"Und dann sagte einer: Gib doch Gas"

Der 22-jährige Fahrer, der am Fastnachtsamstag 2007 in Trittenheim einen Unfall verursachte, bei dem zwei junge Männer ums Leben kamen, ist zu einer Freiheitsstrafe von 18 Monaten verurteilt worden. Richter Hans-Eckhard Wagner sagte in seiner Begründung, dass man ein Zeichen setzen und das Urteil eine abschreckende Wirkung haben müsse. Der junge Mann hatte während der Fahrt einen Alkoholwert von 1,69 Promille im Blut. Der Verteidiger hatte für eine Bewährungsstrafe plädiert.

 Zwei junge Männer kamen bei dem Unfall vor über einem Jahr ums Leben. Ein 21-Jähriger wurde in die Mosel geschleudert. Mit Booten suchten die Polizei (Foto) und die Feuerwehr mehrere Tage nach dem Unfallopfer. Die Leiche wurde erst drei Wochen nach dem Unfall an der Schleuse Wintrich entdeckt. TV-Foto: Archiv/Sven Eisenkrämer

Zwei junge Männer kamen bei dem Unfall vor über einem Jahr ums Leben. Ein 21-Jähriger wurde in die Mosel geschleudert. Mit Booten suchten die Polizei (Foto) und die Feuerwehr mehrere Tage nach dem Unfallopfer. Die Leiche wurde erst drei Wochen nach dem Unfall an der Schleuse Wintrich entdeckt. TV-Foto: Archiv/Sven Eisenkrämer

Bernkastel-Kues. Den Kopf zum Boden gerichtet, mit leiser Stimme sprechend, versucht der junge Mann die Ereignisse jenes Tages, an dem zwei junge Leben ausgelöscht wurden und sich sein eigenes Leben für immer veränderte, aus seiner Erinnerung zu rufen. Bruchstückhaft und knapp sind seine Antworten auf die Fragen von Richter Hans-Eckhard Wagner. "Könnte ich doch alles wieder rückgängig machen", sagt er kaum hörbar am Ende der Verhandlung. Mit über 100 Stundenkilometern und einem Alkoholwert von 1,69 Promille im Blut ist der Angeklagte am 17. Februar 2007 gegen den alten Fährturm in Trittenheim gerast. Fünf junge Menschen aus Neumagen-Dhron, alle miteinander befreundet, befanden sich in dem kleinen Opel Corsa. Zwei von ihnen wurden dabei getötet, zwei weitere und der Fahrer schwer verletzt. Einen geraden, anständigen Weg ist der Angeklagte gegangen. Er hat die Schule absolviert, eine Lehre gemacht und wird voraussichtlich noch in diesem Jahr seine Meisterprüfung ablegen. Er hat sich nie etwas zu Schulden kommen lassen. Ein Junge wie viele, die den Eltern kaum Probleme bereiten. Doch den bisher begangenen geraden Weg hat der 22-Jährige am 17. Februar 2007 in unverantwortlicher Weise verlassen - aus Leichtsinn und Übermut. Er hat große Schuld auf sich geladen, die er sein Leben lang mit sich tragen wird, und für die er mit einer Gefängnisstrafe büßen muss. Zu 18 Monate Freiheitsstrafe ohne Bewährung verurteilte ihn gestern das Amtsgericht Bernkastel-Kues. Wie konnte es dazu kommen? Fünf Freunde setzen sich in ein Auto, wohlwissend, dass der Fahrer volltrunken ist. Mit einem Sektfrühstück und bester Laune beginnt der Fastnachtssamstag für vier der Freunde. Danach fährt man in eine Gaststätte in Trittenheim. Weil diese zunächst geschlossen ist, trinken die vier Freunde mitgebrachtes Bier, um danach im Gasthaus weiterzufeiern. Der Gastwirt erkennt, dass keiner mehr fahren kann und bringt sie mit seinem Auto zurück nach Neumagen-Dhron. Dort feiern sie mit Alkohol in privaten Räumen weiter. "Irgendeiner hatte dann die Idee, noch nach Leiwen zu fahren", sagt der Angeklagte." Das 17-jährige Mädchen, das dabei ist, schickt eine SMS an einen Freund. Dieser stößt dazu. Die fünf Freunde setzen sich ins Auto. In Trittenheim gibt es unter der Moselbrücke eine Straßenkuppe, die offenbar von jugendlichen Fahrern gerne als "Sprungschanze" genutzt wird. Das Auto rast in den Ort auf besagte Stelle zu. "Von hinten rief noch einer: Gib Gas", erinnert sich der Angeklagte. Ein Gutachter stellt später fest, dass der Fahrer mit mindestens 106 Stundenkilometern unterwegs war. Erlaubt sind dort nur 50. Das Auto hebt auf der Kuppe ab, kracht seitlich gegen den alten Fährturm, wird zurückgeschleudert und knallt von hinten gegen die Leitplanke. Drei Freunde sitzen hinten, keiner ist angeschnallt, nur einer überlebt den Unfall. Die junge Beifahrerin und der Fahrer sind angeschnallt und werden zusätzlich von Airbags geschützt. Sie überleben schwer verletzt, das Mädchen erleidet gar lebensgefährliche Verletzungen. Als ob das alles nicht noch tragisch genug wäre: Der beste Freund des Fahrers wird in die Mosel geschleudert. Die Leiche wird wochenlang gesucht, bis sie erst drei Wochen nach dem Unfall an der Schleuse Wintrich entdeckt wird.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort