Trocken auf dem Grund der Mosel

ENKIRCH/KÖVENIG. Wehr auf dem Prüfstand: An der Staustufe Enkirch/Kövenig hat das Taucherglockenschiff Carl Straat Station gemacht. Zwei Tage lang prüften Mitarbeiter des Wasser- und Schifffahrtsamts Koblenz den Zustand der Wehranlage.

Mit einem Schlag fällt die Stahltür der Druckkammer ins Schloss. Auf null Bar steht der Zeiger des Druckmessers - Außendruck. Auf zwei Holzbänken sitzen sich die Mitarbeiter des Wasser- und Schifffahrtsamts Koblenz gegenüber.Luftdruck muss weiter steigen

Ein Besatzungsmitglied der Carl Straat öffnet ein Ventil. Schlucken, Knacken in den Ohren, Schlucken. Wie bei der Landung eines Flugzeugs steigt der Luftdruck. Bis auf 0,5 Bar über Normaldruck muss der Druck steigen - dann öffnet sich die Tür zur Taucherglocke der Carl Straat. Eine Treppe aus Metallrosten führt auf den Grund der Mosel, durch eine schräge Stahlröhre. Trübes Wasser plätschert in der Taucherglocke am Fuß der Treppe, im Zaum gehalten durch den Überdruck in der Glocke. 25 Grad warm ist es auf dem Grund der Mosel, die Luft ist feucht wie im Regenwald. Die Taucherglocke hat eine Grundfläche von vier mal sechs Metern und ist 2,70 Meter hoch. Ein Personenwagen würde in den Stahlkasten mit Leichtigkeit passen. In der Tat wurde die Carl Straat schon für Bergungsarbeiten eingesetzt, von Autos, Bomben und versunkenen Schiffen. An der Staustufe Enkirch/Kövenich stehen aber Wartungsarbeiten auf dem Programm. Mit einer Metallstange stochert ein Arbeiter im Wasser herum - einen Befestigungshaken für den Revisionsverschluss des Wehrs gilt es zu finden. Seit die Schleuse vor 40 Jahren gebaut wurde, liegen die Haken auf dem Grund der Mosel. Wenn das Wehr zur Wartung trockengelegt wird, halten sie die Schutzwand, die das Wasser vom Wehr fernhält. Unmerklich für die Arbeiter in der Glocke bewegt der Schiffsführer das Tauchschiff hin und her. Eine Einkaufstasche verfängt sich an der Metallstange, vom Haken fehlt aber jede Spur. Der Inhalt der Tasche: Morast vom Grund der Mosel. Die Tasche wandert wieder ins Wasser. Kurz darauf ist der Haken gefunden. Auf den ungleichmäßigen Flussboden vor dem Wehr lässt sich die Tauchglocke aber nicht bis ganz nach unten absenken. Ein Kasten muss abgelassen werden, eine quadratische Umrandung aus Stahlträgern. Doch zuvor muss der Dreck weg: Mit festem Wasserstrahl reinigt einer der Arbeiter den Grund der Mosel. Modergeruch steigt in die warme und feuchte Luft in der Tauchglocke auf. Dann senkt sich der Kasten ins braune Moselwasser. Wenige Minuten später liegt der Befestigungshaken an der Luft. Der Luftdruck in der Tauchglocke drängt auch die Luft aus dem Kasten. Eine Dusche mit dem Hochdruckreiniger, und die Prüfung beginnt. "24, 18, 17" - mit der Schieblehre misst ein Mitarbeiter des Wasser- und Schifffahrtsamts Koblenz die Dicke der einzelnen Bauteile des Hakens.Noch ein Foto für die Akten

Gehörschutz aufsetzen - mit festen Hammerschlägen prüft er, ob der Haken noch stabil ist. Noch ein Foto für die Akten, der Kasten hebt sich, und das braune Moselwasser nimmt den Haken wieder in Besitz. Treppe hoch, durch die runde Tür in die Druckkammer, Schlucken, Knacken, Schlucken, Knacken. Nach knapp einer Stunde öffnet sich die Stahltür ins Freie - die Sonne scheint, eine leichte Brise trocknet das nass geschwitzte T-Shirt.

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