Und ewig grüßt der Rochus

SEHLEM. Millionen von Autofahrern haben es gesehen. Generationen von fahrenden Leuten sind an ihm vorbeigekommen. Das Rochuskapellchen an der Landstraße bei Sehlem erfreut sich stetiger Beliebtheit.

Die Landstraße zwischen Salmtal und Hetzerath ist viel befahren, Tag für Tag, Jahr für Jahr. Sie wurde 1725 als Poststraße von Trier nach Koblenz erbaut und war die erste seit der Römerzeit in der Eifel, die durchgängig mit festem Belag errichtet wurde. Damals stand das Rochuskapellchen noch nicht, das heute am Ortseingang von Sehlem die Autofahrer grüßt und zugleich mahnt. Es wurde im Jahre 1792 errichtet, als die Feudalzeit sich ihrem Ende näherte und die französische Revolution nach Deutschland überschwappte. Seither sind Generationen von fahrenden Leuten an ihm vorbeigekommen, anfangs gemächlich mit der Pferdekutsche, seit der Mitte des 20. Jahrhunderts schnell und hektisch mit benzingetriebenen Motorfahrzeugen. Den Sehlemern ist die Rochuskapelle ans Herz gewachsen. Seit Menschengedenken pilgern sie einmal jährlich in großer Prozession von der Pfarrkirche zur Rochuskapelle. Die 69-jährige Erika Meyer, die im Haus neben der Kapelle wohnt, schwärmt geradezu: "Am Rochustag im August, wenn die Wittlicher Kirmes haben, findet ein festliches Hochamt in der Sehlemer Kirche statt. Das Dorf ist mit Fahnen geschmückt." Die anschließende Prozession wird von der Feuerwehr begleitet, von der Blasmusik feierlich umrahmt, und der Pfarrer schreitet unter dem Baldachin. Herbert Ries erzählt während der Prozession über Lautsprecher die Geschichte vom heiligen Rochus, dem Pestpatron. Im kleinen Kirchlein sind eine Rochusfigur und ein altes Pestkreuz angebracht zum Gedenken an die 87 Pest-Toten der Gemeinde Sehlem aus dem Jahre 1613. Ein großes Kruzifix mit Altar stammt aus dem Jahre 1880. Die Kapelle ist frisch renoviert. Horst Wittenbecher, Thomas Barth und Adolf Mayer haben im Jahre 2005 den Innenanstrich komplett erneuert und dem Kleinod sichtbar frischen Glanz verliehen. Bei der Farbzusammenstellung wurden die Männer von Hella Ries unterstützt. Die Meyers kümmern sich seit Menschengedenken um die Kapelle. "Meine Mutter hat das früher schon gemacht, und ich habe es weiter geführt." Und das, obwohl Erika Meyers Mutter 1971 im Alter von nur 55 Jahren an der Kapelle verunglückte. Sie und ihr achtjähriges Enkelkind wurden von einem Auto erfasst und tödlich verletzt. Darüber spricht Erika Meyer nur ungerne. Damals führte die Landstraße noch dichter an der Kapelle vorbei. Die Straße sei heute sicherer, aber der Verkehr und der Lärm habe in den letzten Jahren zugenommen. Dann spricht Erika Meyer wieder vom Rochuskapellchen, und ihre Augen strahlen: "Mein Mann hält alles um die Kapelle in Ordnung, ich mache das Innere."

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