Und immer wieder rosa Türme

Die kleine Stadt Prüm hat einiges zu bieten: Eine fast omni-präsente Basilika, eine schöne Aussicht von der Kalvarienberg-Kapelle aus und ein paar nette Plätze. Das 50 Räume umfassende Museum ist leider nur selten geöffnet.

Prüm. Erst einmal war ich zuvor in Prüm, und von diesem kurzen Besuch sind bei mir zwei Dinge hängen geblieben: Das Eifel-Literaturfestival und die Basilika. Beim neuerlichen Besuch für die TV-Reise-Reportage bestätigt sich mein Eindruck: Festival und Basilika sind prägend für diese Stadt. Für die hochkarätige Literatur-Veranstaltung wird überall geworben, ob vor oder in der Basilika, ob im Buchladen oder im Kleidergeschäft. Das große Gotteshaus taucht beim Rundgang immer wieder unvermittelt mit seinen rosa Türmen irgendwo im Hintergrund auf und hebt sich durch seine zeitlose Schönheit gelegentlich wohltuend von der Umgebung ab.Am Anfang meines Prüm-Besuchs steht ein kleines Problem: Wo parken? Ich gebe zu, ich bin verwöhnt von meiner Arbeitsstätte Wittlich, in der es ein Leichtes ist, zentrumsnah kostenlos zu parken. In Prüm lande ich als erstes ungewollt im Parkhaus am Friedhof gleich um die Ecke bei der Basilika. Doch das hat zwei Nachteile: Ich mag diese Häuser nicht und müsste vorab einen Parkschein lösen, weiß aber noch nicht, wie lange ich bleibe. Die Parkplätze am Altenmarkt und am Rathaus helfen auch nicht weiter, denn dort beträgt die maximale Parkdauer zwei Stunden. In der schnell zu findenden Tourist-Info an der Hauptverkehrsstraße bekomme ich den Rat, einen Parkschein für eine Stunde zu lösen und trotzdem den ganzen Tag zu bleiben. So löst man Probleme auf Prümer Art. Da überwinde ich auch gerne meine Parkhaus-Phobie, zumal die obere Etage wie ein offener Parkplatz wirkt.Nun also auf zu den Sehenswürdigkeiten, die mir die nette Frau von der Tourist-Info empfohlen hat. Die Basilika beeindruckt mich mit ihren riesigen Türmen und Figuren. Schön die halbrunde Sitzreihe auf dem Vorplatz. Drinnen finde ich die etwa 1800 Jahre alte Geschichte der Drei-Ärzte-Kapelle interessant. Die persischen Märtyer sollen auch irgendwie in der Springprozession in Prüm verehrt werden.Im barocken Abteigebäude nebenan, in dem heute das Regino-Gymnasium untergebracht ist, reizt mich ein Blick in den Kreuzgang, der im Prüm-Prospekt so malerisch anmutet. Doch schnell mache ich drinnen kehrt. Der ganz normale Pausenlärm wirkt wenig pittoresk, und Schul-Atmosphäre hat mich schon immer abgeschreckt.Nicht gerade einladend wirkt auch der Straßenlärm in der Hahnstraße, wenn dort auch einige Geschäfte locken. Ich verziehe mich lieber in die kleinen Gassen links und rechts der Hauptverkehrsstraße und treffe dort zuweilen auf Schönes: die Kanonikerhäuser, den Platz mit Ehrenmal und Wendelshäuschen mit hübsch platzierten Bänken, auf der anderen Seite der Innenstadt den Brunnenplatz am Altenmarkt, dessen einziges Manko das markerschütternde Geläut der Uhr ist.Der recht steile Weg hoch zur Kalvarienberg-Kapelle vorbei am ehemaligen Konvikt, dem heutigen Haus der Kultur, von dessen Geschichte ich draußen leider nichts erfahre, lohnt sich. Ich liebe es, mir Städte von oben anzuschauen, und zumindest einen Teil von Prüm — natürlich mit Basilika — überblicke ich von hier. Der Krater oberhalb der Kapelle, der 1949 bei einer Explosion eines unterirdischen Lagers mit 500 Tonnen Sprengstoff entstand, hat beeindruckende Ausmaße. Schade, dass ich hier oben nicht mehr über diese Geschichte erfahre. Schöner Abschluss: der Skulpturenpark

Schade auch, dass an diesem Tag entgegen der Ansage der Tourist-Info das Prümer Museum geschlossen ist. 50 Räume des Rathauses soll es einnehmen, und schön soll es sein, doch ist es je nach Jahreszeit nur zwei oder drei Tage in der Woche geöffnet. Das erscheint mir angesichts der sonst nicht all zu üppigen Liste von Sehenswürdigkeiten in einer Stadt, die im Krieg zu 80 Prozent zerstört war, als zu wenig. Die benachbarte Infostätte "Mensch und Natur" ist für Touristen auch an Regentagen sicherlich kein großer Magnet, wirkt sie doch recht angestaubt.Eine kleine Entschädigung an dieser Stelle bietet das Rathaus: Von der Terrasse in luftiger Höhe bietet sich ein schöner Blick auf die Stadt — Basilika inklusive.Zur Prümer Stadtgeschichte erfahre ich an diesem Tag nur etwas von der gleichnamigen Brunnenplastik auf dem Teichplatz. Die kommt allerdings umgeben von nicht allzu schöner Architektur und großen Reklame-Tafeln von Geschäften nicht sonderlich gut zur Geltung. Beim Kurpark des Luftkurorts stellt sich mir die Frage, was hat der Park — abgesehen vom Bad — mit Kur zu tun? Von der benachbarten Prümtalstraße und den Gewerbebetrieben kommt zu viel Lärm, als dass ich ihn genießen könnte.Genießen lässt sich hingegen der Brunnen- und Skulpturenpark in Niederprüm. Ein schöner Abschluss meines Besuchs. Wiederkommen werde ich sicherlich, das Städtchen am Hang hat mir insgesamt gefallen.Beim nächsten Mal will ich mir das Museum anschauen und die Überreste der Sandalen Christi. Von letzteren habe ich erst im Nachhinein erfahren. ca

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