Verflixtes Rechen-Exempel

WITTLICH. Die Fahrpreise und auch der Service der Bahn lassen aus Sicht mancher Kunden zu wünschen übrig. Oder ist es gar nicht die Bahn? Sorgt der Verkehrsverbund Region Trier für Fahrpreis-Verwirrung? Jedenfalls ist es für Bahncard-Kunden billiger von Bullay nach Trier zu reisen als die kürzere Strecke von Wittlich nach Trier.

Keinesfalls ein Scherz zur Fastnacht: Von Bullay nach Trier ist die Bahnfahrkarte mitunter billiger als von Wittlich nach Trier. Sogar wer mit dem Intercity (IC) von Wittlich nach Trier will, braucht dafür keinen Cent mehr zu zahlen als mit der Regionalbahn. Inhaber der Bahncard 50 kennen das Spielchen schon lange. Auf der IC-Strecke nach Trier wird die Bahncard 50 voll anerkannt, mit dem Regionalexpress wird nur 25 Prozent Rabatt gewährt, weil der im Verkehrsverbund Region Trier (VRT) fährt. Die Fahrkarte sowohl für Bullay-Trier wie Wittlich-Trier kostet 4,55 Euro. Wer dann noch eine Firmenbahncard hat, erhält weitere zehn Prozent Rabatt und kommt von Bullay nach Trier für 4,10 Euro, billiger als von Wittlich aus. Noch interessanter wird es, wenn ein Wittlicher nach Ehrang fährt. Preis des VRT mit Bahncard: 4,55 Euro, Preis mit Bahncard, wenn von Ehrang nach Bullay gelöst wird: 3,80 Euro. Verärgert sind Bahncard-Inhabern zudem darüber, dass die Bahn im Dezember den Verkauf von Fahrkarten für den Verkehrsverbund am Schalter eingestellt hat. Erklärt wird das auf Aushängen in den Zügen: "Fahrkarten des VRT sind nur noch am Automat zu erhalten." Vielfahrer werden aufgefordert, Zeitkarten zu kaufen. Klingt zunächst plausibel, ist es aber nicht. Denn es gibt etliche Vielfahrer, die nur zwei bis dreimal wöchentlich nach Trier wollen.Von Wittlich aus zu teuer

Einer davon ist Jürgen Clemens aus Wittlich. Und der ärgert sich schon lange über die Preisgestaltung, weil er auch nach Koblenz fährt: "Nach Koblenz komme ich mit der Bahncard fast genauso billig wie nach Trier. Preis nur 5,85 Euro." Die Fahrt nach Trier ist somit nachteilig und seit Jahren zu teuer für viele Bahnkunden. Die für den Kunden unverständliche Preispolitik im Nahverkehr hat auch Folgen für den Fernverkehr, wenn die Zugfahrer verärgert auf andere Transportmittel umsteigen. Einer davon ist Alfred Thielen aus Serrig/Saar. Denn auch an der Saarstrecke gibt es das Problem mit der Bahncard. Thielen fährt deshalb nur noch selten mit dem Zug zur Arbeit nach Trier. Und zieht Konsequenzen auch im Fernverkehr: "Geschäftsreisen nach München, Darmstadt und Bonn, mittlerweile mindestens einmal wöchentlich, mache ich nur noch mit dem Leihwagen." Der Wittlicher Jürgen Clemens nennt noch ein Beispiel für aus Kundensicht unverständliche Preisgestaltung: "Für die Fahrt nach Cochem, ungefähr soweit wie nach Trier, bezahle ich von Wittlich aus nur 2,30 Euro. Eine solche Preisgestaltung ist einfach lächerlich." Jürgen Clemens und Alfred Thielen hätten auch einen Vorschlag: "Und dabei wäre die Lösung so einfach. Bahncardinhaber sollen wählen können, ob sie mit der Bahn oder dem VRT fahren wollen." Bleibt es bei der bisherigen Praxis, so werden viele Wittlicher Pendler weiterhin die Karte von Bullay nach Trier kaufen obwohl sie eigentlich erst ab Wittlich mitreisen wollen oder sie steigen auf PKW um. In beiden Fällen entgehen dem VRT die dringend benötigten Einnahmen.

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