Verbandsgemeinde vor der Zerreißprobe

Kröv-Bausendorf wird es in einigen Jahren als Verbandsgemeinde in der jetzigen Form nicht mehr geben - oder doch? Die VG steht auf der Liste der gefährdeten Gebietskörperschaften des Innenministeriums. Doch sie wehrt sich (noch). In einer Serie wird der TV das Thema "VG Kröv-Bausendorf und die Kommunalreform" von vielen Seiten beleuchten.

Kröv-Bausendorf. Den 26. Februar 2009 wird Otto Maria Bastgen sicher so schnell nicht vergessen. An diesem Tag erfuhr der Bürgermeister, dass Kröv-Bausendorf auf der Liste der Verbandsgemeinden im Land steht, die nicht eigenständig bleiben sollen. Ein Schock für Bastgen, aber auch für sehr viele Bürger, die ihre kommunalpolitische Eigenständigkeit bedroht sehen. Bastgen will am liebsten, dass alles so bleibt, wie es ist. Seit 40 Jahren existiert nun die VG Kröv-Bausendorf mit ihren zehn Ortsgemeinden Kröv, Bausendorf, Kinderbeuern, Bengel, Reil, Kinheim, Hontheim, Diefenbach, Willwerscheid und Flußbach. Und seit 14 Jahren ist Bastgen Bürgermeister dieser kommunalen Gebietskörperschaft. Bastgen will wieder Bürgermeister werden. Das hat er am Dienstag vor einer Woche erklärt. Und Bastgen will mit Sicherheit nicht als "Insolvenzverwalter" seiner Verbandsgemeinde in die Geschichte eingehen. Aber: Genügt es einfach nur "Nein" zu sagen? Andere Verbandsgemeinden, die ebenfalls ihre Eigenständigkeit verlieren sollen, gehen andere Wege. Die Verbandsgemeinde Neumagen-Dhron zum Beispiel. Sie hat sich frühzeitig für eine freiwillige Fusion entschieden. Auch die VG Thalfang ist weniger ablehnend als Kröv-Bausendorf. Die kleine Hunsrück-VG will Innenminister Bruch einladen. Und: Man will die weitere Entwicklung "aktiv gestalten".

In Kröv-Bausendorf sind sich bislang alle Fraktionen im Verbandsgemeinderat einig: Ihre knapp 8800 Einwohner umfassende Gebietskörperschaft dürfe auf keinen Fall zerschlagen werden. Man will lieber wachsen, also eher Gemeinden aufnehmen, als mit anderen Kommunen fusionieren. Zwei Argumente werden immer wieder angeführt: Die kleine Verbandsgemeinde arbeite effektiv und befinde sich in einem guten Zustand. Bürgermeister Bastgen sagte bereits im April dieses Jahres: "Ich selbst wohne in einer größeren Verbandsgemeinde (Bernkastel-Kues, Anm. d. Red.) und stelle fest, dass nichts besser und vor allen Dingen auch nichts billiger ist."

Aber: Die Verbandsgemeinde ist klein und weit von dem Wert entfernt, den das Land für eine sinnvolle Größe hält. Zudem ist die Zahl der Einwohner rückläufig. Sie ist geografisch uneinheitlich und umfasst zugleich Moselorte wie Kröv genauso wie Dörfer in der Eifel wie Hontheim und "Vororte" der Stadt Wittlich wie Flußbach.

Das zweite Argument ist die Geschichte. Mit Stolz verweisen vor allem die Kröver auf die 1000-jährige Geschichte des "Kröver Reiches", ein politisches Gebilde, das 1794 aufgelöst wurde, als die Franzosen den Klein- und Kleinststaatereien ein Ende bereiteten.

Was war das Kröver Reich, und wie hat sich die Geschichte auf das Fühlen und Denken der Menschen ausgewirkt? Auch diese Frage wollen wir in mehreren Beiträgen in dieser und nächster Woche beantworten.

Wir beschäftigen uns außerdem mit der Frage, wie es 1970 zur Bildung der Verbandsgemeinde Kröv-Bausendorf kam und welche Kriterien dabei ein Rolle spielten. Wir sprechen mit Bürgermeister Otto Maria Bastgen und fragen schließlich die Menschen vor Ort, ob sie sich vorstellen können, einer anderen Verwaltungseinheit anzugehören. EXTRA In der Verbandsgemeinde Kröv-Bausendorf leben 8797 Menschen (Stand: 31. Dezember 2008, Angaben vom Statistischen Landesamt); davon in Bausendorf 1291, Bengel 876, Diefenbach 62, Flußbach 453, Hontheim 829, Kinderbeuern 1070, Kinheim 787, Kröv 2282, Reil 1084 und Willwerscheid 63. Die Bevölkerungszahl ist in den vergangenen Jahren stark rückläufig. Im Jahr 2002 lebten noch 9286 Menschen in der Verbandsgemeinde. Der höchste Wert wurde 1967 mit 9401 Personen erreicht. Die Verbandsgemeinde umfasst eine Fläche von 116,36 Quadratkilometern. (sim)

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