Verheerender Volltreffer am 8. Januar

WITTLICH. Auf den Tag genau 60 Jahre ist es her, dass die frühere evangelische Kirche Wittlichs nach einem Bombenangriff aus dem Stadtbild verschwand. Die heutige Christuskirche erhielt 1963 ihren Namen.

Am 8. Januar 1945 bombardierten 14 amerikanische Flugzeuge mit insgesamt 37,5 Tonnen Bomben die Stadt Wittlich. Nach dem Angriff an Weihnachten 1944 war dies der zweite große Luftangriff innerhalb weniger Tage. Bei diesem Angriff bekamen auch die evangelische Kirche sowie das Pfarrhaus mit dem Gemeindesaal einen Volltreffer ab.Kriegsgefangene kamen im Keller ums Leben

Der damalige Pfarrer Wilhelm Johannes Fliedner hatte sich mit seiner Frau noch rechtzeitig in Sicherheit bringen können, doch im Keller des Gemeindehauses kamen 24 französische Kriegsgefangene bei dem Volltreffer ums Leben. Mit ihnen starben ein italienischer und ein belgischer Kriegsgefangener. Sie hatten im Keller des Gemeindesaales offenbar Schutz gesucht, als sie von der Arbeit kamen und auf dem Weg Richtung Gefängnis waren. Sie wurden auf dem Wittlicher Friedhof beerdigt. Der Leiter der evangelischen Volksschule, Lehrer Hans Haferkamp, organisierte mit seinen Schülern die ersten Aufräumarbeiten an der zerstörten Kirche. Die Orgelpfeifen wurden in den Keller des gegenüberliegenden Hospitals St. Wendelinus gebracht. Nach diesem furchtbaren Schicksalsschlag wurde der evangelischen Gemeinde dankenswerter Weise die Kapelle des St. Wendelinus-Hospitals für ihre sonntäglichen Gottesdienste zur Verfügung gestellt. In dieser Kapelle stand ein altes Harmonium, das zum Gottesdienst von Lehrer Haferkamp bespielt wurde. Es war ein uraltes Instrument mit beidfüßigem Blasebalg. Da die Blasebalg-Technik offenbar ziemlich ausgeleiert war, hörte man vor jedem Harmonium-Einsatz erst ein kräftiges Rumpel-Rumpel, und wenn noch nicht genügend Luft im Blasebalg war, jaulte das ehrwürdige, alte Harmonium ganz fürchterlich - zum Vergnügen der Kinder. Lehrer Haferkamp hatte anormal große Hände, mit denen er gut und gerne eineinhalb Oktaven greifen konnte. Und wer sich von seinen Schülern nicht ruhig und gesittet verhielt oder gar bei dem Harmonium-Gejaule kicherte, der kriegte am anderen Morgen in der Schule in der Karrstraße ungewollten Kontakt zu den großen Lehrerhänden. Am 12. Juni 1949 übernahm Pfarrer Walter Kastrup das Pfarramt der evangelischen Gemeinde von dem fast erblindeten 74-jährigen Pfarrer Fliedner. Seine erste Sorge galt dem bereits begonnenen Wiederaufbau der zerstörten Kirche. Am vierten Adventssonntag des Jahres 1949 konnte die Kirche wieder feierlich eingeweiht werden. Da für eine neue Orgel noch kein Geld da war, behalf man sich mit einem größeren elektrischen Harmonium. Im Jahr 1953 wurde dieses Harmonium, das eine Stiftung eines auf Veranlassung der Siegermächte in Wittlich einsitzenden Groß-Industriellen gewesen sein soll, durch eine neue Orgel der Orgelbaufirma Kleis aus Bonn ersetzt. Auf Beschluss des Presbyteriums erhielt die evangelische Kirche im Jahre 1963 den Namen "Christuskirche".

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