"Überflüssig wie ein Kropf"

TRABEN-TRARBACH. (sim) Eine sehr geringe Wahlbeteiligung zeichnete sich gestern Mittag bei der Wahl zum Stadtrat ab. Diejenigen, die ihre Stimme abgaben, äußerten sich mehrheitlich kritisch über den Sinn der Wiederholungswahl. Man wolle lediglich seine Pflicht erfüllen.

Gestern Mittag gegen 12 Uhr im Wahllokal Stadthaus Alter Bahnhof. Die vier Wahlhelfer langweilen sich, einer geht mal kurz raus, um eine Zigarette zu rauchen. 553 Wahlberechtigte gibt es in diesem Trabener Stimmbezirk, bis zu diesem Zeitpunkt haben gerade mal zehn Prozent gewählt. Ein Wähler kommt. "Die Wahl ist überflüssig, aber ich wähle, weil es meine Pflicht ist", sagt Dirk Simon. Er habe wieder dieselben Personen gewählt wie schon am 13. Juni. Bernd Thomas, der kurze Zeit später seinen Stimmzettel in die Wahlurne wirft, stimmt zu: "Das ist doch alles traurig und hätte nicht sein müssen." Er rechnet damit, dass das Ergebnis ein anderes sein wird als vor fünf Monaten. Die CDU werde weniger Stimmen bekommen, weil die Wähler wollten, dass die Bürgermeisterin einfacher regieren könne, ist seine Vermutung. Heribert Bongard sagt es sehr deutlich: "Diese Wahl ist so überflüssig wie ein Kropf." Er wählt, weil er sich dazu verpflichtet fühlt. Bongard: "Viele Leute bleiben aus Frust zu Hause. Das ist nicht richtig, aber verständlich." Auch im Wahllokal in Wolf ist keine große Wahlbegeisterung zu spüren. Bis 13 Uhr haben weniger als 20 Prozent ihre Stimme abgegeben. Hilde Heydt ist ein bisschen verärgert: "Wenn die in Trarbach nicht aufpassen können, sollen sie eigentlich sehen, wie sie klar kommen. Ich gehe aber trotzdem. Wer nämlich nicht wählt, darf danach auch nicht meckern." Einer der wenigen, der die Wiederholung für richtig hält, ist Edgar Langen. "Ein Fehler ist passiert, und der muss behoben werden. Das ist richtig und konsequent." Der SPD-Mann hofft, dass er diesmal in den Stadtrat gewählt wird. Am 13. Juni kam er auf Platz sieben der SPD-Liste, seine Partei erhielt aber nur fünf Sitze. In den Stadtrat gewählt wurde am 13. Juni Harald Peifer von der CDU. Von Platz 17 schaffte er den Sprung auf Platz acht. "Ich hoffe natürlich, dass ich wieder reinkomme", sagt er. Die meisten Wähler, die der TV befragte, sagten, dass sie wieder dieselben Personen beziehungsweise Parteien wählen wie bereits am 13. Juni. Ingrid Barth aus Wolf ist daher der Meinung: "Es wird sich im Stadtrat nicht viel ändern." Derweil spekulieren vor dem Wahllokal im Feuerwehrgerätehaus Trarbach einige Bürger über mögliche Veränderungen. Albert Sonntag hält es für möglich, dass Rainer Göbel, der Mann, dessen Name am 13. Juni auf dem Stimmzettel fehlte, nun Sympathiestimmen bekommt. Auch die Tatsache, dass SPD-Listenführer Manfred Engels verkündet hat, sein Mandat nicht anzunehmen, werde die Wahl beeinflussen. Im Wahllokal Brückenstraße Trarbach, traditionell ein Wahlbezirk mit sehr geringer Wahlbeteiligung, steht die 83-jährige Margarethe Keuenhof. Die alte Dame ist stark gehbehindert. Sie hat sich bei ihrer Enkelin untergehakt und kommt nur mühsam die paar Treppenstufen hoch zum Wahllokal. "Ich war immer wählen, das ist doch eine Pflicht", sagt die Frau überzeugt und sehr bestimmt. Rainer Göbel wirft kurz nach 14 Uhr seinen Stimmzettel in die Wahlurne. "Von mir aus hätte das alles nicht sein müssen", wiederholt er nochmals seine bereits kurz nach dem 13. Juni geäußerte Meinung. Das Ganze sei schon ein bisschen komisch, sagt der FDP-Kandidat. Schmunzelnd ergänzt er: "Ich erwarte schon ein paar Stimmen mehr als beim letzten Mal."

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