Tschechische Komponisten neu entdeckt

Die Konzerte der "Villa Musica" Rheinland-Pfalz bringen immer wieder spannende Begegnungen mit Musik und jungen Künstlern. Neben Werken von Mozart und Rossini standen im jüngsten Kammerkonzert in Cochem zwei tschechische Komponisten auf dem Programm, die für viele eine Neuentdeckung waren: Rudolf Karel und Josef Bohuslav Foerster.

 Die musikalische Kooperation zwischen Böhmen und Rheinland-Pfalz lohnt sich. Im Cochemer Kapuzinerkloster hörten die Zuhörer ein bemerkenswertes Konzert der jungen Musiker. Foto: Jens Fiedermann

Die musikalische Kooperation zwischen Böhmen und Rheinland-Pfalz lohnt sich. Im Cochemer Kapuzinerkloster hörten die Zuhörer ein bemerkenswertes Konzert der jungen Musiker. Foto: Jens Fiedermann

Cochem. Das Ensemble aus tschechischen Bläsern und deutschen Streichern fügte im Inhalt unterschiedliche, aber im Formalen ähnliche Kompositionen zu einem farbigen Klangbild zusammen. Die acht jungen Leute, die mit dem Dozenten der "Villa Musica", Frank Lloyd, auf der Bühne des Cochemer Kulturzentrums Kapuzinerkloster Platz nahmen, waren nicht nur ein erfreuliches Erlebnis fürs Auge. Sie brachten mit ihrem musikalischen Talent ein Erlebnis auch für andere Sinne. Junge Bläser aus Tschechien, Jana Lukasova (Flöte), Kamila Kozakova (Oboe), Irvin Venys (Klarinette) und Petr Hlavaty (Fagott) saßen den Streichern aus der "Villa Musica" gegenüber: Jermolaj Albiker mit der Violine, Katrin Burger an der Bratsche, Tobias Bäz am Violoncello und Guy Tuneh am Kontrabass. Dozent Frank Lloyd saß mit seinem Horn als Bindeglied dazwischen.Die jungen Musiker haben Konzerterfahrung und wurden mit mehreren Preisen ausgezeichnet. Die musikalische Kooperation zwischen Böhmen und Rheinland-Pfalz hat nun schon einige bemerkenswerte Konzerte gebracht, und auch dieses gehört in diese Reihe.Am Beginn und am Schluss standen die Werke zweier tschechischer Komponisten. Das Nonett op. 43 von Rudolf Karel, Schüler von Dvorák, erinnert an die dunkelste Vergangenheit der deutsch-tschechischen Geschichte. Rudolf Karel wurde von den Nazis wegen seiner Widerstandstätigkeit ins KZ Theresienstadt gebracht, wo er 1945 starb. In seinen letzten Lebensmonaten skizzierte er das Nonett op. 43. Posthum wurde es von Franti{scaron}ek Hertl instrumentiert und im Dezember 1945 im tschechoslowakischen Rundfunk aufgeführt. Es ist kaum zu glauben, dass unter den elendesten Bedingungen solche Musik entstehen kann. Das Nonett ist in freier Tonalität gehalten. Der erste Satz bekommt in seinem Dialog der Streicher und Bläser sogar einen humorvollen Ton. Der dritte Satz gar überrascht mit seinem tanzartigen Charakter aus Elementen der tschechischen Volksmusik.Viel Beifall für sensibles Spiel

Alle vier Stücke des Konzertes hatten drei Sätze in klassischer Folge: schnell, langsam, schnell. Gioacchino Rossinis Bläserquartett Nr. 1 F-Dur ist ein Werk, in der die Flöte der Melodieträger ist. Reizende Ideen des jugendlichen Rossini wie die verspielten Einsprengsel im ersten Satz, das muntere Flötengezwitscher im zweiten und die übermütige Fröhlichkeit des dritten Satzes schaffen eine unbeschwerte Atmosphäre.Das Quartett in F-Dur für Oboe, Violine, Viola und Violoncello von Wolfgang Amadeus Mozart, entstanden in München, sollte sein einziges Oboenquartett bleiben. Es ist ein bezauberndes kleines Werk voller melodischer Einfälle. Besonders das kurze Adagio wird getragen von einer zauberhaften Melodie. Die Oboe und die Streichinstrumente nehmen die Motive wechselseitig auf. Die Oboistin Kamila Kozakova erhielt für ihr sensibles Spiel eine Menge Beifall.Das Nonett ist eine in der tschechischen Musik häufig praktizierte Form. Das Nonett C-Dur op. 147 des Prager Komponisten Josef Bohuslav Foerster wurde inspiriert durch die Musik Gustav Mahlers, mit dem Foerster befreundet war, und lebt von der Spätromantik. Das Allegro in fließender Leichtigkeit setzt gleichzeitig dynamische Akzente. Im Andante gibt die Bratsche das Thema vor, das dann von den anderen Instrumenten aufgegriffen wird, um in eine stimmungsvolle Atmosphäre einzumünden. Der dritte Satz, "Scherzoso e fantastico", macht seiner Bezeichnung alle Ehre. Abwechslungsreiche Einfälle und Ideen bescheren eine Vielfalt von Klangfarben und Stimmungen.Foerster ist, ebenso wie Rudolf Karel, außerhalb seines Heimatlandes wenig bekannt. Es ist deshalb ein großes Verdienst des Konzertes, sie vorzustellen. Das Publikum dankte für mit lang andauerndem Beifall.

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