Ungeziefer beim Kunden

BERNKASTEL-KUES. (peg) Beim ersten Bernkasteler Getränkesymposium im Hotel Moselpark diskutierten namhafte Vertreter aus Getränkeproduktion, -handel und -transport über ihre Branche. Einer von ihnen sprach über Chancen und Risiken der neuen Verpackungsverordnung.

 Ohne ein Grüner zu sein, hält er die Produkthaftung für sinnvoll: Siegfried Harzheim, Geschäftsführer der Westpfand Clearing.Foto: Petra Geisbüsch

Ohne ein Grüner zu sein, hält er die Produkthaftung für sinnvoll: Siegfried Harzheim, Geschäftsführer der Westpfand Clearing.Foto: Petra Geisbüsch

Einer der Referenten des ersten Bernkasteler Getränkesymposiumwar Siegfried Harzheim, Geschäftsführer der Westpfand Clearing GmbH, der konkrete Hindernisse und Schwierigkeiten bei der Umsetzung der eigentlich seit dem 1. Januar geltenden, jedoch bisher kaum umgesetzten neuen Verpackungsverordnung, beschrieb.Produkthaftung ist grundlegender Gedanke

"In Köln funktioniert unser System", so Harzheim, und forderte zur Übernahme des Prinzips deutschlandweit auf. Die Notwendigkeit einer gesetzlich verordneten, nationalen Clearing-Stelle sieht er nicht. In der freien Marktwirtschaft seien regionale Clearing-Stellen in der Lage, miteinander Verträge auszuhandeln, die dieses Problem regeln. Der grundlegende Gedanke der Verpackungsverordnung sei die Produkthaftung. Ohne ein Grüner zu sein, halte er diese Idee für sinnvoll, so Harzheim auf TV -Nachfrage hin. Die neue Gesetzgebung beinhalte zwar Risiken, aber ebenso Chancen für deutsche Unternehmen, führte er weiter aus. Besonders die Rücknahmepflicht sei "ein heißes Eisen" und biete ein zusätzliches Marktsegment. Anschaulich erläuterte er die Schwierigkeiten, die durch bisherige Modelle entstehen, und sorgte so für ein bisweilen höchst amüsiertes Publikum noch unmittelbar vor der Mittagspause. Wenn der Endverbraucher zu Hause seine nicht restlos entleerten Getränkedosen in der Plastiktüte deponiert und sich so nicht nur die Finger klebrig macht, sondern damit auch zahlloses Ungeziefer anzieht, zeuge dies davon, wie wenig durchdacht die Praxis bisher sei. Auch der Pfandrücknahmeautomat an jeder Getränkeverkaufsstelle sei so ein Beispiel. Am Boden sammele sich zügig eine Mixtur von flüssigen Überbleibseln der abgegebenen Dosen an: Ein Fall für belastete Wasser, für deren Entsorgung es in Deutschland einer speziellen Genehmigung bedürfe. Außerdem stellten solche Geräte ein El Dorado für zerstörungswütige Zeitgenossen dar. Harzheim sprach auch die Problematik der zu erwartenden, EU-weiten Vereinheitlichung der Verpackungsverordnung an. Jeder Staat habe bisher sein eigenes System, was für zusätzliche Unsicherheiten bei der Etablierung einer Rücknahme- und Wiederverwertungspraxis sorge. Per Gesetz liege keine exakte Definition für "ökologisch wertvolle" Wertstoffe vor. Sei ein Artikel derart deklariert, erübrige sich dadurch die Pfandpflicht.

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