Unorthodoxe Revue
ENKIRCH. (dju) Die evangelische Kirche im Rheinland kann auf eine lange und vielfältige Tradition zurückblicken. Angefangen von den ersten Reformationsversuchen im Niederrhein, an der Mosel oder in der Pfalz bis hin zum Aufbau einer evangelischen Kirche in der preußischen Rheinprovinz und der Bekennenden Kirche mit Pfarrer Paul Schneider.
Vieles aus dieser bewegten rheinischen Kirchengeschichte findet sich im Archiv der Evangelischen Kirche im Rheinland wieder, das von der achten Rheinischen Provinzialsynode in Neuwied 1853, also vor fast genau 150 Jahren, eingerichtet wurde und zunächst seinen Sitz in Koblenz hatte. Seit 1951 befindet sich das Archiv mit seinen Zeugnissen evangelischen Lebens aus fünf Jahrhunderten im Landeskirchenamt in Düsseldorf. Eine gute Gelegenheit, sich ein Bild über diese spannende rheinische Kirchengeschichte zu machen, ist die aus Anlass des Jubiläums konzipierte Ausstellung "Anvertraute Zeit", die vom 8. bis 14. November in der evangelischen Kirche in Enkirch zu sehen ist. Auf 40 Bildtafeln werden ausgewählte Facetten evangelischen Lebens aus 500 Jahren vom Niederrhein bis zur Saarregion gezeigt. Bildcollagen, die im Zusammenspiel mit kostbaren Originalen aus dem Fundus des rheinischen Archivs eine unorthodoxe Revue durch die rheinische Kirchengeschichte geben. Ziel ist eine Darstellung des Alltags mit seinen kleinen Sorgen, sei es um den angemessenen Stuhl in der Kirche, Fragen der Amtstracht und der kirchlichen Finanzen. Angesprochen werden darüber hinaus individuelle Ausprägungen von Frömmigkeit wie auch Aspekte des vielfältigen kirchlichen Vereinswesens. Auch der Hunsrück findet sich in der Ausstellung wieder. So ist eine Tafel dem "Prediger von Buchenwald", Pfarrer Paul Schneider aus Dickenschied, gewidmet, der seinen Widerstand gegen den Nationalsozialismus vor 65 Jahren mit dem Leben bezahlte. Eine andere Tafel berichtet über das Simultaneum in Kirchberg, das bis 1965 bestand und über den Alltag dieses Miteinanders von Katholiken und Protestanten über 300 Jahre hinweg berichtet. Die Ausstellung "Anvertraute Zeit" in der evangelischen Kirche in Enkirch ist vom 8. bis 14. November täglich von 10 bis 18 Uhr geöffnet, der Eintritt ist frei. Zur Ausstellung ist ein kleiner Katalog erschienen, der in Enkirch erworben werden kann.