UMFRAGE "Fürsorge, Grenzen setzen, Loslassen"

Zum Thema "Kindergesundheit" informierten sich gestern rund 100 Gäste im Cusanus-Gymnasium Wittlich in Workshops und auf einer Infobörse.

Wittlich. (baw) Die Familienverhältnisse entscheiden über die Gesundheit der Kinder. Diesen Schluss konnten die Teilnehmer dem Vortrag von Dr. Eva Lichtenstern-Peters, Leiterin des Sozialpädiatrischen Bereichs im Heilpädagogisch-Therapeutischen Zentrum Neuwied, entnehmen. So seien unter anderem zerrüttete Familienverhältnisse, psychische Erkrankungen oder Alkoholmissbrauch der Eltern, Gründe für gesundheitliche Schäden der Kinder.Sozial benachteiligte Kinder sind gefährdeter

Unterstützt wird sie in ihrer Ansicht von der "Kinder- und Jugendgesundheitsstudie" (KiGGS) des Robert Koch-Instituts. Laut dieser sind Kinder aus sozial benachteiligten Verhältnissen sogar nicht nur in den Bereichen Gesundheit und Lebensqualität, sondern in durchweg allem benachteiligt. Die Folgen seien eine Häufung von Unfällen, Krankheit, Übergewicht, Umweltbelastungen, eine schlechtere gesundheitliche Versorgung und häufigere psychische Auffälligkeiten. Aufgrund dieser Ergebnisse stellte Bernhard Scholten, Leiter der Abteilung Familie des Gesundheitsministeriums Rheinland-Pfalz, in seiner Rede das Zusammenwirken von Gesundheitswesen, Jugendhilfe und Jugendamt als "enorm wichtig" heraus. In diesem Bereich würden auch das neue Kinderschutzgesetz von Rheinland-Pfalz, das ab dem 1. Januar 2008 in Kraft treten soll, und das Projekt "Guter Start ins Kinderleben", wirksam werden. Dies gelte vor allem im Bereich der ärztlichen Früherkennung, die verstärkt werden solle. So deute in manchen Fällen ein Versäumnis solcher Untersuchungen auf eine Vernachlässigung der Kinder im Privaten hin. "Verallgemeinern lässt sich das aber natürlich nicht", sagt Bernhard Scholten. "Nicht jeder Familie, die einmal einen Arzttermin verpasst, droht sofort das Jugendamt." Verallgemeinern lassen sich auch erzieherische Methoden nicht. Jeder müsse hier sein eigenes Maß finden, sagt Eva Lichtenstern-Peters. "Es muss eine Mischung aus Fürsorge, Grenzen setzen und Loslassen sein." Wie das funktioniert, lernten die Teilnehmer in Workshops und bei einer Infobörse, an der unter anderem die Hebammendelegation des Kreises Bernkastel-Wittlich, der Deutsche Kinderschutzbund und die Landeszentrale für Gesundheit aus Mainz mitwirkten. Das Schlusswort sprach Landrätin Beate Läsch-Weber, die erneut die Motivation aller Teilnehmer hervorhob: "Wir bauen gemeinsam an der Zukunft unserer Kinder."

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