Traben-Trarbacher bangen um ihr Krankenhaus

Traben-Trarbach · Die Geburtsstation am Krankenhaus Traben-Trarbach wird geschlossen. Viele Menschen an der Mittelmosel reagierten auf diese Nachricht (der TV berichtete) schockiert. Es gibt nun Befürchtungen, dass das kleine Krankenhaus bald ganz schließen könnte. Der Krankenhausträger äußert sich dazu ausweichend.

 Das Krankenhaus Traben-Trarbach.

Das Krankenhaus Traben-Trarbach.

Foto: Winfried Simon

Hat das kleine Traben-Trarbacher Krankenhaus mit seinen 21 Betten überhaupt noch eine Zukunft, wenn die Geburtsstation, wie vom Träger angekündigt, zum 1. April dieses Jahres geschlossen wird.? In der Doppelstadt sind viele Menschen verunsichert, manche befürchten das Schlimmste. Die Geburtsstation ist sozusagen das Herzstück und das Aushängeschild der kleinen Klinik. Dort kamen zuletzt im Jahr über 300 Babys zur Welt. Neben der Geburtsstation gibt es an der Klinik noch die Fachabteilung Gynäkologie mit in Zukunft einem Facharzt und Chirurgie für kleinere Eingriffe mit zwei Fachärzten.
Als Grund für die Schließung der Geburtsstation hatte der Träger, die Katharina Kasper ViaSalus GmbH in Dernbach, die Kündigung eines Facharztes für Geburtshilfe angegeben. Er hatte seine Mitarbeit in der gynäkologisch-geburtshilflichen Praxis sowie als Belegarzt des Krankenhauses gekündigt. Die Suche nach einem Nachfolger sei, so der Träger, trotz aller Bemühungen erfolglos geblieben.

Auf die Frage, ob die Befürchtungen berechtigt seien, beziehungsweise ob es das Krankenhaus Traben-Trarbach, auch noch in fünf Jahren geben werde, antwortet der Träger ausweichend.

Ziel sei es, die Gesundheitsversorgung in der Region zu gewährleisten. Und dieses Ziel stehe für das Trägerunternehmen auch weiterhin für die Mittelmosel an oberster Stelle, heißt es aus der Unternehmenszentrale in Dernbach.

Anja Bindges, Fraktionssprecherin der SPD im VG-Rat Traben-Trarbach und als Leiterin der ambulanten Dienste der evangelischen Altenhilfe Nahe-Hunsrück, mit dem Thema Gesundheitspolitik bestens vertraut, macht sich keine Illusionen: "Die Existenz des Krankenhauses Traben-Trarbach ist gefährdet."

Die Schließung der Geburtsstation sei nun Fakt. Das wieder zu ändern, sei wohl kaum möglich. Sie erinnert an die Schließung der Geburtsstationen an den Krankenhäusern Gerolstein und Hermeskeil in den vergangenen zwei Jahren. Das Problem dort wie in Traben-Trarbach: Weniger als 400 Geburten pro Jahr an einem Krankenhaus gelten als unrentabel.

Anja Bindges weist auf einen weiteren Punkt hin: Es sei heute unglaublich schwer, Belegärzte für kleine Krankenhäuser zu finden. Und: Frauenärzte müssten für ihre Belegarzttätigkeit mit Geburtshilfe rund 40.000 Euro pro Jahr für ihre Haftpflichtversicherung bezahlen.

Anja Bindges hofft, dass anstelle der Geburtsstation in Traben-Trarbach eine andere fachliche Disziplin angesiedelt werden kann. Der Träger, konkret auf eine solche Möglichkeit angesprochen, sagt dazu nichts, sondern verweist lediglich auf das bestehende Angebot.

Das Mainzer Gesundheitsministerium will mit dem Träger des Klinikums Mittelmosel, zu dem die Krankenhäuser Zell (185 Betten) und Traben-Trarbach (21 Betten) gehören, in Kürze darüber sprechen, wie das Klinikum mit beiden Standorten weitergeführt werden soll. Die Angebote von Traben-Trarbach und Zell seien dabei aufeinander abzustimmen, beide Standorte sollten voneinander profitieren. Ob weitere "bedarfsnotwendige Leistungen" angeboten werden, könnten erst im Gespräch mit dem Träger genannt werden, da diese vor Ort umgesetzt werden müssten.EXTRA

Am 1. Oktober 2014 wurde das kleine 48-Betten-Krankenhaus Neuerburg (Eifelkreis Bitburg-Prüm) geschlossen. Als "Ersatz" wurde dort ein Gesundheitszentrum mit einem medizinischen Versorgungszentrum (MVZ) eingerichtet. Der Träger des Krankenhauses, die Marienhaus Unternehmensgruppe, hatte die Schließung Ende Januar 2014 bekannt gegeben. Begründung: Die kleine Klinik mache jährlich ein Minus von einer Million Euro, außerdem seien die Patientenzahlen dort in fast allen Bereichen rückläufig. Es gründete sich eine Bürgerinititive pro Krankenhaus, Resolutionen wurden verfasst, Mahnwachen abgehalten und eine Großdemonstration mit 700 Teilnehmern organisiert. Vergebens. Das Krankenhaus Neuerburg bildete zusammen mit den Krankenhäusern Gerolstein und Bitburg einen Klinikverbund namens Marienhaus Klinikum Eifel. Bereits im April 2013 hatte der Träger die Schließung der Geburtsstation am Krankenhaus Gerolstein zum 1. Juli 2013 bekannt geben. sim
Meinung

Der Kampf hat begonnenVon Winfried Simon

Es sieht schlecht aus für das Krankenhaus Traben-Trarbach. Mit der Geburtsstation verliert die kleine Klinik ihre wichtigste Abteilung. Ist das der Anfang vom Ende.? Der Krankenhausträger will sich alle Optionen offen halten - auch die komplette Schließung der vor knapp 15 Jahren neu erbauten Klinik. Anders sind die Äußerungen zur Zukunft des Hauses nicht zu verstehen. Für das Mittelzentrum Traben-Trarbach wäre eine Schließung ein weiterer schwerer Schlag. Bereits vor zwei Jahren musste die Stadt das Ende des Bundeswehramtes hinnehmen. Jahrelange Proteste hatten nicht genutzt.

Die politisch Verantwortlichen in der Stadt und Verbandsgemeinde Traben-Trarbach sollten nun Druck machen - gegenüber dem Krankenhausträger und den Gesundheitspolitikern. Was die Menschen besonders ärgert, ist ein Rumgeeiere, wie es jetzt der Träger praktiziert. Die Menschen wollen wissen, wie es um die Zukunft des Krankenhauses bestellt ist. Der Kampf um die kleine Klinik hat schon begonnen.

w.simon@volksfreund.de

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