Traben-Trarbacher Familiengruft kommt unter den Hammer

Die Versteigerung eines solch ungewöhnlichen Objekts hat es bislang beim Amtsgericht Bernkastel-Kues noch nicht gegeben. Morgen kommt eine Familiengruft, die sich auf dem Trarbacher Friedhof befindet, unter den Hammer.

 Diese Familiengruft auf dem Trarbacher Friedhof kommt morgen unter den Hammer. TV-Foto: Winfried Simon

Diese Familiengruft auf dem Trarbacher Friedhof kommt morgen unter den Hammer. TV-Foto: Winfried Simon

Traben-Trarbach. (sim) Es ist ein imposantes Grabmal. Seitlich gelegen, zwischen ganz "normalen Grabstätten", umgeben von hohen Bäumen und eingefriedet durch Mauern und Zäune, befindet sich auf dem Trarbacher Friedhof auf einem 100 Quadrat meter großen Grundstück ein privates Mausoleum, das jedem aus dem Leben geschiedenen Multimillionär alle Ehre machen würde. Der freistehende Kuppelbau, verziert mit Ornamenten, Gesimsen, Ecktürmchen, eingearbeiteten Figuren, Altar und einem Sandstein-Kruzifix kommt morgen Vormittag beim Amtsgericht Bernkastel-Kues zur Versteigerung. Eine Erbengemeinschaft, der etwa zehn Personen mehrerer Familien angehören, will das vor über 100 Jahren errichtete baufällige Bauwerk los werden. Der Verkehrswert des Objekts ist auf 6900 Euro festgesetzt. Die Familien Napoleon Graff und Cornelius Müller ließen das Grabmal Ende des 19. Jahrhunderts errichten. Später ging es an Müllers Schwiegersohn, den Weingutsbesitzer Dr. Fritz Melsheimer, der in den 30er- und 40er-Jahren die Traben-Trarbacher Stadtpolitik mitgeprägt hatte. Unklar ist, wie viele Tote in der Gruft ihre letzte Ruhestätte gefunden haben. Im Wertgutachten für Zwangsversteigerungen wird die Ausstattung der Grabstätte, unter der sich noch ein nicht mehr zugänglicher Keller befindet, als "vernachlässigt" beschrieben, die Dacheindeckung sei abgängig, es bestehe ein "Unterhaltungsstau". Die Sanierung des historischen Sandstein-Bauwerks wird wohl eine sechsstellige Summe kosten.Sanierung kostet rund 100 000 Euro

Ein Enkel von Fritz Melsheimer, dem das von Ulrike Böcking verwaltete Traben-Trarbacher Weingut Dr. Melsheimer gehört, ist Fritz Horst Melsheimer. Auch er gehört zu der zerstrittenen Erbengemeinschaft, die das "Objekt" nun unter den Hammer bringt. Fritz Horst Melsheimer, Vorstandsvorsitzender eines großen Hamburger Versicherungskonzerns, ist mit der Versteigerung alles andere als glücklich. "Das ist unmöglich", sagte Melsheimer gegenüber dem TV. Er hätte das Grabmal am liebsten der Stadt geschenkt, für die Sanierungskosten, die er auf rund 100 000 Euro schätzt, wäre er aufgekommen. "Die Stadt wollte es aber nicht", so Melsheimer gegenüber dem TV. Er selbst werde es zu dem angegebenen Verkehrswert jedenfalls nicht steigern. Er sehe nicht ein, dass die anderen Personen der Erbengemeinschaft, unter ihnen Vettern und Cousins Melsheimers, noch Geld damit verdienten. Sollte es aber für einen Euro zu haben ein, sei er bereit, es zu übernehmen und dann auch instand zu setzen. Ärgerlich findet Fritz Horst Melsheimer, der keine Kinder hat, dass die Stadt Traben-Trarbach seinem Schenkungsangebot eine Absage erteilte. Melsheimer: "Das ist doch kurzsichtig. Das Grabmal ist ein historisch einmaliges Bauwerk und wäre für ein Touristenstädtchen eine Bereicherung."

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