Unterwegs im Mitternachtsmobil

KRÖV. Sie übernehmen seit Jahren direkt nach dem Start die Spitze, haben den Kröver Mitternachtslauf aber noch nie gewonnen: Olaf Junglen und Markus Schetter sorgen im Führungsfahrzeug dafür, dass die Sieger den Weg durch die Nacht finden.

"Ohne uns wird nicht gestartet", erklärt Olaf Junglen. Viel Zeit bleibt trotzdem nicht. Gerade heute, da es zum ersten Mal in der 20-jährigen Mitternachtslauf-Geschichte durchgehend regnet, muss der Zeitplan eingehalten werden. Also springt Olaf Junglen auf seinen überdachten Sitz auf der Ladefläche des Jeeps, ordnet seine Starterlisten. Ein letzter Funkspruch an die Feuerwehr: "Ist die Strecke frei?" - Ja! Dann kann es los gehen: Junglen hängt sich das Mikrophon um den Hals und dreht die Musik lauter. Es ist kurz vor Mitternacht am Pfingstsamstag, als Markus Schetter den Motor seines Geländefahrzeugs startet. "...drei, zwei, eins!" Ehrengast Christoph Böhr schickt mit lautem Knall knapp 400 Läufer im letzten von acht Rennen dieser Nacht auf die Strecke. Rücken an Rücken mit Junglen sitzend gibt Schetter Gas. Die Meute ist nicht mehr zu stoppen. Nichts wäre jetzt peinlicher, als ein Führungsfahrzeug, das den Weg versperrt. Die Strecke frei halten ist eine Aufgabe von Schetter und Junglen. Es gebe immer wieder Leute, die meinten, die Straßensperrung beim Kröver Mitternachtslauf gelte nicht für sie, erklärt Junglen. Eine Horrorvorstellung, wenn plötzlich ein Auto den Läufermassen entgegen rasen würde. Deshalb fahren die beiden seit einem Dutzend Jahre vorne weg. Ihr Fahrzeug ist alljährlich ein Hingucker: Diesmal thront ein Männchen mit Nordic-Walking-Stöcken auf dem Dach. "Wir machen jedes Jahr etwas anderes. Und Nordic- Walking ist momentan nun mal Trendsportart. Wir hatten aber schon alles: Surfbrett, Weihnachtsmann, Superman...", erzählt Schetter. Mit Walking hat das, was an der Spitze abgeht, wenig zu tun. Im Höllentempo stürmen die Mitternachtsläufer los. Bei Schetter ist höchste Konzentration gefragt. Durch die blendenden Scheinwerfer fährt er die Robert-Schuman-Straße hinab. Die Musik dröhnt aus den Lautsprechern. Junglen feuert Zuschauer und Läufer an. Am Kröver Rathaus verschmilzt seine Stimme mit denen der Streckensprecher Manfred und Christoph Engels. Dann wird es etwas ruhiger - und dunkler. "20 Meter. Gut", gibt Junglen zwischen den Kommentaren Anweisungen an den Fahrer. Der Abstand zum führenden Läufer muss stimmen. Der soll natürlich nicht die Abgase einatmen, aber zu weit weg darf Schetter auch nicht fahren. In der Stablostraße passiert es dann: Der Führende Dominik Burkhardt rennt plötzlich neben dem Jeep. Schetter beschleunigt und wie zur Entschuldigung feuert Olaf Junglen den Vorjahressieger an: "Super Dominik!" Ein letztes Mal geht es für Schetter und Junglen mit dem Läufer von der LG Neckar-Enz im Schlepptau durch das Zuschauerspalier am Rathaus. An der Weinbrunnenhalle übergibt Junglen das Wort an den zweiten Streckensprecher Ludwig Beißel: "Ludwig! Hier kommt Dominik Burkhardt", ruft der Kröver durchs Mikrophon. Wenige hundert Meter weiter findet die Fahrt ein vorläufiges Ende. "Wir fahren eineinhalb Runden mit, bis zu viele überrundete Läufer vor uns sind. Dann ist es zu riskant. Wir warten dann bis der letzte zum letzten Mal an uns vorbei kommt und fahren hinter ihm her. Dann weiß auch jeder, jetzt ist der letzte durch", erklärt Schetter. Gegen ein Uhr am Sonntagmorgen hat es auch das Duo geschafft: Das Mitternachtslaufmobil steht am Moselufer und Junglen und Schetter können das Feuerwerk bewundern. Nach acht Stunden endlich Feierabend.

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