Unwetter wütet an der Mittelmosel

Lieser/Bernkastel-Kues · Ein Hagelunwetter hat gestern Morgen in Weinbergen der Mittelmosel enorme Schäden verursacht. Besonders schlimm betroffen ist Lieser. Dort und in anderen Orten liefen zudem zahlreiche Keller voll.

Lieser/Bernkastel-Kues. "In manchen Weinbergen dürften die Schäden bei hundert Prozent liegen. Dort ist die Ernte total vernichtet." Gerd Stettler, Ortsbürgermeister von Lieser, ist tief betroffen: "Die Schäden, die der Hagelsturm verursacht hat, dürfte in die Hunderttausende gehen", schätzt er. Die bis taubeneigroßen Hagelkörner haben Blätter, Triebe und die kleinen Träubchen abgeschlagen. Stettler: "Erst in zwei, drei Tagen wird man genau sehen, wie schlimm es ist - ob die Triebe absterben oder doch noch einige weiterwachsen." Winzer Stefan Loersch fährt kurz nach dem verheerenden Unwetter mit Ehefrau Jutta in die Weinberge. Überall liegen Geröll und Schlamm auf den Wegen, manche sind wegen der Wassermassen kaum noch passierbar. Seinen Dornfelder-Weinberg in der Lage Lieserer Schlossberg hat es besonders schlimm getroffen. "Da ist fast alles kaputt", sagt er.Dhrontalsperre läuft über

An Gebäuden oder Fahrzeugen hat der Hagel kaum Schäden angerichtet. Die Körner waren diesmal kleiner als beim katastrophalen Unwetter im August 2011. Das Unwetter zog gegen halb zehn am Morgen über die Mittelmosel. "Es war auf einmal schwarz wie in der Nacht", sagt Gregor Mehn. "Plötzlich rauschten große Wassermengen durchs Dorf. Hagel und Geröll verstopften die Gullys, viele Keller liefen in wenigen Minuten voll. Peter Thanisch betreibt am Markt in Lieser eine Gaststätte. Der Keller, in dem er Lebensmittel und Getränke aufbewahrt, war in wenigen Minuten voll Wasser. Thanisch: "Das ging alles so schnell. Die Gasse hatte sich in einen Bach verwandelt." Betroffen war auch die Grundschule Lieser, wo die Wassermassen in den Keller schossen. Die Schüler wurden nach Hause geschickt und von ihren Eltern abgeholt. In Burgen trat der Frohnbach über die Ufer. Feuerwehrmänner errichteten oberhalb des Ortes mit Sandsäcken und Brettern eine Sperre und konnten die Flut größtenteils umleiten. Kritisch war am Mittag die Situation unterhalb der Dhrontalsperre. Sie konnte die enormen Wassermassen nicht mehr fassen und lief über. Die Feuerwehr benachrichtigte die rund 30 Anwohner in Papiermühle und Dhron, die nahe am Bach wohnen. Diese sicherten ihre Häuser vorsorglich mit Sandsäcken und Brettern. Das Unwetter wütete auch in Kues, Andel, Mülheim, Maring-Noviand, Veldenz, Zeltingen-Rachtig und Kinheim. Auch dort mussten die Feuerwehren zahlreiche Keller auspumpen. Insgesamt waren 20 Feuerwehren mit 40 Fahrzeugen und rund 180 Aktiven im Einsatz, berichtet der Wehrleiter der VG Bernkastel-Kues, Thomas Edringer. Die Straßenmeistereien waren im Dauereinsatz, um von Geröll und Schlamm überschwemmte Straßen freizuräumen - unter anderem bei Kröv, Enkirch, zwischen Kues und Lieser und zwischen Ürzig und der Lösnicher Brücke. Die Bahnstrecke zwischen Bullay und Neef musste zeitweise gesperrt werden.Weitere Fotos und Videos volksfreund.de

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