Unschuld der Landschaft

BERNKASTEL-KUES. (mü) Das verschollene Gemälde anno 1852 von George Clarkson Stanfield, das die Stadt Bernkastel-Kues zeigt, können Interessierte im Cusanusstift betrachten.

 Gerd Bayer erläutert das Stanfield-Gemälde, das zurzeit Cusanus-Stift zu sehen istFoto: Claudia Müller

Gerd Bayer erläutert das Stanfield-Gemälde, das zurzeit Cusanus-Stift zu sehen istFoto: Claudia Müller

Stanfield (1828 - 1878) ist ein Meister der Montage, sein Gemälde beeindruckt durch bestechende Details. Vor annähernd 25 Jahren entdeckte Bernd Wendhut das Gemälde von Bernkastel-Kues im Werksverzeichnis und war seither auf der Suche nach diesem Bild von George Clarkson Stanfield (der TV berichtete). Nun öffneten sich die Türen zum St. Nikolaus Hospital und Rektor Professor Alfons Bechtel war es eine Freude, dass das Stanfield-Gemälde von Gerd Bayer vorgestellt wurde. Gerd Bayer, der in Bausendorf lebt, studierte Kunstgeschichte und hat bereits mehrere Werke zur Kunstgeschichte herausgegeben. Er präsentierte den Zuschauern das Bild aus dem Herzen heraus in sehr lebhaften Farben und erläuterte auch die ersten Malerlebnisse von Stanfield. Dieser schaute seinem Vater William über die Schultern, so entdeckte er mit ihm Rhein, Neckar und Mosel und kam zum Malen. Vater William Clarkson Stanfield malte dramatische Landschaften, die Darstellungen von George hingegen leben von der Liebe zur Topographie, er malt realistisch, mit Licht und Schatten aber nicht bedrängend und ist ein Meister der Montage. "Das Bild aus dem Jahre 1852 von Bernkastel-Kues ist mit vielen Kleinodien behaftet", so Bayer. Die Burg Landshut ist normalerweise aus Sicht der Burgstraße nicht sichtbar, die Treppe ist besonders akzentuiert, der Mann auf der Treppe weist den Betrachter ins Bild und zeigt auf eine mittelalterliche Häusergruppe, die so nicht existent war. Die Staffage ist von hervorragender Bedeutung für den Rhythmus und die Dynamik des Bildes. Im Mittelpunkt des Bildes steht ein Kreuz, die bewusste Stilisierung eines Ortes und der einfachen Winkel, das Pittoreske wird zum Gegenstand erhoben. Die Unschuld der Menschen kollidiere mit der Unschuld der Landschaft, schließt Bayer. Bei der Maltechnik handelt es sich um Lasurmalerei, die Farbe wird durch Lösungsmittel immer weiter verdünnt und aufgetragen, Stanfield schafft so feinste Schattierungen, die Zeichnung wird plastisch. An den kommenden vier Sonntagen kann das Gemälde von 14 bis 18 Uhr im Konventsaal des St. Nikolaus Hospitals/Cusanusstift von interessierten Bürgern begutachtet werden.

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