Der 4. Oktober 1887 war ein Dienstag, und "Toll", der Hund des Herrn Hanzo, leistete sich ein tolldreistes Stück. Mit seiner Spürnase machte er sich von seinem Anwesen "An der Mosel"/Ecke Kaiserstraße auf in die Aacher Straße, wo Metzgermeister Immig sein Geschäft hatte. Was sich dort zugetragen hat, ist dem am selben Tag verfassten Schreiben an Herrn Hanzo zu entnehmen, den wir hier - samt allen Fehlern - abdrucken: "Theile ihnen hierdurch mit, das ihr Hund mir schon öfters verschiedenes Fleisch und Wurstwaren endwendet hat aus meinem Laden, sogar bei verschloßenen Thüren über die Tecke gesprunken. Am heutigen Tage, dem 4. 10 1887 hat er mir cirka 2 Pfund Schwardemagen aus meim Laden endnommen - kann es durch Zeugen beweisen. Ersuche sie für den Schaden von 1 Mark 60 Groschen hiermit aufzukomen und zeige hiermit an so ich noch mahl ihren Hund in meiner Behausung andrefe das er nicht mehr Lebend heraus komt. Chr. Imig." Antwortschreiben in 32 launigen Versen

Jean Hanzo fackelte nicht lange und verpackte seine Antwort noch an jenem Dienstag in 32 launige Verse, die mit den Worten beginnen: "Mein lieber Herr Immig! Warum gleich so grimmig? Ich empfing Ihren großen Schreibebrief, nach welchem mein Toll in Ihren Laden lief und sich ohne Erlaubniß einen Bissen hat genommen, noch ehe Sie ihm sind an seinen Pelz gekommen". "Toll" behaupte, so das Herrchen, "vielmehr fest und unumwunden, er habe die Thüre Ihres Hauses stets offen gefunden, wodurch einzig und allein er verleitet worden sei, sich hinzugeben dieser gemeinen Schnaußerei". "Toll" bestreite überdies "die Richtigkeit Ihrer Gewichtsangabe, da niemand ihm den Schwartenmagen vorgewogen habe. Zwei Pfund könnten es unmöglich gewesen sein, denn solche gingen in keinen Schrötermagen hinein". Dazu will "Toll" einen Imig überhaupt nicht kennen, "weil der, bei dem er verkehrt, sich Immig thät nennen. Trotzdem sende er Ihnen, weil er Schulden machen hasse, diesmal hierbei eine Mark sechzig per Casse. Sie flehentlich anheulend, ihm in Lieb zu vergeben und namentlich zu schonen sein theures Leben". Eine verschlossene Ladentür bat "Toll" sich künftig aus, "dann blieb er nächstens von selbst aus Ihrem Haus". Hanzo sandte seine Grüße an den Schlachter achtungsvoll und "ohne Groll". Nicht überliefert ist, ob "Toll" seine tollkühnen Ausflüge eingestellt hatte und die genussvollen Gaumenfreuden damit für ihn ein Ende hatten.