Tierisch schwach

Weder außergewöhnlich schöne noch besonders viele Bilder aus Stadt und Region Bernkastel-Kues gab es im Film "Tierisch verliebt" zu sehen, den die ARD am Freitag um 20.15 Uhr ausstrahlte. 3,83 Millionen Zuschauer sahen eine Schnulze erster Klasse.

 Viele Zuschauer sind enttäuscht von dem Film „Tierisch verliebt“, der am Freitag in der ARD gezeigt wurde. Hier eine Szene mit dem alleinerziehenden Sebastian (Gregor Törzs) und seiner Film-Tochter Kira (Géraldine Raths) bei einem Ausflug auf der Mosel. Foto: ZDF

Viele Zuschauer sind enttäuscht von dem Film „Tierisch verliebt“, der am Freitag in der ARD gezeigt wurde. Hier eine Szene mit dem alleinerziehenden Sebastian (Gregor Törzs) und seiner Film-Tochter Kira (Géraldine Raths) bei einem Ausflug auf der Mosel. Foto: ZDF

Bernkastel-Kues. Freitagabend, 20.15 Uhr - für die Fernsehstationen ist das einer der wichtigsten Sendeplätze auf der Jagd nach Marktanteilen. Das Erste versuchte es am Wochenende mit dem Film "Tierisch verliebt", der 2007 an der Mittelmosel gedreht wurde (der TV berichtete). Übermäßig erfolgreich war dieser Versuch allerdings nicht.

Nur 13,4 Prozent Marktanteil



Laut Angaben des Online-Fernsehmagazins Quotenmeter.de landete der Liebesfilm mit 3,83 Millionen Zuschauern und 13,4 Prozent Marktanteil zwar noch im Bereich der Erwartungen. Für den Sender sind die Zahlen aber die schlechtesten an einem Freitagsabend seit Wochen. Den ersten Platz im "Quoten-Rennen" machte erwartungsgemäß Günther Jauchs "Wer wird Millionär?". 8,59 Millionen Menschen schalteten dort ein, der Marktanteil lag bei 34,4 Prozent.

"Tierisch verliebt" erzählt die Geschichte der Pferdenärrin Katharina, auf deren Reiterhof eine schlimme Seuche festgestellt wird. Im Kampf um das Leben der Tiere steht ihr Veterinär Sebastian mit Rat und Tat zur Seite. Zwischen beiden entwickelt sich schließlich eine Liebesbeziehung. Dabei konnten die Bernkastel-Kueser ihre Stadt von einer ganz neuen Seite kennenlernen. Bernkastel hatte plötzlich ein zweites Gymnasium, in der Stadt gab es wieder einen Bahnhof, auf dem ab und zu noch Züge anhalten, und der mittelalterliche Marktplatz wurde zum Jugend-Treffpunkt.

Inhaltlich entsprach der Film ganz den Erwartungen. Die Zuschauer sahen eine klassische "Schmonzette", ein kitschiges Liebesstück mit viel Gefühl, in dem gleich eine ganze Reihe von Laiendarstellern aus der Region mitspielten. Unter ihnen war auch der echte Stadtbürgermeister Wolfgang Port, der als Komparse mit einer Sprechrolle bislang unentdecktes Schauspiel-Talent unter Beweis stellte.

Dennoch sind die Bernkastel-Kueser nicht unbedingt froh mit dem Film. Mehrere enttäuschte Zuschauer meldeten sich am Samstag bei unserer Zeitung. Kritisiert wurde, dass weder außergewöhnlich schöne noch besonders viele Bilder aus dem Moseltal und der Stadt gezeigt wurden.

Gelegenheit, sich von ihrer besten Seite zu präsentieren, hatte die Stadt nicht. "Es war nicht das, was wir erwartet hatten", sagt auch Barbara Jakobs. Die Mitarbeiterin im Mosel-Gäste-Zentrum erklärt: "Die Prospektanfragen sind zwar in den vergangenen Tagen stärker als üblich, es gab allerdings auch schon Sendungen, da hatten wir deutlich bessere Reaktionen als diesmal."

Meinung

Viele Leute wissen es besser

Für die eindrucksvolle Darstellung faszinierender britischer Landschaften, die einen wahren Besucheransturm auslöste, sind die Schriftstellerin Rosamunde Pilcher und Claus Beling (ZDF) 2002 mit dem "British Tourism Award" ausgezeichnet worden. Die Macher von "Tierisch verliebt" werden sicher keine Auszeichnung bekommen. Zum Teil richtig düstere Bilder, wie der Geisterbahnhof oder der Marktplatz bei Nacht, laden nicht gerade zum Besuch ein. Von der tollen Landschaft war viel zu wenig zu sehen. Ein Glas Wein wird erst ganz zum Schluss auf dem armseligen Winzerfest getrunken. Handy-Empfang ist eher Glückssache, die Reitstall-Besitzerin wechselt die Männer wie andere Leute die Hemden, der Bürgermeister ist eine Marionette, die Pizza schmeckt fad, und Neubürger werden argwöhnisch beäugt. Das mag es alles geben, aber es kommt in einer zu großen Dosis daher. Am Ende sind zwar, wie bei solchen Schnulzen üblich, alle Beteiligten glücklich. Doch es bleibt der Eindruck: Das Landleben ist eher langweilig, und dementsprechend treten auch die Menschen auf. Einziger Trost: Millionen von Gästen, die jedes Jahr an die Mosel kommen, wissen es besser. c.beckmann@volksfreund.de

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