Totschlag: Vorwürfe gegen die Polizei

MANDERSCHEID. Der 54 Jahre alte Horst F. soll am Dienstagabend seine Ehefrau getötet haben. Hätte die Tat verhindert werden können, wenn die Polizei früher auf Anrufe reagiert hätte? Diese Frage werfen Nachbarn des Paares auf.

Manderscheid am Mittwochvormittag: Rote und gelbe Luftballons vom Karnevalsumzug flattern in der Hauptstraße. Sie passen so gar nicht zu dem, was sich am Vorabend ereignet hat. Der 54-jährige Horst F. soll in seiner Wohnung in der Nähe des Maarmuseums seine Ehefrau getötet haben. Die Polizei geht davon aus, dass schwere Kopfverletzungen, verursacht von einem massiven Gegenstand die Todesursache sind. Am Tatort sind die Spuren des Dramas noch zu sehen: Im Hausflur sind überall Bluttropfen auf dem Boden verteilt. Aufgeregt erzählt der Nachbar, der über den F.s wohnt, Ebrahim Naghel Khangheh, vom Vortag. Schon am Morgen hätten - wie so oft in den vergangenen Wochen - die F.s heftig gestritten. Als die Brüllerei trotz Beschwerden bis zum frühen Nachmittag nicht endet, ruft Khangheh die Polizei. Sie kommt. Horst F habe breitbeinig da gesessen, viele Bierdosen um ihn rum. F.s Frau habe gezittert, sagt Khangheh. Er erstattet Anzeige. Die Polizei verlässt Manderscheid wieder. Am Nachmittag klopft die Frau von F. an Khanghehs Tür und bittet um Hilfe. Khangheh öffnet und erschreckt. Hinter der Frau habe Horst F. mit einem Messer gestanden, sagt er. Er habe die Tür geschlossen und zwei Mal bei der Polizei angerufen. Erfolglos. "Hätten Deutsche die Polizei gerufen, wäre sie sofort gekommen", so Khanghehs Vorwurf. Lautes Rumpeln gegen 19.30 Uhr, vermutlich das Eintreten der Haustür durch F, veranlasst Khangheh, vor seine Tür zu schauen. Er entdeckt Blutspuren im Flur. Als die Polizei - diesmal herbeigerufen von einer Deutschen, die ein weiterer ausländischer Nachbar um Hilfe gebeten hat - gegen 21 Uhr kommt, liegt die Frau von F. bereits tot in der Wohnung des Paares. Horst F., der für die Polizei als einziger für die Tat in Frage kommt, finden die Beamten alkoholisiert bei der Nachbarin im Nebenhaus, Ramona Lescher. Auch Lescher hat die Polizei alarmiert. Das sei kurz nach 20 Uhr gewesen, als sie nach Hause gekommen sei, sagt sie und kritisiert, dass es lange gedauert habe, bis die Beamten da waren. Ihre 20-jährige Tochter habe Horst F. in die Wohnung gelassen. Zu dem Tötungsdelikt sagt sie: "Das hätte ich Horst nie zugetraut." Er habe zwar immer laut geredet, sei aber nie auf Menschen losgegangen. Depressionen habe er gehabt, seine Medikamente dagegen aber abgesetzt. Auch Lescher bekam mit, dass Horst F. in den vergangenen Tagen viel mit seiner Frau, einer gebürtigen Marokkanerin, gestritten hatte. Von Leuten im Ort wird Horst F. als ein Bär von Mann, der aber ein lieber Kerl sei, beschrieben. Dass er in den vergangenen Wochen verstärkt Probleme hatte, sagen einige. Die Wirtin der Bürgerstuben, Gerda Habig meint: "In den vergangenen Wochen war er neben der Kapp. Er hat nur noch Schnaps statt Bier getrunken. Vor einer Woche hatte ich zum ersten Mal Angst vor ihm. Er hat gebrüllt und seine Augen waren wirr." Sie hat gehört, dass Horst F. seinen Job verloren hat und sich mit seiner Frau um Geld gestritten habe. Die Polizei wollte zu den Vorwürfen der Nachbarn keine Stellung nehmen.

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