Trotz Todesstoß ein Edelstein

TRABEN-TRARBACH. Die Orgelbauerdynastie Stumm hat im Hunsrück und entlang der Mosel viele wertvolle Instrumente hinterlassen. Eines davon steht in der evangelischen Kirche in Trarbach und wartet darauf, durch eine Restauration seinen alten Glanz wieder zu erhalten.

 Ein wertvoller historischer Edelstein: Die Stummorgel in der evangelischen Kirche Trarbach müsste dringend saniert werden.Foto: Gerhard W. Kluth

Ein wertvoller historischer Edelstein: Die Stummorgel in der evangelischen Kirche Trarbach müsste dringend saniert werden.Foto: Gerhard W. Kluth

DieMosellandschaft wird, nicht zu Unrecht, aus unterschiedlichstenGründen als eine Kulturlandschaft bezeichnet und von vielenMenschen geschätzt. Gerade in den letzten Jahren hat sich dabeidie Orgel als ein Kulturträger immer mehr in das Bewusstseingeschoben. Insbesondere die wertvollen Instrumente derOrgelbauerdynastie Stumm aus dem Hunsrück, die über sechsGenerationen hinweg von 1714 bis 1906 ihre Instrumente in vielenKirchen errichtete, hat das musikalische Gesicht nachhaltiggeprägt. Instrument wurde im 19. Jahrhundert verändert

Viele Kirchengemeinden und auch Kommunen haben diese Instrumente inzwischen als einen Schatz entdeckt, der nicht nur in besonderer Weise dem Gotteslob dient, sondern auch ein Anziehungspunkt für den kulturell interessierten Besucher darstellt.

Spätestens seit die Gesellschaft der Orgelfreunde (GdO) 1998 in Trier tagte und hunderte von Fachleuten und Orgelbegeisterten aus der ganzen Bundesrepublik und dem benachbarten Ausland eine Woche lang die Mosel und den Hunsrück unter organologischen Gesichtspunkten besuchten, wurde noch einmal eindrucksvoll unterstrichen, wie reichhaltig das Edelsteinmosaik "Orgellandschaft Mosel/Hunsrück" besetzt ist.

Ein solcher Edelstein befindet sich, wenn auch derzeit in einem eher matten Zustand, in der evangelischen Kirche in Trarbach. Auch dort hat die Familie Stumm in den Jahren 1748 bis 1750 ein, für damalige Verhältnisse, recht großes Instrument erbaut. Verantwortlich zeichnete hier die zweite Generation, unter Federführung von Johann Nicolaus Stumm, der seine Werkstatt in Kastellaun errichtet hatte.

Was man heute sieht und vor allem hört, wenn man etwa einen Gottesdienst in der Trarbacher Kirche besucht, hat leider nicht mehr allzu viel mit dem originalen Meisterwerk zu tun. Besonders im 19. Jahrhundert wurde das Instrument maßgeblich verändert und den klanglichen Geschmacksrichtungen angepasst.

Der Orgelsachverständige Johannes Mehl attestierte schon im Jahre 1933, dass hier "pfuscherhafte Orgelbauer" am Werk gewesen seien. Der Erste Weltkrieg forderte in Form der wertvollen zinnernen Prospektpfeifen (sichtbare Pfeifen in der Front der Orgel) ebenfalls seinen Tribut für Rüstungszwecke.

1934 entschloss sich die Kirchengemeinde nochmals zu einem durchgreifenden Umbau, bei dem unter anderem der Spieltisch aus der Orgel entfernt und ebenerdig neben dem Altar postiert wurde. Auch im Innern der Orgel wurde sehr gründlich gearbeitet, was den Sachverständigen der evangelischen Kirche im Rheinland, Günter Eumann im Jahre 2001 dazu veranlasste, hier vom "endgültigen Todesstoß" für die Stummorgel zu sprechen. Gleichwohl weist er darauf hin, dass noch einige überaus wertvolle Substanz des Originals erhalten ist.

Es fehlen die Finanzmittel

Derzeit also steht in der Trarbacher Kirche ein Instrument, dessen Kern darauf wartet, von fachkundiger Hand wieder erweckt zu werden. Jürgen Rehberg, Kantor der Kirche und des Kirchenkreises, wünscht sich sehnlichst, dass etwas geschieht. "Derzeit ist die Orgel in einem spielbaren, wenn auch nicht befriedigendem Zustand", sagt Rehberg im TV -Gespräch. "Natürlich wäre es schön, wenn man eine grundlegende Restauration und auch Rekonstruktion durchführen könnte. Das Problem aber ist, wie so oft, die Finanzierung."

Das fehlende Geld hindert den Organisten und die Kirchengemeinde auch daran, derzeit konkrete Pläne zu schmieden, in welchem Umfang Arbeiten an dem Instrument durchgeführt werden sollen. Deshalb trägt Rehberg sich mit dem Gedanken, einen Orgelbauverein zu gründen, der den Erhalt und die Wiederherstellung der Orgel ermöglicht. "Wir suchen Menschen, die sich für dieses Instrument ideell und natürlich auch finanziell einsetzen", so Rehberg.

Ein großer Plan, den Rehberg ins Auge gefasst hat, der aber, andere Vorbilder zeigen dies, nicht undurchführbar scheint. Eine gründliche Instandsetzung hätte auf jeden Fall mehrere Vorteile. Ein wertvoller historischer Edelstein würde wieder zu einem leuchtenden Juwel werden und Traben-Trarbach wäre um eine kulturhistorische Attraktion reicher.

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