"Trouliechter" frisch vom Acker

BERNKASTEL-WITTLICH/BITBURG. Rüben-Gesichter für den Held auf dem Pferd: Inzwischen besinnen sich viele wieder auf die guten, alten "Laternen", wie sie die Kinder früher selbst zu St. Martin gefertigt haben. Der TV erklärt, wie aus einer gewöhnlichen "Rummel" ein Martinslicht wird.

Wenn es um Landwirtschaft geht, kann man Alfons Kewes nur wenig vormachen. Das muss auch so sein, denn schließlich ist er Geschäftsführer des Kreisbauernverbands Bitburg-Prüm. Auf die Frage, wo man Runkelrüben - auch "Rummeln" genannt - finden kann, kommt aber erst einmal keine Antwort. Grund: Der Anbau der Runkelrüben ist mühselig und mit viel Arbeit verbunden. "Der Maisanbau hat die Rummeln fast ganz verdrängt", sagt Kewes, dem dann aber doch noch eine Antwort auf die Standortfrage einfällt. In Oberstedem habe Landwirt Ortwin Clemens ein Stück mit den Hackfrüchten, sagt der Bauernverbandsgeschäftsführer, der sogleich wissen will, warum sich derTV für die Feldfrucht interessiert. Ganz einfach. DerTV will seinen Lesern erklären, wie aus Rummeln Laternen für den Martinstag werden(siehe Kasten) . Und dazu muss man eben wissen, wo es Rummeln gibt. Als dann auch noch Landwirt Clemens verspricht, einige Rummeln zur Verfügung zu stellen, falls jemand welche für den Laternenbau braucht, steht der biologisch abbaubaren St.-Martins-Laterne fast nichts mehr im Weg.Kinder lernen das alte Handwerk

Vor 20 Jahren hätte es keines Geschäftsführers eines Bauernverbands bedurft, um Rummeln zu finden. "Die gab es früher überall", bestätigt Helmut Conrady, "für Laternen aus Papier war oft kein Geld da. Und wenn man selber keine hatte, dann hat man sich eben am nächsten Feld bedient", sagt der Rentner aus Bitburg, dem man wiederum wenig vormachen kann, wenn es um Martinslaternen aus Rummeln geht. Gemeinsam mit einigen anderen Aktiven des geschichtlichen Arbeitskreises Bitburger Land hat Conrady deshalb vor einigen Tagen Kindern beigebracht, wie aus Rummeln richtige Laternen werden. Bis man aber zur Tat schreiten konnte, war es ein etwas schwieriger Weg, wie Werner Pies berichtet. Er ist unter anderem Vorsitzender der Kulturgemeinschaft Bitburg und ein Mann, dem man wenig vormachen kann, wenn es um Kultur und Brauchtum geht. In einem Wiersdorfer Hausgarten seien eigens für den Laternen-Workshop die Runkelrüben gezogen worden, berichtet der pensionierte Pädagoge. Unter Anleitung der versierten Laternenbauer vom Arbeitskreis wurden dann die Feldfrüchte zu Laternen umgestaltet. Der Termin für die Schnitz-Arbeiten war übrigens klug gewählt. Zwei Nächte später war Halloween. Da zogen auch in der Eifel verkleidete Gestalten durch die Orte, um ihre Mitbürger zu erschrecken. Was die Kinder aber bastelten, waren im Grunde genommen keine Halloween-Leuchten, sondern das, was man in der Eifel "Trouluuchten" oder "Trouliechter" nennt. "Und die gab es schon vor vielen Jahrzehnten - lange bevor in Deutschland jemand an Halloween dachte", erklärt Werner Pies. Von dem aus den USA importierten Halloween-Fest hält Helmut Conrady nicht viel. Er kann sich noch an die Zeiten erinnern, als "Trouluuschten" aufgestellt wurden und hat auch eine Begriffserklärung parat. "Früher mussten die Gespanne mit Laternen gesichert werden", sagt der Bitburger. Manch' ein Besitzer von Pferde- oder Ochsen-Gespannen habe es aber nicht so genau mit der Sauberkeit der Laternen genommen, deren Glas von den Kerzen geschwärzt wurde. "War eine Laterne dann besonders dreckig, nannte man sie ,trauresch Liicht'", sagt Conrady. Und daraus sei dann das "Trouliecht" entstanden. scho/mws

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