Unterricht zur Probe für die "Wackelzähne"

LONGKAMP. Vorschulkinder dürfen dank einer Kooperation von Kindertagesstätte und Grundschule in Longkamp schon etwas früher als andere zur Schule gehen – allerdings nur probeweise.

Bauchweh vor dem ersten Schultag brauchen die Longkamper Vorschulkinder nicht zu haben. Wenn die "Wackelzähne" samt Schultüte und voller Wissensdrang ihre Schule betreten, haben sie deren Geheimnisse längst erkunden können. Dank einer Kooperation der örtlichen Grundschule und der Kindertagesstätte dürfen sie immer schon etwas früher als andere Kinder zur Schule gehen. Quasi probeweise, um etwaige Ängste vor der Schule abbauen zu können. Die letzten sechs Monate vor der Einschulung gehen sie daher montags und mittwochs morgens gegen neun Uhr vom Kindergarten aus Richtung Schule. "Wir machen das schon seit vier Jahren", berichtet Katja Schuch, Leiterin der Kindertagesstätte Longkamp. Wichtig sei, dass die Kinder sich in ihrer künftigen Umgebung wohl fühlen. Dem ersten "Schultag" vorgeschaltet sind daher über einen Zeitraum von einem Jahr verschiedene Aktionen wie Bäumchen pflanzen im Schulwald, ein gemeinsamer Singkreis oder Umweltaktionen. Sind die Wackelzähne dann in der Schule, dürfen sie einzelne Unterrichtsstunden besuchen, oder sie üben sich im Würzburger Sprachprogramm. Zur Auflockerung geht's ins Spielzimmer oder vor den Ofen im Foyer, wo Viertklässler den Kleinen eine Geschichte vorlesen. Wichtige Bausteine sind auch das gemeinsame Frühstück oder die Pausen auf dem Schulhof. Letztgenannte scheinen für die angehenden I-Dötzchen ohnehin das Größte zu sein. Die meisten der Fünf- und Sechsjährigen geben wie Marc an, dass das Schönste an der Schule die Pausen sind. "Draußen haben ich und der Ramon Fangen gespielt", erzählt Robin ganz begeistert. In der Schule könne man einfach besser spielen, erklärt Doreen. Maximilian und Oliver lieben es auch, wenn sie im Rahmen des Würzburger Programms reimen dürfen. Und Schreiben können die meisten von ihnen auch schon, wie Celina erzählt. Zumindest ihren Namen, was Jerome auch flugs unter Beweis stellt. Schuhe binden muss auch sein

Abgesehen von "vorschulischer Lesekompetenz und mathematischer Kompetenz", so Grundschulleiter Peter Brucker, verfolgen Lehrer und Erzieher mit der Kooperation noch ein anderes Ziel: "Die Kinder müssen sich anziehen können, sich artikulieren können", macht der Pädagoge deutlich, dass es manchmal gerade an diesen Dingen fehlt. Eltern seien oft der Meinung, ihr Kind sollte zählen können, bevor es zur Schule geht, bestätigt Schuch, die selbst bei Brucker die Schulbank gedrückt hat. Dass ein Kind sich aber vielleicht noch nicht die Schuhe binden kann, werde da schon mal vernachlässigt. Hauptziel der Kooperation ist jedoch, den Kindern den Wechsel vom Kindergarten in die Schule zu erleichtern. "Das soll ein gleitender Übergang sein - kein Bruch", sagt Brucker. Für die nächsten Jahre sei an eine Erweiterung der Kooperation, beispielsweise im Bereich Fremdsprachen, gedacht.

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