Über Zündstoff und zwischen den Zeilen lesen

WITTLICH. In einer Serie lädt der Trierische Volksfreund seine Leser zur Blattkritik ein. Diesmal trafen sich drei Männer aus der VG-Wittlich-Land in der Redaktion, um den TV unter die Lupe zu nehmen.

Ein Frühstück ohne Zeitung ist kein Frühstück, da sind sich die drei TV- Leser einig. Um den Komfort zu erhöhen, hat Jérome Gascoin einen Vorschlag: "Gerade beim Frühstück, da hat man keinen Platz. Ich habe das Gefühl, ich müsste Basketballspieler mit langen Armen sein, um den TV zu lesen. Geht das Format nicht kleiner?" Und beim ersten Blick auf die Tageszeitung, gleich da hätte Paul Valerius einen Wunsch: "Mehr regionale Bilder, schöne Fotos aus der Gegend." Walter Feltes vermisst im Lokalteil manchmal kommunalpolitische und wirtschaftliche Themen: "Das sollte kritischer beleuchtet werden. Natürlich ist das schwierig, schnell, aktuell zu sein und gleichzeitig gründlich zu recherchieren. Aber das ist Zündstoff. Gut gefällt mir, wenn dabei ein Kommentar steht." "Ja, die Kommentare lese ich auch gerne. Das bringt Stoff, um nachzudenken. Wichtig sind die Fragen, die stören", sagt Jérome Gascoin, und Paul Valerius ergänzt: "Besonders Pro und Contra-Kommentare finde ich gut. Manchmal hat man ja den Eindruck, der TV bemühe sich stark, zu harmonisieren." Und Walter Feltes fügt an: "An manchen Tagen sind die Leserbriefe interessanter als die Texte." Im Lokalteil gibt es jetzt neue Serien. Der TV -Tourentipp gefällt besonders Paul Valerius. Und über die Aktion "Der TV bringt's voran" meint Jérome Gascoin über den Artikel über die Erlebnisse des Paares, das auf seinen Telefonanschluss wartete: "Diese Geschichte, das war Realismus pur. Damit habe ich mich identifiziert. Mir ging es genauso." Positiv aufgefallen sind dem Landscheider Feltes und dem Dreiser Valerius die Veränderungen der Zeitung über die Jahre. Paul Valerius: "Früher hatte ich den Eindruck, dass der Sport überbewertet wird. Jetzt ist es wohltuend, dass Platz für lokale kulturelle Ereignisse ist und die kulturtragenden Vereine im Porträt gewürdigt werden. Das finde ich prima." Walter Feltes lobt die Berichte über Schulaktivitäten: "So kriegen nicht nur Eltern und Lehrer mit, dass Schüler etwas leisten. Damit kann man auch Diskussionen um Pisa auf einen konstruktiven Weg bringen." Alle drei haben allerdings Schwierigkeiten mit der täglichen Service-Seite mit den Veranstaltungstipps. Paul Valerius regt an: "Die müsste besser gegliedert und größer in der Schrift sein." Auch Jérome Gascoin sagt: "Die Gestaltung ist problematisch, so miniklein. Das lese ich nicht. Oft wundere ich mich dann, wenn ich nach Veranstaltungen einen Artikel lese und frage mich: ‚Oh, das war in Wittlich? Wo hat das denn gestanden?‘" Diskutiert wurde dann auch über die Preise beim TV -Schülerzeitungswettbewerb: Während ein Exklusiv-Interview mit Jeanette Biedermann als Hauptpreis gilt, folgte Ministerpräsident Kurt Beck als Interviewpartner an zweiter Stelle. "Wer weiß, ob das wirklich den Interessen der Jugendlichen entspricht? Es gibt zwar Politiker, da hat man mit ihnen gesprochen, aber so richtig erfahren hat man nichts. Aber ich könnte mir vorstellen, dass Schüler kritische Fragen stellen wollen", überlegt Walter Feltes. "Vielleicht ist das ein Zeichen des Wertewandels. Unterhaltung wird immer wichtiger", meint Jérome Gascoin: "Das sieht man ja in den politischen Talkshows. Die Politiker sagen was auf Moderatorenfragen, und alle klatschen begeistert. Dabei ist das doch kein Fußballspiel."Haben Sie Interesse an einer Blattkritik? Nächste Woche sind TV -Leser aus der VG Traben-Trarbach aufgerufen, sich bis Dienstag, 18. Mai, zu melden bei Redakteur Winfried Simon, 06541/839230 oder per E-Mail w.simon@volksfreund.de.

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