Therapie mitten im Grünen

MANDERSCHEID. Seit 40 Jahren kommen Patienten in die Eifelklinik. Drei Jahrzehnte waren es Menschen mit internistischen Problemen, seit 1993 kümmert sich das Klinik-Personal um psychosomatisch Erkrankte.

Für Deutschland war der Versuch einzigartig: Mitten im laufenden Klinikbetrieb stellte die Landesversicherungsanstalt Rheinprovinz den Behandlungsschwerpunkt ihrer Reha-Klinik um. Waren es von 1963 bis 1993 internistische Krankheiten, um die sich ein vielköpfiges Team medizinischer und therapeutischer Kräfte kümmerte, sind es seitdem die psychosomatischen Fälle. "Pro Jahr kommen 1500 bis 1700 Patienten zu uns", berichtet Verwaltungsdirektor Thomas Kaut. Mobbing im Job, drohende oder bereits eingetretene Arbeitslosigkeit, aber auch nicht verkraftete Extremsituationen im Privatleben wie Trennung, Tod und Scheidung können zu Lebenskrisen führen, in denen Betroffene ernst zu nehmende Symptome entwickeln. Zwei Drittel der Behandlungen erfolgreich

Die Krisen können behandelt werden: Mit Gesprächen, Gruppen-, Musik-, Gestaltungs- und Bewegungstherapie wird es in Manderscheid rund zwei Drittel der Patienten ermöglicht, wieder besser mit sich selbst und dem Alltag klarzukommen. Diese Erhebung berücksichtigt nicht den Zustand zum Zeitpunkt der Entlassung, sondern das Langzeitergebnis der Behandlung. Aus der internistischen Tradition der Eifelklinik hat sich als ein Schwerpunkt der jetzigen Arbeit die Folgeerscheinungen von organischen Erkrankungen ergeben. Leben lernen mit seiner Krankheit, wie immer sie auch heißt, ist ein Ziel in Manderscheid. Ein weiterer Schwerpunkt sind frauenspezifische Probleme wie ein unerfüllter Kinderwunsch, Wechseljahre, Tumor-Erkrankungen an Brust oder Unterleib, weshalb auch eine Gynäkologin zum Team zählt. "Meist ging ein stationärer Aufenthalt in einem Akutkrankenhaus voraus", erläutert Chefarzt Dr. Roland Koechel. Im Gegensatz zu einer Kur, die passive Anwendungen ins Zentrum der Behandlung stelle, gehe es in der Eifelklinik um echte Rehabilitation der Kranken: Die Menschen werden professionell dazu angeleitet, ihr Leben wieder selbst in die Hand zu nehmen. Dazu trägt sicher auch die traumhafte Lage der Klinik bei: eingebettet in das saftige Grün von Wäldern, soweit das Auge reicht. Als Wirtschaftsfaktor in der strukturschwachen Eifelregion ist die Klinik nicht mehr wegzudenken: 130 Beschäftigte vom ärztlichen über das therapeutische Personal bis hin zu Reinigungskräften und Mitarbeitern, die sich um die Mahlzeiten kümmern, alle bezahlt nach tariflich festgelegten Löhnen und Gehältern. Oft besuchen die Lebenspartner am Wochenende ihre bessere Hälfte und füllen so auch die Betten der Privatpensionen. Nachweislich kommen die meisten dieser Besucher wieder. Was für ehemalige Gäste der Jugendherberge gilt, gilt auch für Reha-Patienten und deren Angehörige: Wer einmal in Manderscheid war, kehrt zurück. Zum Geburtstag lädt die Klinik am Sonntag, 21. September, zwischen 11 und 17 Uhr zu einem Tag der offenen Tür ein. Koechel und Kaut freuen sich schon darauf: Beim letzten Mal, vor zehn Jahren, waren rund 3000 Neugierige gekommen.

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