Über Wiesen, Felder und Flüsse

HIMMEROD. (HG) "Bilder vom Jakobsweg" heißt eine sehenswerte Ausstellung der gebürtigen Manderscheider Künstlerin Elisabeth Kretzschmar in der internationalen Begegnungsstätte "Alte Mühle" der Abtei Himmerod. Noch bis zum 7. August sind die Bilder der Künstlerin zu sehen.

Erst vor zwei Wochen sind Elisabeth Kretzschmar, ihr Mann und zwei Freunde von ihrer letzten Etappe des Jakobswegs zurückgekehrt. Von den Pyrenäen bis nach Santiago de Compostela waren rund 800 Kilometer zu erwandern, die von der Gruppe in vier Etappen bewältigt wurden. Für Elisabeth Kretzschmar, ein echtes "Manderscheider Mädchen", war der Weg dorthin gezeichnet von einer Vielzahl eindruckvoller Erlebnisse und Eindrücken, die sie in ihren Tage- und Skizzenbüchern festgehalten hat."Ich wollte immer malen"

Malen war für die 57-Jährige schon immer eine Passion. "Ich habe bereits als Kind im Katechismus gemalt und dafür Prügel bezogen, weil ich den Heiligen Geist farbig ausgemalt habe", erzählt sie. Im Berufsleben war Elisabeth Kretzschmar im sonderpädagogischen und kunsterzieherischen Bereich an der Gehörlosenschule Trier tätig. "Mein Beruf hat mir zwar gefallen, aber ich hatte immer das Gefühl, dass mir etwas fehlt. Ich wollte immer malen. Doch als Mutter von drei Kindern hatte ich nicht die Zeit dazu. Irgendwann merkte ich, dass mir die Felle wegschwimmen und habe 1981 als Konsequenz meinen Beruf aufgegeben." Sie bildete sich fort, besuchte die Europäische Akademie der Bildenden Künste und wurde Schülerin des Künstlers Werner Persy. "Er hat mir viel Mut gemacht. Ihm habe ich viel zu verdanken", sagt Elisabeth Kretzschmar. Mittlerweile ist die Künstlerin Dozentin an der Volkshochschule und Kursleiterin in der Erwachsenenbildung für Gehörlose. Sie hat schon viele Länder bereist und ihre Impressionen und Eindrücke von dort in den unterschiedlichsten Techniken von Öl- bis Aquarellmalerei festgehalten. Eine besondere Stilrrichtung ist die Eitemperatechnik, die Elisabeth Kretzschmar sehr ans Herz gewachsen ist. "Öl wirkt aufgetragener, Eitempera ist gedämpfter und in den Farbnuancen größer", sagt sie. Einige ihrer Gemälde vom Jakobsweg hat sie in Eitempera gemalt, weil die Farben so besser zur Geltung kommen. 49 Arbeiten stellt sie zurzeit im Museum "Alte Mühle" der Abtei Himmerod aus. Bei der Eröffnung haben sich bereits viele Gäste von der Ausdruckskraft der Werke überzeugt. Den "Camino" (Weg) nach Santiago de Compostela beschritt Elisabeth Kretzschmar aus beruflichen, nicht aus religiösen Gründen. "Der Jakobsweg hatte einfach mein Interesse geweckt. Nachdem ich mich darüber informiert hatte, war für mich klar, dass er kunstgeschichtlich unheimlich interessant ist." Über Wiesen, Felder, entlang von Flüssen, über Brücken aus der Römerzeit und des Mittelalters, durch Dörfer und Städte, unter glühender Sonne, bei kaltem Nebel und strömendem Regen traf die vierköpfige Gruppe junge und alte Menschen mit unterschiedlichsten Motivationen, die aber alle dasselbe Ziel hatten. "Das manche Menschen über 2000 Kilometer dorthin gehen, hat mich sehr beeindruckt und lässt mich auch nicht mehr los", sagt Elisabeth Kretzschmar.

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