"Tiefbaustelle" am Litziger Brunnen

TRABEN-TRARBACH. Eine "Tiefbaustelle" sorgt derzeit für Aufsehen im Trabener Ortsteil Litzig. Die Wurzeln einer Pappel hatten das Fundament des einst von Steinmetzmeister Bernhard Wendhut (1875-1944) geschaffenen Brunnens beschädigt, und die Litziger Bürgergesellschaft geht die Sache jetzt gemeinsam mit der Stadt von Grund auf an.

"Das geht Hand in Hand", sagt Max Knod, Erster Vorsitzender der Litziger Bürgergesellschaft, der sich besonders über die gute Zusammenarbeit mit Stadtbürgermeisterin Heide Pönnighaus freut. Das Wasser sprudelte schon lange nicht mehr aus dem Fischkopf, den die Sandsteinfigur in den Händen hält. Die Litziger wollen, dass der Brunnen künftig ein Mittelpunkt in ihrem Ortsteil wird; es sollen Bänke und ein Schaukasten, in dem sich die Gesellschaft präsentiert, aufgestellt werden. "Bei Heide Pönnighaus stießen wir mit unserem Anliegen auf offene Ohren, und die Sache hat Schwung bekommen", berichtet Knod. Doch erst einmal musste tief gebuddelt werden. Die Bauarbeiter Werner Reis und Christopher Lützig stehen in der zwei Meter tiefen Grube, die Wolfgang Stern ausgebaggert hat. Die Wurzel der Pappel wurde entfernt, jetzt wird eine Bodenplatte gegossen, und Strom- und Wasseranschlüsse müssen gelegt werden. Bis zum Frühjahr, so hofft Knod, werden die Arbeiten fertig sein, und mit Saisonbeginn soll wieder Wasser in dem von Bernhard Wendhut im Jahr 1909 erschaffenen Brunnen fließen. Dem rührigen Vorsitzenden schwebt noch ein Fahnenmast am Platz vor, und abends soll der Brunnen angestrahlt werden. "Früher saßen die Menschen vor der Tür und haben von alten Zeiten erzählt", sagt Knod, und er hofft, dass der neu gestaltete Brunnenplatz ein Treffpunkt zum Plaudern und Ausruhen wird. Steinmetz restauriert Werk seines Großvaters

Litzig war einst eine eigene Gemeinde wie Traben und Rißbach, und die Litziger Bürgergesellschaft wird im 17. Jahrhundert erstmalig urkundlich erwähnt. "1904 wurde sie als Genossenschaft beim Amtsgericht eingetragen", sagt Knod, dessen einstiger Amtsvorgänger in der Litziger Bürgergesellschaft Martin Knod 1909 von Meister Wendhut in Sandstein gemeißelt wurde. "Vielleicht war er der Attraktivste oder hat das meiste Geld gegeben", schmunzelt Max Knod. Unterlagen über den Brunnenbau und was für ihn bezahlt wurde, gibt es nicht mehr. Sie sind verschollen, ebenso wie die alten Bücher, die die Litziger einst geführt haben. "Es gab so etwas wie Gemeinderatssitzungen, und darüber wurden Protokolle angefertigt", weiß Knod, der die Hoffnung hat, dass die Unterlagen noch irgendwo in der Stadt schlummern, vielleicht auf einem Speicher in Vergessenheit geraten sind. Unterdessen befindet sich die Brunnenfigur samt Trog und zwei Sockeln in guten Händen. Steinmetz- und Bildhauermeister Ulrich Wendhut, ein Enkel des Erschaffers, hat sich der aus gelbem Sandstein gefertigten Arbeit angenommen. Kleinere Blessuren seien beim Abbau nicht zu vermeiden gewesen, weiß der Fachmann, der das Werk seines Großvaters in den Vorjahren schon einmal restaurierte, als Fischkopf und Knod-Nase beschädigt worden waren. Reinigung und ein neuer Anstrich, der die hellgelbe Originalfarbe des Sandsteins wieder zur Geltung bringen wird, stehen neben Ausbesserungsarbeiten noch auf dem Programm des Meisters, der den 2,50 Meter hohen Brunnen im nächsten Jahr am schmucken Standort wieder aufbauen wird.

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