Tradition mit Unterbrechungen

OBERÖFFLINGEN. (bs) Pferde haben ihre Funktion als Nutztiere heute fast gänzlich verloren. Trotzdem ist die Pferdesegnung am Ostermontag in Oberöfflingen wieder ein fester Termin im Ortskalender.

 Freundliche Worte für die teilweise von weit her "angerittenen" Reiter und Streicheleinheiten für die Pferde: Pater Jakob Konrad bei der Pferdesegnung in Oberöfflingen.Foto: Bernd Schlimpen

Freundliche Worte für die teilweise von weit her "angerittenen" Reiter und Streicheleinheiten für die Pferde: Pater Jakob Konrad bei der Pferdesegnung in Oberöfflingen.Foto: Bernd Schlimpen

Am zweiten Osterfeiertag ist das Fest des Heiligen Mauritius. Er ist Oberöfflingens Schutzpatron und Schutzpatron der Pferde. Vor dem Zweiten Weltkrieg trafen sich alljährlich Pferdefreunde aus nah und fern in dem Ort. Während des Krieges fand die Veranstaltung ein jähes Ende, weil die Pferde eingezogen wurden, um Kriegsmaschinerie zu ziehen. Nach Kriegsende setzte die Ortsgemeinde, die mit Unterstützung der Pferdefreunde aus dem Dorf den Treff organisiert, die Pferdesegnung fort. Als in den 50er Jahren starke Traktoren das landwirtschaftliche Bild bestimmten, wurde wieder eine Pause eingelegt, denn Nutzpferde hatten ihren Dienst getan, fast ausschließlich "Freizeitpferde" wurden gehalten, - das Bauerntum rückte immer mehr in den Hintergrund. Zum fünften Mal nach der "Pferdesegnungs-Vakanz" trafen sich in diesem Jahr wieder Ross und Reiter in Oberöfflingen. Etwa 50 Solo-Pferde und Kutschengespanne hatten sich nach dem Gottesdienst auf dem Festplatz eingefunden. Die Pferdehalter - im sportlichen Outfit, in rustikaler Arbeitskluft aber auch in cowboyartiger Kleidung - aus Oberöfflingen, dem gesamten Kreis Bernkastel-Wittlich und der Dauner Region hatten teilweise lange Anritte hinter sich. Sabine Müller aus Karl war bereits um acht Uhr gestartet. Nach dem 15-Kilometer-Ritt erklärte sie zufrieden: "Ich bin überzeugt, dass die Tiere durch die Segnung geschützt werden, und es sind immer ein paar schöne, gesellige Stunden hier im Ort. Ich bin zum vierten Mal hier und habe viele nette Menschen kennen gelernt. Dieser Tag war und soll Tradition bleiben." Begleitet wurde Sabine Müller von ihrer Nichte Vanessa, die ebenfalls ein Pferd am Zügel führte. Für die etwas scheue Achtjährige freute sich ihre Tante: "Es ist heute der erste Ausritt für das Mädchen. Es hat lange auf diesen besonderen Tag gewartet, an dem sie selbst das Pferd führt, wenn es gesegnet wird."Plakette und Palmenstrauß zur Erinnerung

Für alle Teilnehmer hielten die Helfer auch diesmal eine mit der Jahreszahl versehene Erinnerungsplakette bereit, die alljährlich mit einem neuen Motiv gestaltet wird. Für die Tiere gab es ein Säckchen mit Futter. Aber die Organisatoren hatten sich auch etwas Neues einfallen lassen: Für jedes Pferd wurde ein Palmenstrauß ausgegeben, der mit gesegnet wurde und später zum Schutz im Stall oder an der Pferdebox angebracht wird. Vor vielen großen und kleinen Zuschauern nahmen Pastor Ulrich Schäfer und Pater Jakob Konrad die Pferdesegnung vor. Pater Konrad wies auf den Sinn der religiösen Handlung hin: "Diese Tiere leben mit uns zusammen. Sie tun uns Dienste. Sie sind Gottes Geschöpfe wie wir und haben darum auch Gottes Segen und die Achtung der Menschen verdient." Der Erlös der Oberöfflinger Pferdesegnung wird stets sinnvoll im Ort angelegt wie zur Gestaltung des Spielplatzes oder die Erstellung von Ruhebänken.

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