "Ah, tausendundeins Elche verteilt, natürlich aufgerundet! Das ist ein sehr guter Schnitt." Mirjana räumt die letzte Kiste zurück in den "Elch-Laster". Muskelkater hat sie nicht, trotz Fließbandarbeit. Ihr hat es gefallen: "Das ist ein wunderschöner Platz hier. Die Leute sind gut drauf, die Sonne scheint, super."

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