Und nach der Arbeit in den Garten

BENGEL. Kurse, Videofilme, Gartengerät und jedes Jahr eine Tüte Steckzwiebeln kostenlos: Wer im Alftal Spaß am Gärtnern hat, tritt ein in den Obst- und Gartenbauverein. Und profitiert vom breiten Erfahrungsschatz, der sich im Lauf der Zeit hier angesammelt hat.

Wenn der Vorstand des Vereins zusammensitzt, wird kompetent gefachsimpelt. Die vier Herren haben Zeit ihres Lebens viel Zeit im Garten verbracht. Heute ein zeitaufwändiges Hobby, war es in der schlechten Zeit fast eine Notwendigkeit, so viel wie möglich eigenhändig anzupflanzen. Heinrich Janssen, der älteste in der Runde, kam vor 28 Jahren aus Essen ins Alftal. "Im Krieg hatten wir regelmäßig schulfrei", erinnert er sich. "Wir wurden zum Einsammeln der Kartoffelkäfer auf die Felder geschickt." Für die Jungs damals eine willkommene Abwechslung im Schulalltag. Allmählich ist der Vereinsvorsitzende Janssen gesundheitlich allerdings zu angeschlagen, um sich seinem Garten noch im größeren Ausmaß zu widmen. Dennoch: Erdbeeren und Josterbeeren, Lauch, Salate und Bohnen, und selbstverständlich alle Arten Kräuter zieht er immer noch selbst. "Kunstdünger kommt mir nicht in den Garten", sagt er überzeugt. Den Nährstoffnachschub beschafft er weitaus eleganter: Kompost und Torf, gemischt mit Mist von eigenen Hühnern, die ihm hinterm Haus die köstlichen Eier legen - fertig ist der ideale Dünger. Dass als angenehme Begleiterscheinung kaum mehr Restmüll in einem solchen Haushalt anfällt, bestätigen auch die anderen Herren aus dem Vorstand. Friedel Follmann, der ein Lied von der diesjährigen Kartoffelkäferplage singen kann, widmet sich neben dem Anbau von allerlei Gemüse und Obst (die Marmeladen macht seine Frau traditionell selbst, die Kinder werden selbstredend mitversorgt) besonders seinem Teich. Nicht nur der Nutzgarten steht also im Obst- und Gartenbauverein auf dem Programm, sondern auch der rein nach ästhetischen Gesichtspunkten "schön" angelegte Garten fürs Auge. Denn nur, wer über ausreichend Wissen über das Zusammenwirken verschiedenster Pflanzen (und Tiere natürlich auch!) verfügt, hat rund ums Jahr Freude an seinem Garten. Der Verein feiert in diesem Jahr bereits sein 75-jähriges Bestehen. Zu Kriegszeiten existierte er nicht nur weiter, es traten sogar auffallend viele Menschen bei. Kein Wunder, damals kämpfte man gegen den Hunger. Wie unwichtig die Vereinsmeierei bei den Gärtnern ist, beweist die Tatsache, dass der Vorstand dieses Jubiläum glattweg vergessen hat. Es geht ihnen nicht um Pöstchen und Formalitäten, sondern um sinnvolle Tätigkeiten auf solidem Boden: Fundiertes Wissen aus Jahrzehnte langer Arbeit im Garten weiterzugeben. Freuen würden sich die Mitglieder, wenn ein paar jüngere Interessenten hinzukämen. "Neubaugebiete mit jungen Familien haben wir eigentlich genug", meint Kassierer Klaus Koch. Kurt Moseler, 2. Vorsitzender des Vereins, zählt die Serviceleistungen auf, von denen jedes Mitglied profitieren kann. Kurse für den korrekten Obstbaumschnitt, Videofilme und Fachbücher, allerlei nützliche Gerätschaften wie meterlange Astscheren, Obstkelter und Spritzgeräte: Wer sich das alles aus dem eigenen Portemonnaie finanzieren möchte, bezahlt es teuer. Moseler: "Bei uns bekommt man das für vier Euro Mitgliedsbeitrag im Jahr!" Nicht zu vergessen die Tüte Steckzwiebeln, die an alle in jedem Frühjahr ausgegeben werden. Janssen: "Darauf warten die Leute regelrecht." Sie warten auch auf die alljährliche Fahrt: im vergangenen Jahr in den Odenwald, und kürzlich zur Landesgartenschau, auch das für überraschend wenig Geld. Wen wundert es, dass die Gartenfreunde Zulauf von außerhalb haben. Einen nützlichen Tipp gegen Wühlmäuse, die Feinde aller Gärtner, gibt Janssen an alle Leser des Trierischen Volksfreunds heraus: Johannesbrot an den Stellen verteilen, wo sie so gerne auftauchen. Das hilft immer, verspricht er. Und macht es selbst genauso.

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