Vernichtet durch "Schwarzen Tod"

Bernkastel-Kues/Wehlen · Eine kleine Brunnenanlage an der Wehlener Umgehungsstraße weist seit anderthalb Jahrhunderten auf das Schicksal des verschwundenen Ortes Inkart hin. Im Jahre 1864 wurde der St. Marienbrunnen zum Gedenken an das im Jahre 1627 durch eine verheerende Pestepidemie ausgelöschte Dorf errichtet.

Bernkastel-Kues/Wehlen. In den Jahren 1347 bis 1353 wurden zahlreiche Europäer von einer todbringenden Krankheit heimgesucht: Sie bekamen Fieber. Es bildeten sich Beulen am ganzen Körper. Kurze Zeit später starb einer nach dem anderen. Die Pest war ausgebrochen. Etwa 25 Millionen Menschen fielen seinerzeit dem sogenannten "Schwarzen Tod" zum Opfer - ein Drittel der damaligen Bevölkerung Europas.
Nach dem Ende der großen Pandemiewelle des 14. Jahrhunderts brach die Pest in den folgenden Jahrhunderten immer wieder in einzelnen europäischen Regionen aus.
Zur Zeit des Dreißigjährigen Krieges wütete die Pest auch in der Moselregion. Dabei fielen ganze Ortschaften der Krankheit zum Opfer. Zu diesen Orten zählten unter anderem die Moseldörfer Inkart bei Wehlen und Werder zwischen Andel und Mülheim. In Inkart überstanden lediglich 14 Menschen die verheerende Pestepidemie. Nachdem die Überlebenden nach Wehlen zogen, verfiel die alte Siedlung, so dass heute kaum noch Spuren der ehemaligen Ortschaft vorhanden sind. Lediglich alte Karten und historische Dokumente zeugen von den verschwundenen Dörfern, um die sich zum Teil geheimnisvolle Geschichten ranken. Die Ortschaft Inkart findet man in historischen Kartenwerken auch unter der Bezeichnung Enkert oder Einkart.
Dorf geschichte(N)


Um die Erinnerung an das im Jahr 1627 durch die Pest vernichtete Moseldorf wachzuhalten, errichtete der Wehlener Bürger Jodocus Prüm (siehe Extra) im Jahre 1864 eine besondere Brunnenanlage, den sogenannten "Marienbrunnen". Dieser befindet sich heute im Bereich des Wehlener Ortsausgangs an der Umgehungsstraße in Richtung Zeltinger Staustufe.
Bereits zwei Jahrhunderte vor der Errichtung des St. Marienbrunnens baute "Emrich Caspari Burger Alhie zu Wehlen" im Jahre 1661 das Inkarter Kapellchen zum Gedenken an die Opfer der Pest. Die kleine, in direkter Nähe des St. Marienbrunnens gelegene Kapelle wurde im Jahre 2007 restauriert und mit einer Gedenktafel versehen. Auf dieser sind die ersten drei Strophen des Gedichtes Inkart von Josefine Grach (Cornelia von Machern) verzeichnet. Dort heißt es: "Still! Geh hier nicht so laut vorüber, wo die Natur selbst trauert, träumt, hier stand ein Dorf vor alten Zeiten, das hat der Schwarze Tod
geräumt."
Extra

Jodocus Prüm wurde am 22. September 1807 in Wehlen geboren. Er widmete sein Vermögen sozialen und kulturellen Zwecken. Neben dem St. Marienbrunnen und dem Jodocusbrünnchen auf dem Mooskopf baute er die Wehlener und Zeltinger Sonnenuhr. Er stellte zudem das abgebrannte Kapuzinerkloster "Zur Heiligen Familie" in Bernkastel als Kranken- und Waisenhaus wieder her. Nach ihm wurde die Jodocus-Prüm-Bürgerstiftung benannt, die im Jahre 2007 von seinen Nachfahren Dr. Jost Prüm und Dr. Eckart Prüm ins Leben gerufen wurde. Jodocus Prüm starb 1876 in Klausen. Sein Grab befindet sich in der Krypta der alten Kirche von Wehlen. phi

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