Tonsprache ohne Kitsch

TRABEN-TRARBACH. (gkl) Geistliche Lieder und Orgelwerke der Romantik und der Gegenwart standen auf dem Programm eines Konzertes in der evangelischen Peterskirche in Traben-Trarbach. Ausführende waren der Bariton Andreas Gensch und Kantor Jürgen Rehberg.

Das "Vater unser" ist ein alle christliche Religionen verbindendes Gebet, dessen Text Christus selbst seiner Kirche hinterlassen hat. Seine Bitten enthalten alles, was für das Leben eines Christen wichtig ist. Dieses Gebet stand im Mittelpunkt eines geistlichen Konzertes in Traben-Trarbach. Ausführende waren der Traben-Trarbacher Kantor Jürgen Rehberg und der aus Langenselbold stammende Bariton Andreas Gensch. Die musikalische Grundlage für das zentrale Thema dieses geistlichen Wochenabschlusses, zu dem sich nur eine kleine Zuhörerschar in der Peterskirche versammelt hatte, stammte von Peter Cornelius. Als Opus 2 hat Cornelius im Jahre 1856 einen neunteiligen Liederzyklus verfasst. Jedes einzelne der Lieder ist einer Bitte aus dem Vater unser gewidmet. Cornelius kommentiert diese Bitten, erzählt ihren Inhalt nach und gibt so sehr viel von seiner eigenen religiösen Weltanschauung preis. Eingerahmt war der Zyklus von zwei Liedern von Joseph Gabriel Rheinberger ("Seht, welche Liebe" und "Wenn alle untreu werden") aus dessen Opus 157, sowie von verschiedenen Orgelwerken. Mit Gensch hatte Rehberg einen Bariton verpflichtet, der sehr gefühlvoll mit den Liedern umzugehen wusste. Seine weiche, gleichwohl aber sonore Stimme erwies sich als sehr geeignet, die romantische Tonsprache zu interpretieren. Gensch hütete sich dabei, in süßlichen Kitsch zu verfallen, wie es gerade mit Liedern des 19. Jahrhunderts gerne gemacht wird. Demut, Hoffnung, tiefe religiöse Überzeugung wusste er den Zuhörern zu vermitteln, ohne in irgendeiner Form seine Vorträge künstlich zu überzeichnen. Rehbergs Begleitung machte Genschs Bemühungen an manchen Stellen leider zunichte, da die getroffene Registerauswahl der Orgel zu kräftig gewählt war. Der Pfeifenklang überflügelte den Gesang und schob sich teilweise all zu sehr in den Vordergrund.Orgel hat "herben" Charakter

Insgesamt betrachtet kam überhaupt die Frage auf, ob das Instrument der Peterskirche für diese Art Musik geeignet ist. Es hat einen barocken, herben Charakter, dem die Innigkeit der Romantik fehlt. Dies wurde auch bei den reinen Orgelwerken, etwa bei Camillo Schumanns "Intermezzo" aus der sechsten Orgelsonate oder bei der "Invokation" von Sigfrid Karg-Elert deutlich. Die fließenden dynamischen Übergänge, von denen diese Kompositionen leben, wollten Rehberg nicht gelingen. In ihrem Element war die Orgel hingegen bei den beiden zeitgenössischen Choralvorspielen, die Rehberg im Programm vorgesehen hatte. Als besonders gelungen muss man Oskar Gottlieb Blarrs "Meine Seele ist stille zu Gott" bezeichnen. Es passte thematisch gut ins Programm und stellte der Demut des vocalen Teils eine ganz andere, aber nicht weniger aussagekräftige Tonsprache gegenüber. Herzlicher Applaus dankte den Ausführenden, denen trotz kleiner Mängel ein inhaltsreicher Wochenausklang gelungen war.

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